Union-Berlin-Blog: Warum machen wir das mit dem Frauen-Fußball?

Berlin - Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.
Christian Beeck, Jürgen Heinemann und Tobias Saalfeld.  © Archiv

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der Siebzigerjahre Unioner und als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet und hat ein erwachsenes Kind. Icke lebt heute in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.

Union Berlin haut Aktien raus, und Horst Heldt wird extra Mitglied
1. FC Union Berlin Union Berlin haut Aktien raus, und Horst Heldt wird extra Mitglied

Beecke (Christian Beeck), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union. Beecke hat 2 Kinder. In unserem Union-Blog fungiert Beecke als Berater.

11. Dezember: Warum machen wir das mit dem Frauen-Fußball?

Das Frauen-Team von Union Berlin ist gut in die zweite Liga gestartet.
Das Frauen-Team von Union Berlin ist gut in die zweite Liga gestartet.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Icke: Ja, auch der 1. FC Union verstärkt seine Anstrengungen rund um den Frauen-Fußball enorm. Und warum genau machen wir das?

Zahlreiche Studien (Uni Würzburg, WHU-Studie und viele weitere) sagen alle gleichlautend, der Frauen-Fußball birgt ein großes Zukunfts-Potenzial. Bis zum Dreifachen sollen sich die Zahlen europaweit potenzieren. Und anders als bei den Männern, wollen wir diesmal keine 30 Jahre warten, um vorn dabei zu sein.

Und wenn wir so etwas anpacken, dann aber auch richtig. Es ist kein Zufall, dass unsere Investition in den Frauen-Fußball – parallel zum neuen Trainingszentrum Oberspree erfolgt. Geplant war ursprünglich ein neues Nachwuchs-Leistungszentrum, herausgekommen ist ein Mega-Moderner Kick-Tempel für unseren Nachwuchs und die Frauenabteilung.

Nach Notfall während Bundesliga-Spiel: Union-Fan weiter im Krankenhaus
1. FC Union Berlin Nach Notfall während Bundesliga-Spiel: Union-Fan weiter im Krankenhaus

Schon in der letzten Saison haben wir unsere Frauen-Mannschaft so verstärkt, dass sie zu dieser Saison in die 2. Frauen-Bundesliga aufsteigen konnte. Das klappte auch. Gleichzeitig haben wir auf Vollprofibedingungen umgestellt. Hier investieren wir auch keine kleinen Beträge.

Der Lohn, der sich schon nach zwölf Spielen dieser Saison herausstellt: Platz 2 in der 2.Bundesliga – knapp hinter Erstligaabsteiger Nürnberg. Zum letzten Punktspiel gegen Bochum (1:1) kamen imposante 5.500 Zuschauer. Zweitausend von ihnen hatten eine Jahres-Dauerkarte. Am 29.September 2024 brachen wir mit 6.181 Zuschauern sogar den Zweitliga-Rekord der Frauen-Bundesliga 2. Und das alles findet neuerdings auch in unserem Haupt-Stadion An der Alten Försterei statt. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht klein, dass wir in der kommenden Saison ein Frauen-Team in der 1.Bundesliga haben.

Das sind alles Investitionen in eine gute Zukunft für den 1.FC Union. Das Männer-Team spielt jetzt in der sechsten Saison (!) Nonstop in der 1. Bundesliga. So sich unsere Frauen jetzt parallel auch in der höchsten Spielklasse festsetzen, hat das positive Wechselwirkungen auf den Gesamt-Verein. Und nein, Image- und Bekanntheits-Verbesserungen lassen sich nicht in Heller und Pfennig dingfest machen. Sie sind aber trotzdem real und vorhanden. Und wir schlagen damit (zukünftig) zwei Fliegen mit einer Klappe. Ein Nachwuchsleistungszentrum müssen wir laut DFB haben. Das kostet bekanntermaßen (viel) Geld. So aber unser Profi-Frauen-Team in Zukunft mit zur Konsolidierung des Gesamt-Vereins beiträgt, verschaffen wir uns einen – wenn auch kleinen – Vorsprung auf andere Erstligisten, die das in dem Umfang noch nicht haben oder planen. Eisern.

8. Dezember: Pech und Pannen = Pleite

Unions Rani Khedira (30) ist unzufrieden mit dem Spiel gegen Stuttgart.
Unions Rani Khedira (30) ist unzufrieden mit dem Spiel gegen Stuttgart.  © Tom Weller/dpa

Unionfux: Spiele wie am Freitag gegen Stuttgart sind wie ein Albtraum, wie eine Strafe für ich weiß nicht was.

Nach Wochen der weitgehend torlosen Erfolglosigkeit führen wir durch einen Kopfball von Doekhi, nach feiner Vorarbeit durch Schäfer, wenn auch glücklich wegen eines Torwartfehlers. Nach der Pause, wieder etwas glücklich, durch eine immer länger werdende Flanke von Skov (Khedira ist nicht mehr dran), gleich das zweite Tor - und für einige Sekunden denkt man doch tatsächlich, dass das diesmal etwas werden könnte, denn solche Führungen geben wir eher selten aus der Hand, und dem Gegner ist bis hierhin nicht viel gelungen.

Und dann schlägt das Spiel beinahe komplett um, fressen wir innerhalb weniger Minuten zwei Tore, in die stehende Abwehr (eine echte Seltenheit!!) und kaum haben wir uns davon scheinbar erholt, kriegen wir als böse Krönung das blödeste Tor seit Luthe vor drei Jahren gegen Feyenoord ausrutschte. Ich bin ohnehin kein Freund dieser ewigen Spielerei über den Keeper und mir tut Frederik Rönnow gewaltig leid, dass ausgerechnet dem Zuverlässigsten sowas passiert. Und dann ist es noch nicht mal irgendein relativ bedeutungsloses Tor, sondern besiegelt die dritte Niederlage in Folge. Denn danach gibt es nur noch einen abgefälschten Lattentreffer von Jordan und eine Gelborgie eines etwas seltsamen Schiedsrichters (habe ich auch ganz selten erlebt) in der Nachspielzeit und das war’s.

