Hansa in der Krise, Trainer zählt Team an: "Es gibt auch mal auf die Schnauze"
Rostock - Da ist mächtig Druck drauf! Zwei Tage vor dem Heimspiel des FC Hansa Rostock gegen den sieglosen Underdog TSV Havelse (Samstag, 14 Uhr) redet sich Trainer Daniel Brinkmann (39) auf der Pressekonferenz um Kopf und Kragen.

Spätestens seit dem 0:3 in Essen läuft an der Ostsee eine Trainer-Diskussion, die Brinkmann nicht verborgen geblieben ist.
Die PK am Donnerstag dauert deutlich länger, Brinkmann antwortet ausführlicher, gibt detaillierte Einblicke in Mannschaftsführung, Atmosphäre, Baustellen, Taktik und Trainingsinhalte. Und nimmt (fast) kein Blatt vor den Mund!
Beispiel gefällig? "Was die Trainingsintensität kann ich den Jungs absolut keinen Vorwurf machen. Was schon auffällig ist in vielen Torabschlussformen, so ehrlich müssen wir dann auch sein, dass die Qualität vor dem Tor auch im Training besser sein könnte/müsste."
Tatsächlich sind vier Törchen nach sieben Spielen der schwächste Wert der 3. Liga, aber auch in anderen Disziplinen sieht der Trainer Steigerungsbedarf: "Die Laufwerte sind noch nicht da, wo ich sie mir wünsche, [...] ab dem Bereich ab 20 km/h fehlen bei dem ein oder anderen Spieler Meter."
Ohne Namen zu nennen, spricht Brinkmann von "zwei, drei Kandidaten", die "Schwierigkeiten" hätten.
Daniel Brinkmann sieht sich selbst unter Druck - und nimmt auch seine Spieler in die Pflicht

Der Hansa-Trainer wird auch gefragt, wie konsequent er mit seinen Spielern sei: "Ich verteidige meine Mannschaft [nach außen] immer erst mal, das heißt aber nicht, dass es nicht zu Hause auf die Schnauze gibt. Und das dann auch bedenkenlos und sehr, sehr deutlich."
Besonders spannend ist auch Brinkmanns Antwort auf die letzte Frage der Presserunde: "Haben Sie aber, was den Dampf auf dem Kessel angeht, schon eine Veränderung festgestellt in den vergangenen Wochen?"
Der Jung-Trainer bezieht das zu 100 Prozent auf sich und spricht davon, dass ihm die Situation "wehtue" und "manches nicht immer leicht zu ertragen" sei.
Kurz darauf kommt der Hinweis, dass die Frage nicht nur auf ihn, sondern auch auf die Mannschaft gemünzt war. Brinkmann holt kurz Luft:
"Es gibt keine Alibis, jeder Spieler, der sich für Hansa entschieden hat, [...] muss auch akzeptieren, dass [er], wenn es nicht läuft, auch mal was abbekommt. Aber wenn du da durchkommst, bist du danach besser."
Titelfoto: Picture Point / Sven Sonntag