Eintracht-Fan bei Champions-League-Horror in Marseille verwundet: "Wie eine Schussverletzung"

Frankfurt am Main/Marseille - Es sollte ein Fußballfest der allerhöchsten Güteklasse werden, endete jedoch im absoluten Drama. Für Eintracht-Frankfurt-Anhänger Michael Brehl wird die Auswärtsreise nach Marseille wohl für immer Narben hinterlassen - physische wie auch psychische.

Fast über den kompletten Verlauf des Spiels beschossen sich die Fans im Stade Vélodrome mit Raketen und anderen Wurfgeschossen.
Fast über den kompletten Verlauf des Spiels beschossen sich die Fans im Stade Vélodrome mit Raketen und anderen Wurfgeschossen.  © dpa/Sebastian Gollnow

Am 13. September dieses Jahres gastierten die Adlerträger bei Olympique Marseille im Stade Vélodrome. Mit dem Champions-League-Premierentor durch Jesper Lindström (22) sicherten sich die Hessen auch zeitgleich den ersten Erfolg in der Königsklasse und schrieben Vereinsgeschichte.

Doch was sich abseits des Rasens abspielte, dürfte wohl als Paradebeispiel eines schwarzen Tages für die Fankultur in die Annalen eingehen. Weit vor und über den kompletten Verlauf des Spiels hinweg beschossen sich die Fanlager mit Raketen, wobei die französischen Supporter hierbei ganz besonders negativ auffielen.

Für Brehl, der sich mit seiner Lebensgefährtin bereits zum Schutz auf einen der höchsten erreichbaren Ränge "gerettet" hatte, wurde eines dieser Geschosse um ein Haar zum Sargnagel. Ein Feuerwerkskörper traf den glühenden Eintracht-Fan am Hals, verletzte seine Halsschlagader schwer.

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Durch den Schock und die daraus resultierende Lähmung stürzte Brehl zudem den Block herunter, brach sich mehrere Rippen und den Halswirbel - für ihn eine "Nahtoderfahrung", wie er dem Radiosender HR3 im Interview berichtete. "Nicht ganz sicher" sei nach insgesamt sechs Operationen und der gleichen Anzahl an Wochen im Krankenhaus vor der nun beginnenden Reha, ob er jemals wieder komplett als "wiederhergestellt" gelten wird, zu schwerwiegend seien die Verletzungen gewesen.

So berichtete Brehl weiter, dass die behandelnden Ärzte seine Wunde wie eine Schussverletzung behandelt hätten. Zudem könne er mit seiner linken Hand noch immer nicht greifen.

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Fotos auf Social Media zeigten das Ausmaß der heftigen Verletzung von Michael Brehl

Die, wie er selbst sie beschrieb, "bürgerkriegsähnlichen Zustände" erlebte Brehl bei vollem Bewusstsein mit. Trotz sofortiger, halbseitiger Lähmung und einem gewaltigen Blutverlust fiel er nicht in Ohnmacht, registrierte, wie sich Ersthelfer um sein Überleben bemühten.

Einen klaren Appell hatte der Fußball-Fan aus Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis), der die Erlebnisse vor allem mit ausführlichen Gesprächen möglichst schnell verarbeiten möchte, ebenfalls parat: "So können wir nicht weitermachen - irgendwann stirbt jemand."

Auf seinen Lieblingssport und seine Eintracht im Stadion verzichten will er trotz der traumatischen Ereignisse jedoch nicht: "Ich will auch irgendwann wieder zum Fußball gehen." Dabei würde er Marseille jedoch - zumindest vorerst - meiden.

Titelfoto: Montage: DPA/Sebastian Gollnow, Twitter/Kurvenhelden

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