Und ich kämpfe mit einem Schleudertrauma vom entsetzten Kopfschütteln. Sicher, da kommt schon viel zusammen, das Fehlen von Kevin Vogt (wegen einer Zahn-OP) macht sich bemerkbar, das schnelle Anschlusstor hat zudem den Stuttgartern genau die Dynamik verschafft, die es braucht, um solche Rückstände zu drehen. Aber dass diesmal Benes nicht mal mehr im Kader steht, das ist doch absurd. Und auch diesmal wartet Svensson (worauf nur??) über eine Viertelstunde nach dem Rückstand, bevor er offensiv alles auf eine Karte setzt: Erst in der 84. Minute kommen Prtajin und Vertessen sowie Juranovic und da rennt der Mannschaft logischerweise schnell die Zeit davon. Dass der Kontrahent jede Möglichkeit nimmt, um Zeit zu schinden, ist nun mal eine gängige, wenn auch unsportliche Praxis. Natürlich haben wir uns fünfzig Minuten lang ziemlich gut aus der Affäre gezogen und wir agieren auch nicht so zaghaft wie zuletzt, aber das reicht leider nicht, denn unterm Strich steht nun mal abermals eine knappe Niederlage.

Wenn wir anfangen, über gute Ansätze zu schwärmen und über das fehlende Spielglück zu hadern, dann verkennen wir, dass unser letzter Erfolg sieben Wochen zurückliegt und wir Stück für Stück nach hinten durchgereicht werden - auch, wenn der Abstand zum Relegationsplatz immer noch sechs Punkte beträgt. Von Europa jedenfalls spricht niemand mehr. Das Heimspiel gegen Bochum muss so etwas wie der Wendepunkt sein, auch wenn der VfL nicht zu unseren Lieblingsgegnern gehört. Nichtsdestotrotz muss gegen einen Bundesligisten, der aus dreizehn Spielen erst zwei Punkte geholt hat, ein Sieg her, egal wie. Überzeugend wäre natürlich schön, doch dazu sollte auch ein Umdenken beim Trainer und seinem Team einsetzen. Umso schneller kann man den Albtraum von Stuttgart abhaken und, viel wichtiger, in die Erfolgsspur zurückfinden. Zeit wird’s.

7. Dezember: Verbesserung nicht belohnt

Unioner Diogo Leite (25, l.) kämpft gegen Stuttgarts Ermedin Demirovic (26) um den Ball.
Unioner Diogo Leite (25, l.) kämpft gegen Stuttgarts Ermedin Demirovic (26) um den Ball.  © Tom Weller/dpa

Icke: Gestern mal wieder im "Paris, Rom, Erkner" gewesen und coole Unioner getroffen. Und wir rieben uns in Halbzeit eins die Augen, gleich mehrmals.

Die Mannschaft, die da herzerfrischenden und gefährlichen Angriffsfußball spielte, das war Union? Unglaublich und gutgelaunt gingen wir mit dem absolut verdienten 1:0 in die Halbzeit. Dann wurde die 2. Halbzeit angepfiffen und drei Minuten später führen wir 2:0 in Stuttgart. Beim ersten Mal traf Doekhi per Kopf und das zweite Tor schoss Skov, der diesmal die rechte Seite beackerte und mit zu unseren besten Spielern gehörte. Und die "alten Säcke" am Tisch können immer noch rasant schnell aufspringen, wenn Union Tore macht. Beste Stimmung vor Ort!

Nur es ging leider nicht so weiter. Zweimal Woltemade und Karazor verdarben uns den bislang schönen Abend. Dieser Woltemade fiel mir schon beim letzten Bremer Spiel bei uns in Köpenick auf. Ein baumlanger Kerl, der auch noch kicken kann. Und gestern machte er sein wahrscheinlich bestes Bundesligaspiel. Das dann auch noch Rönnow einen kapitalen Bock schoss, passt zum vermaledeiten Abend.

Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt. Die erste Halbzeit gehörte uns, die zweite Halbzeit Stuttgart. Und wir hatten so viele Tor-Chancen wie lange nicht mehr. Es nützte schlussendlich alles nichts mehr. Stuttgart schaffte es mit seinen vielen Schauspielern, die drei Punkte nach Hause zu bringen. Apropos Schauspieler… Gott sei Dank gibt es im TV - Wiederholungen und Zeitlupen. Was sich die Schwaben in diesem Spiel erlaubten, war einfach ungehörig. Ohne gegnerischen Kontakt schreiend zu Boden zu gehen und minutenlang auf dem Rasen zu verweilen, zeigt wieviel Angst die Schwaben vor uns hatten. Und genau das oder so ähnlich - gab es gleich im Dutzend. Liebe schwäbische Fußballer, lasst das Theater. Das macht den Fußball kaputt.

Hoffen wir, dass wir den Schwung aus der ersten Halbzeit mit in unser (nächstes) Bochum-Heimspiel mitnehmen können. Union muss auch mal wieder spielerisch überzeugen und das nicht nur eine Halbzeit lang. Skov rechts zu bringen war ein Volltreffer. Bitte das so lassen! Gestern saß ein Benes dafür nicht mal auf der Ersatzbank. So langsam aber sicher, gibt es wohl dafür keine Erklärungen mehr. Wir haben doch alle Augen im Kopf. Sehen auch was Union fehlt. Nicht das Bo irgendwann alleinig über seinen Sturkopf stolpert. Gegen Bochum müssen drei Punkte her. Eisern!

