Berlin - War das ruhig in den deutschen Stadien. Bundesweit schwiegen die Fans in den ersten zwölf Minuten. Aus Protest gegen die Innenministerkonferenz und möglichen Restriktionen gegen Fußballfans. Auch Freitag wird es in der Alten Försterei ungewöhnlich ruhig - zumindest aufseiten der Fans von Union Berlin.
Weil der eiserne Anhang das Modell RB Leipzig ablehnt, wird am Freitagabend die erste Viertelstunde geschwiegen. Nicht zum ersten Mal.
Trainer Steffen Baumgart (53) favorisiert zwar ein "lautes und emotionales Stadion", zeigt für den Fanprotest aber auch Verständnis: "Ich glaube, mittlerweile weiß jeder, welche Haltung Union Berlin zu Rasenball Leipzig dann halt auch hat. Ich finde es immer noch gut oder bleibe auch immer der Meinung, dass jeder sich klar äußern kann oder eben so in dem Moment sich nicht äußern kann."
Was dem Übungsleiter ohnehin viel mehr wurmt, ist die Torflaute im Angriff. Seit dem furiosen 4:3 in Frankfurt am 4. Spieltag, als Oliver Burke die Eintracht mit einem Hattrick beinah im Alleingang abgeschossen hat, hat kein Stürmer mehr getroffen - weder Überflieger Ilyas Ansah (21), Burke, Woo-yeong Jeong (26) noch Andrej Ilic (25), der noch immer auf sein erstes Saisontor wartet.
So ist das letzte Stürmertor bereits fast drei Monate her. Diese Statistik gehe ihm "richtig auf die Eier", gestand Baumgart. Seitdem heißen die Torschützen Danilho Doekhi (vier Buden), Rani Khedira (drei Tore) und Stanley Nsoki (ein Tor) - allesamt Defensivspieler. "Zum Glück haben wir Verteidiger, die treffen", so der 53-Jährige.
Union Berlin seit vier Spielen gegen RB Leipzig sieglos und ohne Tor
Am Flutlicht-Freitag darf aber gerne auch bei den Angreifern der Knoten platzen: "Ich würde auch schon gerne dann mal wieder sehen, dass man, wenn man, ich sage mal, in den letzten beiden Spielen 20-, 22-mal im Strafraum auftaucht, dass man dann auch den Ball Richtung Tor und ins Tor kriegt", sagte der Union-Coach. "Die Jungs stört es mehr, als sich das jeder vorstellen kann. Deswegen hoffe ich auf eine Klarheit bei ihnen."
Passend dazu: Gegen RB hat Union seit vier Spielen nicht mehr gewonnen und ist dabei jeweils ohne eigenen Treffer geblieben. Die Leipziger hingegen zeigten sich zuletzt in Ballerlaune, schossen Frankfurt 6:0 ab.
Und doch könnte der Tabellenzweite genau der richtige Gegner für Union sein, sahen die Eisernen gegen die vermeintlich stärkeren Gegner zuletzt immer gut aus. Selbst die übermächtigen Bayern wären beinah gleich zweimal in Köpenick gestolpert.
Dafür aber muss das Runde ins Eckige - egal, ob durch einen Stürmer oder Abwehrspieler. "Mithalten wird nicht reichen, sondern es geht aber darum, die Stärken auf den Platz zu bringen, die wir wirklich haben, und davon haben wir eine Menge", sagte Baumgart.