Utrecht/Dortmund - Er ist so unfassbar stark, seine Frau ist unglaublich stark, doch am Dienstagabend hatten Sébastien Haller (28) und seine Ehefrau Priscilla Tränen in den Augen. Im niederländischen Utrecht traten die beiden das erste Mal nach der Hodenkrebs-Diagnose für den neuen Stürmer von Borussia Dortmund in die Öffentlichkeit.

Bei den "Eredivisie Awards" in Utrecht erhielt er die Auszeichnung für den besten Torschützen der vergangenen Saison, in der Haller für Ajax Amsterdam auf dem Rasen stand. Dabei erzielte er in der niederländischen Liga in 31 Spielen 21 Tore, in der Champions League traf er in acht Begegnungen unglaubliche elf Mal.

So rückte er nach dem Abgang von Ausnahme-Stürmer Erling Haaland (22) in den Fokus der Schwarz-Gelben, die ihn am 6. Juli verpflichteten. Doch nach nur zwei Wochen beim Vizemeister riss die Diagnose Hodentumor den Stürmer aus seinem Leistungssport-Alltag.

Nach der Operation stand wenig später fest, dass das Geschwür bösartig war, eine Chemotherapie folgen muss. Auf der Bühne am Dienstagabend übermannten Haller unter diesen Umständen seine Gefühle, nachdem ein Interview mit ihm im Saal gezeigt wurde.

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"Ich fühle mich ok. Die ersten zwei, drei Tage im Krankenhaus waren nicht der beste Moment. Aber ich habe Glück, ich habe tolle Menschen um mich herum, ich habe meine Frau und meinen Physiotherapeuten, die mir jeden Tag helfen, mich ok zu fühlen", sprach er.

Obwohl Haller lachte, kämpfte er bei jedem Wort mit den Tränen. "Es ist nicht jeden Tag einfach. Aber ich fühle mich toll. Es ist etwas, das jedem passieren kann", so der Stürmer.

Er sagte sogar, dass es "glücklicherweise" ihn getroffen hat, denn nicht jeder könne mit so einem Moment umgehen. "Aber wie ich gesagt habe, ist alles gut", zeigte Haller eine unfassbare Stärke.

Nicht nur seine Frau im Publikum, sondern auch Jurriën Timber (21), der als "Johan Cruijff Talent des Jahres" geehrt wurde, kämpfte mit den Tränen.

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Bereits vor der Ehrung hatte Haller ein Interview bei ESPN NL gegeben, in dem er einen Einblick in sein Seelenleben gewährte.

"Ich hatte Glück, dass ich all diese Untersuchungen sehr schnell absolvieren konnte. Es war sehr schnell klar, dass es Krebs ist", so der 28-Jährige.

Am Anfang plagten ihn sogar Schuldgefühle gegenüber seines neuen Klubs. "Ich dachte mir: 'Komm schon, ich bin jetzt zehn Tage oder zwei Wochen erst hier und kann nicht spielen.' Ich habe über den Verein nachgedacht und mir gesagt, 'das sieht nicht nach einem guten Deal aus'. Ich konnte es aber leider nicht beeinflussen", wusste Haller.

Er berichtete davon, wie die fünf Tage am Stück aussehen, in denen er im Krankenhaus jeden Tag 24 Stunden an der Chemotherapie-Infusion hängt und nichts außer Liegen tun kann. "Vor allem in diesem Moment verliert man seine Muskeln und seine Fitness."

Das Wort Krebs sei sehr hart für ihn und vor allem für seine Angehörigen. "Für meine Frau war es ein Schock, aber sie konnte damit umgehen. Aber bei meiner Mama war es nicht das Gleiche. Das ist klar. Eine Mama ist eine Mama. Also habe ich meine Brüder und Schwestern angerufen und sichergestellt, dass sie für sie da sind", berichtet Haller.

Er habe sich vom ersten Tag an, als er aus dem Krankenhaus kam, bewegt und habe trainiert, er fühle sich toll und er sei auf einem ähnlichen Level wie vor ein paar Monaten, das sei ein gutes Zeichen.

Für ihn sei es ein enorm emotionaler Moment gewesen, so viel Zuspruch und Unterstützung aus der Fußball-Welt zu erfahren. "Das gibt Dir extra Motivation, das alles durchzustehen."

Er kann es nicht erwarten, vor der "Gelben Wand" in Dortmund zu spielen und ein Tor zu schießen. "Das wird sicherlich ein sehr emotionaler Moment."