5. Dezember: In Stuttgart übern Schatten springen

Union Berlins Benedict Hollerbach (23, l.) und Tom Rothe (20) würden gegen Stuttgart gerne einmal wieder jubeln.
Union Berlins Benedict Hollerbach (23, l.) und Tom Rothe (20) würden gegen Stuttgart gerne einmal wieder jubeln.  © Andreas Gora

Unionfux: So, der für uns oft so schwierige Monat November ist endlich Geschichte, abermals unergiebig und wenig Freude verbreitend, unterm Strich bleibt ein Punkt und ein Tor. Und es liegt nur an unserem guten Auftakt, dass wir uns eine derartige Schwächephase leisten können.

Nun geht es in den Jahresendspurt, nur noch drei Spiele warten auf uns bis Weihnachten, auswärts in Stuttgart und in Bremen, zu Hause gegen Bochum, da muss das Mindestziel beim Erreichen der Zwanzig-Punkte-Grenze liegen.

Und deswegen wäre es gut, wenn noch vor der kurzen Winterpause von drei Wochen ein leichtes Umdenken bei Bo Svensson einsetzen würde, denn im Moment liegt unser Sicherheitsfussball komplett auf der Butterseite.

Wenn wir so in die letzten drei Spiele gehen, was wollen wir auf diese Art und Weise holen? Vielleicht einen Punkt, doch dazu dürfen wir keine Gegentore kriegen …

In den vergangenen Wochen fragte nicht nur ich mich oft: worauf wartet der Trainer eigentlich? Und zwar vor und während des jeweiligen Spiels. Ganz ohne Risiko geht es nun mal nicht, erst recht nicht nach einem Rückstand, wo man so bald wie möglich alles auf eine Karte setzen sollte.

Ich weiß einfach nicht, was Bo Svensson so hartnäckig gegen Laszlo Benes hat, aber wenn er den Jungen nicht mal nach einem Rückstand zu Hause bringt, um den überraschenden Pass zu spielen, der die gegnerische Abwehr unter Stress setzen kann - wann denn dann? Ich sehe bei uns leider keinen anderen Mittelfeldspieler, der wirklich offensiv denkt, außer vielleicht noch Jeong (für den es im Übrigen eine Kaufoption in Höhe von abenteuerlichen sechs bis sieben Millionen geben soll).

Nur, Svenssons Abneigung gegen den Slowaken ist mittlerweile nicht mehr rational zu erklären, sie übersteigt sogar seine seltsame Obsession für Jordan Siebatcheu (und das will was heißen!!). Und ja, ich komme mir in Sachen Benes vor wie eine tibetanische Gebetsmühle, aber die Ergebnisse des letzten Monats sprechen nun mal für sich und nicht für die Sturheit des Trainers. Und man kann nicht behaupten, dass diese Ergebnisse extrem unglücklich zustande gekommen wären, wenn man nicht gerade die ganz rosarote Brille aufhat. Wirklich unschlagbar allerdings war dabei lediglich der FC Bayern, die waren wirklich eine ganze Klasse besser, vielleicht auch anderthalb, dem Rest hat man es, mehr oder minder, doch etwas zu leicht gemacht.

Natürlich ist der kommende Kontrahent, der VfB Stuttgart, amtierender Vizemeister, ein schwerer Gegner - aber das Ziel kann wohl kaum eine möglichst knappe Niederlage sein, bei der man ganz ordentlich mitspielt, zumal der Gegner unter der Woche ein weiteres Spiel bestreiten musste (hätte zwar schwerer sein können, aber trotzdem).

Und so bleibt der Auftrag und die Hoffnung der jüngeren Vergangenheit nahezu gleich: Defensive ja, aber ein bisschen Fussball muss eben auch sein, zumindest streckenweise.

Und das ist keine persönliche Vorliebe meinerseits, sondern eine absolute Notwendigkeit. Diogo Leite dürfte wieder an Bord sein und, wie gesagt, ich würde endlich Benes eine Chance geben, wahrscheinlich für Kemlein, der etwas überspielt wirkt und den man doch nicht ganz so verheizen sollte.

Ein Erfolgserlebnis wäre sowohl für die Psyche als auch für die Tabelle wichtig, wir sollten in Stuttgart anfangen, dafür zu sorgen, dass wir im gesicherten Mittelfeld überwintern.

Und da wäre es gut, wenn Trainer als auch die Mannschaft über den einen oder anderen Schatten springen könnten, um aus Stuttgart was mitzunehmen. Ich habe nämlich weder Bock auf ein weiteres bescheidenes Spiel noch auf einer weiteren Runde auf der Gebetsmühle…

4. Dezember: Zeichen setzen!

Am kommenden Sonntag sind alle Union-Fans herzlich dazu eingeladen, etwas für den guten Zweck zu tun.
Am kommenden Sonntag sind alle Union-Fans herzlich dazu eingeladen, etwas für den guten Zweck zu tun.  © ODD ANDERSEN / AFP

Icke: Manchmal rückt das Sportliche in den Hintergrund. Sehr intensiv geschieht das bei Union, und ja, auch besonders in der Vorweihnachtszeit. Bei unserem Klub haben wir dafür eine Stiftung. "UNION VEREINT. Schulter an Schulter" … heißt dieser Verein und viele Aktivitäten laufen über ihn. Letzte Woche verteilten sich die Profis quer in der Stadt. Einige waren bei "Laib und Seele", und bei "EISERN statt EINSAM", andere in Schulen oder der Stadt-Mission. Seit einiger Zeit sammelt Union auch wieder Konserven und andere haltbare Lebensmittel, sowie warme Kleidung. Das geschieht inzwischen in guter Regelmäßigkeit jedes Jahr.

