VAR als "Lebensretter" bei Leverkusen gegen Bayern: Ex-Schiri Gräfe attackiert Stieler und DFB!

Leverkusen/München - Würde es den Video-Assistenten nicht geben, hätte der FC Bayern am Sonntag wohl 1:0 in Leverkusen gewonnen und Amine Adli (22) wäre mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. So endet das Spiel 2:1 für Bayer 04.

Schiedsrichter Tobias Stieler (41) überprüft seine Entscheidung am Bildschirm. Am Ende musste er bei zwei groben Fehlentscheidungen zurückrudern.
Schiedsrichter Tobias Stieler (41) überprüft seine Entscheidung am Bildschirm. Am Ende musste er bei zwei groben Fehlentscheidungen zurückrudern.  © Federico Gambarini/dpa

Julian Nagelsmann (35) hatte schon mit dem Kopf geschüttelt, bevor Schiedsrichter Tobias Stieler (41) vor dem Bildschirm ankam. Der Trainer der Münchner hatte sich die beiden strittigen Szenen auf dem Tablet auf der Trainerbank angesehen und wurde ohnehin nur in seiner Sichtweise bestätigt.

"Ich hatte beide Male gute Sicht und daher war es für mich relativ schnell ersichtlich, dass beides Elfmeter waren", sagte Nagelsmann nach der Bayern-Pleite am Sonntag bei Bayer Leverkusen: "Beim ersten Mal habe ich mir gleich gedacht, dass Adli an der Ferse getroffen wurde. Beim zweiten Mal wusste ich, dass es eine Schwalbe auf jeden Fall nicht war."

Stieler hatte in beiden Fällen Leverkusens Amine Adli zunächst Gelb wegen einer Schwalbe gegeben. Beide Male nahm er diese Entscheidung zurück, entschuldigte sich und gab Elfmeter, durch die Exequiel Palacios (24) Leverkusens 2:1-Sieg sicherte.

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Der Unparteiische schwankte nach dem Spiel zwischen Scham, tiefster Dankbarkeit und Erleichterung. "Meine Seele weint etwas", sagte er, "aber die Fußballwelt kann zufrieden sein." Die Fußballwelt - ja. Er selbst - überhaupt nicht.

"Es war ein Paradebeispiel für die perfekte Zusammenarbeit mit dem Video-Assistenten", sagte Stieler bei DAZN. "Der VAR wird immer viel kritisiert, aber das war sehr gut. Er war quasi mein Lebensretter - und auch für das Spiel der Lebensretter."

FC Bayern verliert in Leverkusen: Stielers kurioser Abend

FCB-Coach Julian Nagelsmann (35) musste sich mit seiner Mannschaft in Leverkusen geschlagen geben.
FCB-Coach Julian Nagelsmann (35) musste sich mit seiner Mannschaft in Leverkusen geschlagen geben.  © Marius Becker/dpa

Ebenso sah es Adli, der Stieler sein Trikot versprach. "Heute bin ich froh, dass der VAR eingegriffen hat", sagte der Franzose. Während der Entscheidungs-Findung sei er "natürlich angespannt und etwas nervös" gewesen: "Aber jetzt sind wir einfach nur glücklich."

Nach der ersten Entscheidung hatte Adli auf seinen ausgetretenen Schuh gezeigt und diesen anschließend so vehement auf den Rasen gepfeffert, dass er Glück hatte, nicht voreilig Gelb-Rot zu sehen. "Ich bin schon lange im Fußball, aber dass du dir selbst den Schuh ausziehst, passiert selten", sagte Leverkusens Sportchef Simon Rolfes (41) lachend.

Bei der zweiten Gelben Karte lachte Adli nur und gab Stieler das Zeichen, dass er sich wieder korrigieren müsse, wenn er es sich ansehe.

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Am Ende waren aber auch die Leverkusener im Siegesrausch längst versöhnt mit dem Schiedsrichter. "Er muss sich nicht entschuldigen", sagte Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky (33):

"Ich muss ihm ein großes Lob machen. Er hat sich zweimal korrigiert, das zeugt von Größe."

FCB-Coach Nagelsmann leidet mit Stieler: "Es hat auch Druck genommen vom Schiedsrichter"

Leverkusens Amine Adli (22, r.) nahm dem Unparteiischen die Entscheidungen hinterher nicht übel.
Leverkusens Amine Adli (22, r.) nahm dem Unparteiischen die Entscheidungen hinterher nicht übel.  © Marius Becker/dpa

Und die Bayern haderten auch nicht über die unglücklichen Umstände des Zustandekommens. "Wenn es über den Videobeweis gecheckt wird, denke ich, dass es zweimal klar gewesen sein wird", sagte Torschütze Joshua Kimmich (28).

Und auch Nagelsmann zog versöhnlich einen Strich unter die kuriose Thematik. "Ich bin generell ein Freund vom VAR", sagte der Coach: "Heute waren es zwei Elfmeter, demnach war alles im Sinne der Gerechtigkeit. Von daher war es bitter, aber fair."

Der Bayern-Trainer litt sogar mit Stieler. "Es hat auch Druck genommen vom Schiedsrichter", sagte er: "Stellen Sie sich vor, er hätte die beiden Gelben Karten stehen lassen, wir hätten vielleicht 1:0 gewonnen und hätten zwei klare Elfmeter gegen uns nicht bekommen."

Beschwert hätten sich dann sicher nicht nur die Leverkusener, sondern auch die Dortmunder. Die wären im Falle eines Bayern-Sieges als Zweiter ins Gipfeltreffen nach der Länderspielpause am 1. April gegangen, nun tun sie es als Tabellenführer.

Ex-Schiedsrichter Gräfe kritisiert DFB und Tobias Stieler scharf

Manuel Gräfe (49) fordert vom DFB Schadensersatz, da er seine Karriere nicht fortsetzen durfte.
Manuel Gräfe (49) fordert vom DFB Schadensersatz, da er seine Karriere nicht fortsetzen durfte.  © dpa/Boris Roessler

Der frühere Schiedsrichter Manuel Gräfe (49) kritisierte seinen ehemaligen Kollegen Stieler und den Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach der Partie scharf.

Mit dem Hashtag zum Spiel (#B04FCB) prangerte der Ex-Referee an, dass es eine personelle "Fehlentwicklung des letzten Jahrzehnts" gebe. Diese werde dadurch verdeutlicht, dass "solche" Schiedsrichter vom DFB "bis zur höchsten Gruppe der UEFA" protegiert würden, "aber die Leistungen es nie begründeten", twitterte Gräfe.

Der 41 Jahre alte Stieler ist seit 2014 FIFA-Schiedsrichter und vertritt damit den DFB bei internationalen Spielen.

Gräfe wirft dem DFB nach dem Ende seiner eigenen Bundesliga-Karriere Altersdiskriminierung vor und hatte den Verband deshalb verklagt.

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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