Ex-Eintracht-Profi Hinteregger gibt bewegendes Interview: "Ich trank einfach, um zu vergessen"!

Sirnitz - Er war eine der schillerndsten Figuren im vergangenen Jahrzehnt bei der Frankfurter Eintracht und vor allem der Liebling aller Fans. Nun berichtet Martin Hinteregger (30) in einem aktuellen Interview von seinem teilweise düsteren Seelenleben als Profifußballer.

Der ehemalige Profifußballer Martin Hinteregger (30) gab zuletzt ein Interview, bei dem er einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gewährte.
Der ehemalige Profifußballer Martin Hinteregger (30) gab zuletzt ein Interview, bei dem er einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gewährte.  © Arne Dedert/dpa

Im besten Fußballeralter mit 29 Jahren und nach dem vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere, dem Gewinn der Europa League mit der SGE, traf "Hinti" im Sommer 2022 den Entschluss, dem Profigeschäft zu entsagen.

In einem Interview mit dem österreichischen Nachrichtenmagazin "Profil" spricht er jetzt sogar von extremen Suff-Exzessen, mit denen er sich seine Sorgen von der Seele trinken wollte.

Bereits im jungen Alter war der ehemalige Klasse-Innenverteidiger gar nicht so glücklich, wie man vermuten mag, wenn er an den Wochenenden immer wieder zu etwaigen Nachwuchsspielen durch ganz Österreich fahren musste.

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Seine Freunde beneideten ihn um sein fußballerisches Talent, er hätte hingegen manchmal lieber mit ihnen getauscht und gerne im Freibad entspannt oder Spaß auf einem Volksfest gehabt, anstelle des ganzen Sport-Stress. "Das hat wehgetan", erklärt er. Es habe viele Tage gegeben "an denen ich nicht glücklich war" führt er weiter aus.

Dieser kurze Einblick in seine Kindheit, lässt insgeheim tiefer blicken, als man zunächst annimmt. Denn: Hinteregger wurde letztlich auch mit dem Profidasein nie komplett warm!

Ex-Eintracht-Kicker Martin Hinteregger äußert sich kritisch hinsichtlich Outings im Profifußball

Im Europa-League-Halbfinale gegen West Ham United verletzte sich Martin Hinteregger. Dies sollte später noch weitreichende Folgen für ihn haben.
Im Europa-League-Halbfinale gegen West Ham United verletzte sich Martin Hinteregger. Dies sollte später noch weitreichende Folgen für ihn haben.  © Arne Dedert/dpa

Während den Anfängen seiner Profi-Karriere bei Red Bull Salzburg hatte der Blondschopf teilweise sogar Angst davor, in die Spielsucht abzurutschen, weshalb er vorsorglich ins 70 Kilometer entfernte Flachau (3000 Einwohner) zog. Dort genoss er das Dorfleben, hatte anständige Freunde und konnte sich öfter auch Freizeitaktivitäten widmen wie früher in Sirnitz.

In seiner späteren Zeit als Profi für Borussia Mönchengladbach, den FC Augsburg und Eintracht Frankfurt stellte er immer wieder fest: "Der Fußball ist auf Männlichkeit und Härte aufgebaut", sagt er. "Wenn du da Schwäche zeigst, bist du weg."

Sich selbst sieht er eher als einen sensiblen Menschen, wofür im harten Fußball-Business so gut wie gar kein Platz ist. "Dass in der Kabine über etwas Sensibles geredet worden wäre", hätte er nie erlebt.

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"Nach außen müssen alle gleich sein. Es wird auch nie gehen, dass einer sagt: 'Ich bin schwul!' Man schaut die ganze Karriere nur auf eines: nur nicht angreifbar machen", berichtet Hinteregger.

Eine schwere Verletzung sollte sich für Martin Hinteregger letztlich als Glücksfall herausstellen

Unter anderem aus diesen Gründen habe er auch während seines Frankfurt-Engagements immer wieder seine Sorgen im Alkohol ertränkt.

Der Erfolgsdruck machte ihn schier verrückt. Lief alles gut, wurde man gefeiert, bei Niederlagen riefen die Fans schon einmal "Du bist fett geworden" oder "Sauf nicht so viel". Hinteregger litt unter Depressionen, schlief jahrelang nur zwei oder drei Stunden in der Nacht. Er trank irgendwann "einfach, um zu vergessen", erzählt der 30-Jährige und ergänzt: "Aber, wenn ein Hochleistungssportler jede Woche säuft, dann wird es schon schwierig."

Trotzdem brachte Hinteregger weiterhin seine Leistung, wurde sogar vom AC Mailand kontaktiert, die ihn verpflichten wollten. Doch dann verletzte er sich, fiel mehrere Wochen aus und konnte plötzlich wieder durchschlafen.

Dies war im Endeffekt wahrscheinlich der Moment, in dem es bei ihm "Klick" gemacht hat. "Ich habe gesehen, wie schön das ist, wenn du keinen Druck hast", sagt er, "das ist das Schönste, was es gibt." Und diesem Erfolgsdruck muss er sich mittlerweile bei seinem Heimatverein, der SGA Sirnitz, nicht mehr aussetzen, sondern genießt endlich sein entspanntes Dorfleben.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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