Kommenden Sonntag, am 8. Dezember 2024, können alle den kleinen Adventsmarkt von Union besuchen. Auf dem Parkplatz des Fan-Hauses (alter Lidl-Markt) findet er statt. Von 10 bis 14 Uhr steht der Markt zunächst Menschen zur Verfügung, die Hilfe zum Lebensunterhalt bekommen. Wer möchte, kann sich bereits im Vorfeld mit dem entsprechenden Nachweis im Fan-Haus anmelden, um einen entspannten Zugang zu erhalten (Lindenstr. 18-19, 12555 Berlin + Mo. 9-14 Uhr, Di. 9-17 Uhr). Von 14 bis 18 Uhr ist der Adventsmarkt für alle geöffnet. Der Eintrittspreis ist eine kleine Spende - in Form von haltbaren Lebensmitteln (Dosen, Trockenwaren), Windeln, Hygieneartikel oder ähnlichen Dingen des täglichen Bedarfs. Diese werden von "Laib und Seele" im Rahmen der regelmäßig am Dienstag stattfindenden Lebensmittelausgabe an Bedürftige verteilt.

Auf dem Union-Adventsmarkt wird es Stände mit gebrauchten und neuen Union-Artikeln, mit gebrauchten Spielzeugen und Büchern geben. Kuchen und Getränke laden zum Stöbern und Verweilen ein. Eine gute Idee für noch Ideenlose zu Weihnachten … gegen kleine Spenden noch das eine oder andere kleinere oder auch größere Geschenk zu besorgen. Etliche soziale Initiativen und Einrichtungen informieren über ihre Arbeit und sind für alle Interessierten nicht nur ansprechbar, sondern können auch helfen.

"EISERN statt EINSAM" ist eine Initiative der Stiftung "UNION VEREINT. Schulter an Schulter", des Wirtschaftsrates des 1. FC Union und des Fanklubs "Eiserner V.I.R.U.S.". Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein "Laib und Seele" richten sie den Adventsmarkt aus. Es wäre wundervoll, wenn sehr, sehr viele Unioner das Projekt am Sonntag unterstützen und es mit einem schönen Spaziergang am 2. Advent verbinden. Das man so ganz nebenbei auch noch alte Schätzchen von Union entdecken kann oder für den Junior ein neues Union-Shirt findet, macht alles nur noch spannender. Wir sehen uns. Eisern!

30. November: "Alles oder nichts" unmodern?

Die Unioner hauten sich zwar bis zum Schluss in jeden Zweikampf, konnten aber keine echte Schlussoffensive entfachen.
Die Unioner hauten sich zwar bis zum Schluss in jeden Zweikampf, konnten aber keine echte Schlussoffensive entfachen.  © Andreas Gora/dpa

Icke: Das "Normale" ist eingetreten. Leverkusen schlägt uns knapp mit 2:1. Einige sagen verdient, andere - wie ich - sahen zwei etwa gleich starke Mannschaften. Viele Möglichkeiten besaß Bayer nicht. Auch wenn natürlich die reine Spielanlage und die Ballbehandlung von Spielern wie Wirtz und Frimpong besonders sind. Trotzdem konnten wir diesmal - und das war neu gegenüber den vergangenen Spielen - phasenweise Druck entfalten. Unser Spiel begann katastrophal. In der 2. Minute schlafen wir noch, Leverkusen aber nicht. Frimpong trifft nachdem wir (nett) zuschauen, wie die Leverkusener uns regelrecht überfallen.

Danach waren wir - Gott sei Dank - nicht geschockt. Wir rappelten uns wieder auf und versuchten eigene Angriffe. Es war sichtbar, wir wollten einen Punktgewinn. Gereicht hat es schlussendlich nicht. Obwohl wir in der 30. Minute mit unserem besten Angriff den Ausgleich schafften. Hollerbach wirbelte sich (ganz stark) auf halblinks durch, ließ dabei mehrere Pillen-Facharbeiter stehen. Er passte nach innen. Dort wartete Jeong und schoss noch einem Leverkusener durch die Beine. Der Keeper war machtlos. Das Bayer am Ende gewann, lag auch daran, dass in der 2. Halbzeit Wirtz ins Spiel kam. Der war kaum auf dem Platz und schon bediente er Schick, der zum 2:1 traf. In den 3 bis 4 Sky-Einstellungen konnte man in der letzten Video-Sequenz vermuten, er habe den Ball mit dem Oberarm gespielt. Ganz sicher konnte man aber nicht sein. Warum gab es eigentlich keine Einstellung aus der Hinter-Tor-Kamera. Die hätte es deutlicher zeigen können. Wurde nicht gemacht.

In diesem Spiel ließ Bo Jordan auf der Bank und brachte Starke im Zentrum. Der ackerte und rannte, konnte aber auch keine Torgefahr erzeugen. Die schönste Aktion blieb unser Tor. Jeong war es später auch, der dann den einzigen gefährlichen Weitschuss abfeuerte. Warum machen wir das nicht öfter? Wer das Spiel aufmerksam sah - wir hätten mehrmals aus der Distanz einen Schuss versuchen können. Wenn Mitte der Woche einige Teams im DFB-Pokal antreten müssen und wir ja frei haben, so könnten wir das ja mal ein paar Stunden üben.

