FC St. Pauli gibt Spiel nach deutlicher Führung fast noch aus der Hand: "Ding muss gelaufen sein"

Kiel - Was für eine verrückte Partie! Der FC St. Pauli erlebte beim 4:3-Auswärtssieg bei Holstein Kiel am Freitagabend eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Erst gerieten die Kiezkicker nach einem unglücklichen Elfmeter in Rückstand, dann drehten sie das Spiel und lagen klar mit 4:1 in Führung, ehe Kiel schließlich in Überzahl in der Nachspielzeit noch einmal auf 4:3 herankam. Entsprechend geteilt war auch die Stimmung nach der Begegnung.

St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler (30) war über den Sieg nur bedingt glücklich.
St.-Pauli-Trainer Fabian Hürzeler (30) war über den Sieg nur bedingt glücklich.  © Daniel Bockwoldt/dpa

St. Pauli und Kiel fanden zu Spielbeginn offensiv nur wenig statt, beide Teams neutralisierten sich ein wenig. Ein Abstimmungsfehler von Karol Mets (30) und Nikola Vasilj (27), der den Elfmeter in der Folge verursachte, führte zum Gegentreffer nach 27 Minuten.

"Wir wussten, was uns hier erwartet, insbesondere, wenn wir ein Gegentor kassieren", erklärte Eric Smith (26). "Es ist eine der am schwersten zu verteidigenden Mannschaften in der Liga. Das wussten wir."

Doch St. Pauli schlug noch vor der Pause durch Oladapo Afolayan (25) zurück. "Glücklicherweise gehen wir dann mit einem 1:1 in die Halbzeit", wusste Leart Paqarada (28). "Wir haben dann gemerkt, dass wir eine Schippe drauflegen müssen und das hier noch etwas geht."

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Und genau das taten die Kiezkicker. Zwar hatten sie wenige Minuten nach Wiederanpfiff Glück, als Fabian Reese (25) freistehend an Keeper Vasilj scheiterte. Doch es folgte die spielentscheidende Phase.

"Unser zweites Tor fällt dann aus dem Nichts", gab Trainer Fabian Hürzeler (30) zu. Nach einem Hartel-Freistoß bugsierte Kiel-Kapitän Hauke Wahl (29), der seit Wochen mit St. Pauli in Verbindung gebracht wird, den Ball ins eigene Tor (53.). "Danach waren wir sehr gut und sind dann mit 4:1 in Führung gegangen."

FC St. Pauli kann neuen Zweitliga-Rekord aufstellen

Die Kiezkicker um Eric Smith (26, Zweiter von links) freuten sich über den 13. Sieg im 16. Rückrundenspiel.
Die Kiezkicker um Eric Smith (26, Zweiter von links) freuten sich über den 13. Sieg im 16. Rückrundenspiel.  © Daniel Bockwoldt/dpa

Ein Traumtor von Lukas Daschner (24, 61.) und ein Eigentor von Mikkel Kirkeskov (31, 74.) brachten die Braun-Weißen auf die Siegerstraße. "Dann muss das Ding eigentlich gelaufen sein", wusste auch Marcel Hartel (27). Die Betonung lag hierbei auf "eigentlich".

Nach einer Standardsituation kam Holstein durch Marco Komenda (26, 78.) noch einmal auf 4:2 heran, wenige Minuten vor dem Abpfiff flog Afolayan nach einer gelb-roten Karte vom Platz. "Durch den Platzverweis und das Publikum wurde es nochmal hektisch", beschrieb Paqarada die wilde Schlussphase, in der die Gastgeber so gar noch durch Fabian Reese (25) den Anschlusstreffer erzielen konnten.

Am Ende brachte die Hürzeler-Elf den Sieg aber über die Zeit. "Insgesamt sind wir natürlich glücklich über den Auswärtssieg", erklärte Smith und meinte: "Das Spiel hat auch gezeigt, wie verrückt der Fußball sein kann. Ein Tor kann einen Riesenunterschied machen."

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Durch den Dreier kommt St. Pauli in der Rückrunde auf 40 Zähler und kann mit einem Sieg am letzten Spieltag über den Karlsruher SC einen neuen Zweitliga-Rekord aufstellen. "Wir haben Lust auf den nächsten Sieg und sind da auch stolz drauf, 13 Siege eingefahren zu haben, bei zwei Niederlagen in der Rückserie", blickte Paqarada bereits voraus.

Doch das war am Freitagabend noch Zukunftsmusik. Erst einmal wurde gemeinsam mit den Fans der Auswärtssieg in Kiel gefeiert, ehe Smith das passende Fazit zu diesem verrückten Spiel zog: "Ich hoffe, es hat Spaß gemacht, zuzuschauen."

Titelfoto: Daniel Bockwoldt/dpa

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