Jagdszenen in der Regionalliga: Schlag von Chemie-Spieler auf HFC-Fan war "Notwehr"

Halle (Saale)/Leipzig - Nach den Ausschreitungen im Rahmen der Regionalliga-Partie Hallescher FC gegen Chemie Leipzig (0:0) am Freitagabend hat der Leipziger Verein ein ausführliches Statement veröffentlicht.

Nach Sichtung der Szenen sei Chemie Leipzig zu dem Schluss gekommen, die eigenen Spieler seien lediglich aus "Notwehr" gegen die aggressiven HFC-Fans vorgegangen.
Nach Sichtung der Szenen sei Chemie Leipzig zu dem Schluss gekommen, die eigenen Spieler seien lediglich aus "Notwehr" gegen die aggressiven HFC-Fans vorgegangen.  © picture point/Sven Sonntag

"Unsere Mannschaft sah sich nach Spielende einer für sie bedrohlichen und gefährlichen Situation ausgesetzt", schreibt der Klub auf seiner Website.

Dass es zwischen HFC- und Chemie-Fans kracht, ist nichts Neues - immerhin verbindet den Halleschen FC und den Leipziger Lokalrivalen Lok eine jahrelange Fan-Freundschaft.

Diesmal kochte die Stimmung aber erst nach Abpfiff so richtig hoch: Etwa 100 HFC-Fans rannten auf das Spielfeld und griffen die dort noch immer anwesende gegnerische Mannschaft an, die schließlich in die Kabinen flüchten musste.

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Wie in Social-Media-Videos zu sehen ist, gerieten im Rahmen des Platzsturmes auch vereinzelte Chemie-Spieler mit den aggressiven Heim-Anhängern aneinander. Eine "Extremsituation" für die Mannschaft, so die Chemiker in ihrem Statement.

Nach Regionalliga-Skandalszenen: Chemie Leipzig kritisiert auch eigene Fans

Etwa 100 HFC-Fans stürmten nach dem Spiel auf den Platz und verfolgten die Chemie-Spieler.
Etwa 100 HFC-Fans stürmten nach dem Spiel auf den Platz und verfolgten die Chemie-Spieler.  © picture point/Sven Sonntag

Die beobachteten Stöße und Schläge der Spieler gegen die Fans seien demnach "aus Notwehr- und Nothilfegesichtspunkten und zur Abwehr von schon stattfindenden und weiteren unmittelbar bevorstehenden körperlichen Angriffen und einer erheblichen Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit" erfolgt.

Glücklicherweise sei keiner der Chemiker verletzt worden, die Intensität der Attacken habe aber alle Anwesenden schockiert.

Die Leipziger Kritik richtet sich allerdings nicht nur gegen die tätlichen Angriffe der HFC-Fans, die eine "nicht zu akzeptierende Grenzüberschreitung" darstellen, sondern auch gegen das Fehlverhalten der eigenen nach Halle mitgereisten Anhänger.

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"Diese hatten – ebenso wie gewaltorientierte Personen im angrenzenden Heimbereich – mehrfach Pyrotechnik als Waffe gegen Menschen eingesetzt", schreibt der Verein. Eine Leuchtrakete war neben völlig unbeteiligten Heim-Fans eingeschlagen. Mindestens eine Person musste ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Chemie Leipzig zeigt Unverständnis für Verhalten des Sicherheitspersonals

Auch die Fans von Chemie Leipzig zündeten während der Partie ordentlich Pyro.
Auch die Fans von Chemie Leipzig zündeten während der Partie ordentlich Pyro.  © picture point/Sven Sonntag

Für diese Aktion findet Chemie klare Worte: "Es steht in eklatantem Widerspruch zu den Werten unseres Vereins und schwächt – nebenbei bemerkt – die BSG in ihren vielfältigen Bemühungen um eine Stärkung von Faninteressen gegenüber Verbänden und Institutionen."

Auch die Sicherheitskräfte im Heimbereich des Leuna-Chemie-Stadions kommen in der Pressemitteilung nicht allzu gut weg, hätten nach Einschätzung des Leipziger Vereins frühzeitig eingreifen und den Platzsturm verhindern müssen.

Chemie Leipzig hat zudem angekündigt, unter Einbindung von Fan-Vertretern das Fehlverhalten der eigenen Anhänger aufarbeiten zu wollen: "Die überwältigende Mehrheit der Chemie-Fans wissen wir hierbei auf unserer Seite."

Titelfoto: picture point/Sven Sonntag

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