Trainer Bo war nach dem Spiel mit etlichen Details zufrieden, so äußerte er sich. Ich nicht! Warum? Die letzten zehn Minuten erwartete ich ein Feuerwerk. Bälle nach vorn, angreifen, volles Risiko … so habe ich Union Mitte der Siebziger kennengelernt. Wir waren, so es die DDR-Oberliga war, fast immer das unterlegende Team. Sehr oft fehlte uns kurz vor Schluss nur ein Tor. Da gab es dann immer das "alles oder nichts". Mehr als verlieren geht nicht und ob nun mit einem oder zwei Toren Differenz, ist dann auch egal. Wir machen das aber nicht mehr. Warum eigentlich? Die Szene, die mich daran erinnerte war die 85. Minute. Rönnow wollte von hinten aufbauen. Alle Unioner um unseren Strafraum herum waren in Manndeckung. Das kann ja letztendlich nur eine Trainer-Anordnung gewesen sein, denn normalerweise schnappt sich der Keeper instinktiv den Ball und jagt ihn so weit er kann in die gegnerische Hälfte. In der 88. Minute gab's eine ähnliche Szene noch einmal. Wir wollen ernsthaft zwei Minuten vor dem offiziellen Ende mit Kurzpassspiel von hinten aufbauen. Natürlich decken uns die Leverkusener schon am eigenen Strafraum. Sie wissen ja, wir müssen unser Risiko erhöhen. Im Endeffekt verlieren wir sogar den Ball. Dass die Körpersprache und die Dramatik bei diesen "Alles oder nichts"-Aktionen ein ganzes Stadion "anzündet" nutzen wir dabei leider nicht.

Die Tabelle (11. Platz) steht uns immer noch ganz gut. Die Wege nach oben sind kürzer, als die Wege nach unten. ABER … nächste Woche spielen wir in Stuttgart. Ob das jetzt zwingend einfacher wird, als das Spiel gegen Leverkusen, kann jeder selbst beurteilen.

Was hatte Rothe eigentlich in diesem Spiel? Er war teilweise lethargisch unterwegs. Seine Dynamik vergangener Spiele zeigte er gar nicht. Oder lag es am sehr starken Frimpong als seinem Gegenspieler? Ansonsten kann man Bo wenigstens insofern zustimmen, dass unsere Defensive nach wie vor - mit Ausnahme des ersten Tores - immer auf der Höhe war. Es deckte aber auch wieder auf, wir haben keinen torgefährlichen Stürmer und unser einziger Spieler mit Spielmacher-Qualitäten sitzt auf der Ersatzbank. Können wir die Kleinigkeiten, wie den Einbau von Benes in das Team und die Erinnerung an Schüsse aus der Distanz auch noch erledigen? Dann braucht uns Horst Heldt nur noch einen treffsicheren Mittelstürmer "besorgen". Ich nenne das "einen Plan haben". In Stuttgart wird für uns nicht viel zu holen sein, gegen Bochum möchte ich gern drei Punkte haben und das Spiel in Bremen wird wohl absolut spannend. Da könnte ein Remis möglich sein. Eisern!

29. November: Mit Mut und Offensive gegen Leverkusen

Gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen würde die Union-Fans gern einmal wieder ein Tor bejubeln.
Gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen würde die Union-Fans gern einmal wieder ein Tor bejubeln.  © Swen Pförtner/dpa

Unionfux: Auch, wenn unser letztes Tor doch tatsächlich schon über einen Monat her ist, möchte ich nicht ins allgemeine Krisengerede einstimmen, schon allein, weil es nicht viel bringt.

Dass unsere Mannschaft im kreativen und technischen Bereich Mängel hat, ist nun wirklich nicht neu und auch den großen Goalgetter hatten wir eher selten, zumindest in der Bundesliga. Am Ende fallen einem nur Kruse auf der einen und Awoniyi auf der anderen Seite ein, beide längst Geschichte.

Insofern ist der Plan des Trainers schon richtig, erstmal für eine funktionierende Defensive zu sorgen, das hat immerhin überdurchschnittlich geklappt. Doch auch, wenn die Defensive angeblich Meisterschaften gewinnt, ohne Offensive gewinnt man keine Spiele.

So langsam muss Bo Svensson auch offensive Lösungen anbieten, und dass Jordan nicht die Lösung ist, zumindest nicht im Moment, hat er nun wirklich in fast jedem Spiel bewiesen, wobei seine guten Momente nicht verborgen geblieben sind, unterm Strich jedoch nicht so wirklich ausreichen.

Und wie hat (vermutlich) Albert Einstein so treffend gesagt: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten". Deswegen sollte im kommenden Heimspiel gegen Leverkusen doch etwas mehr offensives Risiko gegangen werden, auch wenn der amtierende Meister nun wirklich kein leichter Gegner ist und sich im Aufwärtstrend befindet, aber wir sollten uns lieber an den mutmachenden Zeichen orientieren.

So ist der Kontrahent nicht mehr ganz das Monster der vergangenen Spielzeit ist, zudem musste Bayer unter der Woche in der Champions League ran, wobei RB Salzburg derzeit kein großer Gegner ist. Aber es ist eben doch ein Spiel mehr in den Beinen und nicht umsonst sind wir zu Hause ungeschlagen.

Personell kann auch aus dem Vollen geschöpft werden, selbst die angeschlagenen Leite, Skov und Kemlein sollen einsatzbereit sein, wie sehr, werden wir wohl erst am Sonnabend wissen. Ich werde ja nicht müde, Laszlo Benes vorzuschlagen, der schon gezeigt hat, dass der Angriff mit ihm besser funktionieren kann und vielleicht kann man Prtajin zumindest mal auf die Bank setzen - beide Spielertypen haben wir ja nicht so oft. Mag ja sein, dass Benes’ Lieblingsposition in unserem Spiel (zumindest bis jetzt) nicht existiert und dass wir in letzter Zeit ein ganz schlechtes Pflaster für Mittelstürmer sind, aber irgendwas muss man doch tun.

Auch der wiedergenesene Volland ist eigentlich ein Zielspieler (mit über 100 Erstligatoren), auch wenn er das, ausgerechnet bei uns, nicht so oft gezeigt hat. Sicher, so einfach wird es leider nicht sein, es liegt nicht nur an ein, zwei anderen Spielern, es liegt eben auch an der taktischen Ausrichtung und wesentlich mehr Präzision als zuletzt.

Aber wenn man gegen Leverkusen wiederum zu zaghaft ins Spiel geht - was soll dann dabei herauskommen? Eine knappe Niederlage kann ja nicht ein neuerliches Ziel sein, immerhin haben wir in der Alten Försterei eine kleine Serie zu verteidigen, oder? Nicht zuletzt haben wir gegen die Werkself (klingt irgendwie immer ein bisschen nach Chemie Buna Schkopau) daheim nie so schlecht ausgesehen, selbst im letzten Jahr benötigte der seinerzeitige Übermeister eine blöde Rote-Karte-Aktion von Gosens und einen naja-Elfmeter, um gegen uns zu gewinnen.

Schon klar, leicht wird es nicht, aber wann ist uns zuletzt mal was so richtig leicht gefallen? Pessimismus ist gerade nicht angebracht, nicht nur deswegen trau ich uns, im positiven Sinne, eine ganze Menge zu - damit der Monat November nicht ganz so traurig in Erinnerung bleibt. Sonnig wird’s jedenfalls und kalt - auf geht’s, drei Punkte sind zu verdienen!

24. November: Ab sofort greift Union (bitte auch) an!

Jordan (r.) hat sich bei der Pleite in Wolfsburg im Sturmzentrum wie immer reingehauen, ist aber einmal mehr glücklos im Abschluss geblieben.
Jordan (r.) hat sich bei der Pleite in Wolfsburg im Sturmzentrum wie immer reingehauen, ist aber einmal mehr glücklos im Abschluss geblieben.  © Swen Pförtner/dpa

Icke: Was ist los beim 1. FC Wundervoll? Man könnte meinen, alles ist schick. Für unsere jungen Leser: "Wir sind aktuell fein mit allem, genau". Platz acht in der Tabelle, 16 Punkte nach elf Spielen. Ein neuer Trainer, der uns so organisierte, dass wir in elf Spielen erst neun Gegentore bekamen. Finanziell gehen wir wieder in Richtung Eigenkapitalerhöhung. Das Stadionprojekt rückt näher und die neuen Aktien werden wohl eine Menge "Schotter" in unsere Vereins-Schatulle spülen. Unser letzter Haushalt war - trotz der Katastrophen-Saison - ausgeglichen und der Verein erwirtschaftete sogar ein kleines Plus. Die Welt könnte so schön sein, wenn es nicht auch Schattenseiten gäbe.

Wir spielen einen Rumpel-Fußball, wie lange nicht mehr. Der negative Höhepunkt war das Spiel in Wolfsburg. Gerade in der ersten Halbzeit lieferten wir einen Offenbarungseid ab. Die taktische Aufstellung - mit nur drei offensiven Spielern - war schon sehr defensiv ausgerichtet. Wenn dann aber die drei "Offensiven" auch absolut nicht zueinander passen und mindestens zwei der drei dann auch noch mehr defensive Aufgaben zu erledigen hatten, als es ihre eigentliche Position vorsieht, dann kommt so etwas dabei heraus. Aber nun Butter bei "die Fische" … Haberer spielte nominell Rechtsaußen. War aber zusammen mit Trimmel überwiegend damit beschäftigt unsere rechte Seite zu sichern. Von seiner ursprünglichen Position war kaum etwas wahrzunehmen. Als Mittelstürmer spielte - wie so oft - Jordan. Er machte, dass muss man zugeben, eins seiner besten Spiele im Union-Trikot, leitete gut Bälle weiter und kämpfe nach hinten. Seinen Hauptjob allerdings - den des Mittelstürmers - erfüllte er nicht. Eine Chance hatte er. Eine gute sogar, wäre er mit dem Kopf an den Ball gekommen, er schaffte es aber nur mit der Schulter. Elf Spiele mit null Toren und einer einzigen Torvorlage sind einfach schlecht für einen Mittelstürmer. Einzig Vertessen versuchte mehrmals anzuziehen. Er musste sich allerdings meist seine Bälle an der Mittellinie selber holen und allein davondribbeln. Das hatte von vornherein keine Aussicht auf Erfolg.

Zur Halbzeit reagierte Bo, brachte mit Rothe für Skov mehr Angriffslust auf links. Warum er aber Hollerbach für Vertessen brachte, bleibt wohl sein Geheimnis. Er nahm Vertessen (statt Haberer) raus. Fazit der Änderungen, wir schafften es ab und an, uns zu befreien. Ein kreatives Angriffsspiel sieht aber anders aus. Haberer spielte weiterhin zu 50 Prozent rechter Verteidiger. In der 71. Minute fiel dann unsere Mauer. Wolfsburg ging in Führung und alle dachten, nun kommt sofort Benes rein. Falsch gedacht, es dauerte noch ganze elf Minuten, bis Benes den Rasen betreten durfte. Warum eigentlich? Auf was hatten wir gewartet? Nein, Benes konnte das Spiel nicht mehr drehen, aber man konnte sehen, dass er sofort von der Mannschaft gesucht wurde. Warum verzichten wir freiwillig und ohne Not auf so eine Fußball-Persönlichkeit, die auch, und das sah man deutlich, innerhalb des Mannschaftsgefüges anerkannt ist?

Können wir bitte beginnend ab sofort (d.h. ab Leverkusen) unseren qualitativ (immer noch) guten Kader in der Offensive nutzen? Das würde heißen, Rothe auf links von Beginn an. Volland und Benes auf die halboffensiven Positionen und Vertessen und Hollerbach dürfen vorn wirbeln. Skarke wäre dann der erste (offensive) Einwechsler. Vielleicht probiert Bo auch mal Volland als Mittelstürmer. Das hat er schließlich (viele Jahre) sehr erfolgreich (80 Tore!) in der Bundesliga gezeigt. Jordan, Jeong, sowie Haberer und Schäfer auf offensiven Positionen konnten wir jetzt genug "bewundern" - leider erfolglos. Schäfer ist nach seiner Verletzung leider noch nicht wieder in der Form, in der er uns helfen könnte. Und Haberer ist auch kein schlechter Spieler, aber aktuell zeigt er nur als rechter Verteidiger ansprechende Leistungen. Jeong kam über gute Ansätze nicht hinaus. Er spielt kreativ nicht konstant und seine Fehler-Quote ist ab und an grausam. Und über die Tor-Quote von Jordan haben andere schon genug geschrieben. Bitte lasst uns etwas Neues probieren, da das "Alte" offensichtlich nicht funktioniert. Meinetwegen sogar mit unserem U-19-Nationalspieler Asanji. Manchmal habe ich den Eindruck, er spielt nicht, weil wir glauben, er ist schon weg (Juventus?). Aber was passiert denn, wenn er plötzlich auch in der Bundesliga trifft? Ohne einen Versuch werden wir es nie erfahren. Sonst freut sich ab nächsten Sommer nur Juventus Turin.

Übrigens klopft in unserer B-Jugend schon das nächste Mega-Mittelstürmer-Talent an unsere Pforten: Oskar Engel, gerade einmal 16 Jahre alt. Arbeitspapier in dieser Saison: 14 Spiele, 18 Tore und drei Torvorlagen. Den hat noch nicht einmal der DFB auf dem Schirm. Lange werden sie unseren Serien-Knipser allerdings nicht (mehr) ignorieren können. Detlef Helms hatte 1977 - mit 16 Jahren - auch drei Oberligaspiele für Union absolviert. Ich war dabei. Warum nicht auch Engel? Hier müssen wir keine Angst mehr vor "Delegierungen" haben. Das funktioniert heute höchstens noch umgekehrt. Habt Mut liebe Union-Trainer. Fans und Spieler werden es Euch danken! Eisern.

23. November: Niederlage in Wolfsburg - offensiv zu wenig

Die Spieler bedanken sich trotz der sportlichen Enttäuschung bei der mitgereisten Fans.
Die Spieler bedanken sich trotz der sportlichen Enttäuschung bei der mitgereisten Fans.  © Swen Pförtner/dpa

Unionfux: Schon die Aufstellung deutet es bereits an (und es war zu befürchten), es geht heute mehr ums Verteidigen als ums Angreifen: Haberer und Jordan beginnen für Jeong und Hollerbach. Und so finden wir eine Stunde auch offensiv kaum statt, halten jedoch das 0:0, lassen insgesamt sehr wenig zu. Einmal aber doch: Nach siebzig Minuten ist die Mitte etwas zu offen und Baku hat nicht allzu viel Mühe, das Tor aus zehn Metern zu machen, nachdem wir vorher nicht richtig klären können, Rönnow ist ohne Abwehrmöglichkeit. Direkt danach hat Jordan, nach zwei Schüssen von Kemlein rund um die 60. Minute, die beste Chance für uns, aber der Wolfsburger Keeper kratzt den Ball aus dem Dreiangel.

Trotzdem lässt sich Svensson noch weitere gut zehn Minuten Zeit (ich weiß nicht so recht, worauf er da eigentlich wartet), bevor er Benes endlich bringt (ich will nun wirklich nicht immer auf Benes rumreiten, aber wer hat sonst noch eine offensive Idee und auch die Mittel, sie umzusetzen?) - und wir haben tatsächlich so etwas wie eine Schlussoffensive, endlich entsteht so etwas wie Druck auf den Gegner, leider ohne Ertrag. Trimmel bringt zwar Flanke um Flanke, findet aber keinen Mitspieler, wie auch die Standardsituationen allesamt von Wolfsburg geklärt werden können. Direkt vor dem Abpfiff muss Grabara noch einmal alles aufbieten, um Benes' Schuss von der Strafraumgrenze zu entschärfen. So bleibt es also bei der knappen Niederlage, schlussendlich reicht Wolfsburg tatsächlich eine wirklich gute Chance, um das Spiel für sich zu entscheiden, von einem guten Freistoß von Arnold in der Nachspielzeit mal abgesehen, den Rönnow aber parieren kann.

Unübersehbar, unser Angriffsproblem bleibt bestehen, in den letzten vier Pflichtspielen sind wir ohne Torerfolg und auch sonst offensiv weitgehend harmlos. Bei einem Auswärtsspiel bei den Bayern kann man das ja noch akzeptieren, aber wenn man offensiv so zaghaft bei einer Mannschaft antritt, die in der Liga bis jetzt ohne Heimerfolg war, dann ist das für mich schwer zu verstehen. Wir machen wieder mal nicht den Eindruck, ein Spiel gewinnen zu wollen, sondern hoffen auf unsere weitgehend tadellose Abwehr, nur - ein Gegentor kann trotzdem immer passieren und dann ist der Plan, einen Punkt durch ein torloses Unentschieden mitnehmen zu wollen, nun mal dahin. Ja, wir verteidigen gut, sind aber auch ziemlich leicht zu verteidigen, wirklich gefährlich werden wir kaum: Hinten sind wir Bundesligaspitze, vorne hingegen das ganze Gegenteil.

Dabei kann man kaum alles an den Stürmern festmachen, es ist ja nicht so, dass wir ständig Hundertprozentige versemmeln, es kommen einfach zu wenig verwertbare Bälle. Jordan beispielsweise hat heute gut geackert (auch, wenn er Baku vor dem Gegentreffer einfach ziehen lässt), doch er, Vertessen und Hollerbach müssen sich fast jede Gelegenheit selbst erarbeiten, in Abschlusspositionen kommen alle drei doch sehr selten, weil auch der spielerische Gedanke oft zu kurz kommt. Wolfsburg hat diesmal mitnichten den Papst in der Tasche, es genügt eine durchschnittliche Leistung, die drei Punkte einzufahren - und einen Grabara, der zweimal gut eingreift und es bleibt dabei: Die Autostadt ist bis dato kein gutes Pflaster für uns. Wir hätten schon etwas Glück haben müssen, um dort wenigstens einen Punkt mitzunehmen. Von einem Sieg sind wir jedenfalls ziemlich weit entfernt und eine Stunde lang fällt es schwer, unserem Spiel zuzusehen, weil es nämlich kaum stattfindet. Und gut zehn Minuten Schlussoffensive sind dann am Ende doch zu wenig.

Unsere berühmte Stabilität in der Verteidigung hat Svensson gottlob wieder zurückgebracht (in diesem Zusammenhang: Daumen drücken, dass sich Leite, der schon nach wenigen Minuten ausgewechselt werden musste, nicht allzu sehr verletzt hat), unser Angriff ist hingegen in einigen Spielen nicht so wirklich bundesligatauglich, weil er offenbar nur auf dem Prinzip Hoffnung beruht. Da muss der Trainer sich was einfallen lassen, so wie Horst Heldt in der Winterpause, denn das kann so auf Dauer nicht funktionieren - auch, wenn wir im Moment noch ganz gut dastehen, zumindest in der Tabelle. Aber so wenig Treffer nach elf Spieltagen - das hatten wir zuletzt in der Saison 1988/89 und das ist nun wirklich lange her …

22. November: Wolfsburg, Graz und der Bundestag

Kadertechnisch ist beim Spiel in Wolfsburg fast alle Möglichkeiten gegeben.
Kadertechnisch ist beim Spiel in Wolfsburg fast alle Möglichkeiten gegeben.  © Tom Weller/dpa

Unionfux: Länderspielpause vorbei - Jahresendspurt eingeleitet. Und gleich wartet auf uns eine Wundertüte: wir müssen zum VfL Wolfsburg. Die wirklich starken Wolfsburger gibt’s eigentlich schon seit ein paar Jahren nicht mehr, so ein wenig zehren sie von alten Zeiten, zudem sind sie in dieser Spielzeit noch ohne Heimsieg, andererseits haben wir dort noch nie gewonnen, ein magerer Punkt aus fünf Begegnungen ist nicht gerade furchteinflößend und wir sind ja nicht gerade die Auswärtsmonster.

Doch sollten wir als Tabellensechster zum Zwölften denn voller Angst fahren? Der bisherige Saisonverlauf sollte uns schon Selbstbewusstsein verschaffen und, natürlich, es wird auch dort auf unsere offensiven Möglichkeiten hinauslaufen, wir sollten nicht unbedingt auf ein torloses Unentschieden hoffen, sowas geht selten gut.

Kadertechnisch sind fast alle Möglichkeiten dazu gegeben, lediglich Tom Rothe ist nach seiner Verletzung noch nicht bei hundert Prozent und Ilic ist angeschlagen, aber das dürfte eher nicht ins Gewicht fallen. Auch Prtajin wird wohl kaum im Aufgebot stehen, an ihm sollen mittlerweile mehrere Zweitligisten und sogar St. Pauli interessiert sein, er dürfte uns also im Winter verlassen, wahrscheinlich leihweise.

Das Spiel in Wolfsburg werden wir voraussichtlich eher dem Gastgeber überlassen und dann auf die Umschaltmomente warten, aber ganz so passiv wie z. B. in Gladbach sollten wir dann doch nicht auftreten, drei Pflichtspiele ohne eigenes Tor sollten nun wirklich reichen. Mehr Kreativität könnte eine Lösung sein, hoffentlich ist da Trainer Bo Svensson nicht zu zaghaft und setzt auf ein überwiegend defensives Mittelfeld. Auf jeden Fall schwer, was zu prognostizieren, es ist, wie gesagt, eine ziemliche Wundertüte, aber ich tippe mal ganz unbescheiden auf drei Auswärtspunkte. Auf geht’s!!

Und sonst so? Oliver Ruhnert hat sich gerade auf einen neuen beruflichen Weg begeben: er wird der Berliner Spitzenkandidat des BSW und aller Wahrscheinlichkeit nach zukünftiges Mitglied des Bundestages und lässt deswegen ab Januar seinen Vertrag mit uns ruhen. Ich denke nicht, dass er, eine erfolgreiche Wahl vorausgesetzt, nochmal ins Fussballgeschäft einsteigt.

Damit endet eine Ära für uns, der Name Ruhnert war doch engstens mit den Erfolgen der letzten Jahre verknüpft, auch wenn man konstatieren muss, dass dem Macher in letzter Zeit ein wenig das goldene Händchen abhandengekommen ist, vielleicht auch verständlich und normal - niemand kann immer richtig liegen und unbestritten gab es unterm Strich doch wesentlich mehr Licht als Schatten. An anderer Stelle werden wir nochmal genauer auf die Zeit Ruhnerts in unserem Verein eingehen, bis dahin: ein großes eisernes Dankeschön für deine Arbeit, Oliver, und alles Gute! Sein, zumindest ursprünglich, designierter Nachfolger, Michael Parensen, ist seit gestern am vorläufigen Ziel der Wünsche, er ist Sportdirektor.

Zwar nicht beim 1. FC Union, sondern bei Sturm Graz, aber immerhin - die Österreicher spielen Champions League und sind auf dem besten Wege, die Meisterschaft des Vorjahres zu wiederholen. Nicht die schlechteste Adresse für einen Fast-Neuling also. Das geht sich aus, Micha, viel Glück in der Steiermark!

Titelfoto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

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