Doppelte Derby-Demütigung für Hertha BSC, doch eigentlich ist nichts passiert

Berlin - Ein Abend zum Vergessen: Als wäre die krachende 1:4-Derby-Niederlage gegen den 1. FC Union Berlin nicht schon schlimm genug gewesen, mussten einige fehlgeleitete "Fans" von Hertha BSC dem ganzen noch die Krone mit einer weiteren Demütigung aufsetzen.

Einige Hertha-Kicker stellen sich nach Schlusspfiff den wütenden Fans in der Ostkurve des Berliner Olympiastadions.
Einige Hertha-Kicker stellen sich nach Schlusspfiff den wütenden Fans in der Ostkurve des Berliner Olympiastadions.  © Soeren Stache/dpa

Nach der zugegeben schwachen Leistung trauten ein paar Hertha-Spieler sich trotzdem noch in die Ostkurve, um den Fans für die tolle Unterstützung zu danken, doch dann folgten Szenen, die den neutralen Zuschauer sprachlos machen.

Die Spieler wurden nämlich dazu aufgefordert, ihre Trikots auszuziehen und vor der Tribüne abzulegen. Und so lagen einige verwaiste Jerseys auf der blauen Tartanbahn des Berliner Olympiastadions, denn der eine oder andere Profi der Alten Dame kam dieser dreisten Aufforderung tatsächlich nach.

Manager Fredi Bobic (50) hätte das zu seiner aktiven Zeit niemals getan, wie er in einem Sky-Interview nach Schlusspfiff sagte.

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Am Sonntag legte er im Sport1 "Doppelpass" nach: "Aber trotzdem gibt es einen Punkt, wo es dann reicht", betonte er und hob hervor, dass gerade junge Spieler unter solchen Drohungen leiden: "Das macht mit einem was, und auf jeden Fall nichts Positives."

Hertha-"Fans" zwingen Spieler, die Trikots abzulegen - Szenen die an Nürnberg und Schalke erinnern

Herthas Linus Gechter (18) hat nach der Derby-Niederlage sein Trikot ausgezogen und vor die Ostkurve gelegt. Gerade junge Spieler wie er, leiden unter solchen Drohungen, betonte Hertha-Manager Fredi Bobic am Sonntag im "Doppelpass".
Herthas Linus Gechter (18) hat nach der Derby-Niederlage sein Trikot ausgezogen und vor die Ostkurve gelegt. Gerade junge Spieler wie er, leiden unter solchen Drohungen, betonte Hertha-Manager Fredi Bobic am Sonntag im "Doppelpass".  © Soeren Stache/dpa

Einen ähnlichen Vorfall gab es bereits 2014, als die Spieler des 1. FC Nürnberg nach einer 0:3-Niederlage beim Karlsruher SC von den Ultras aufgefordert wurden, ihre Arbeitskleidung abzulegen.

Zwei weitere Fan-Zwischenfälle ereigneten sich in der jüngeren Vergangenheit beim FC Schalke 04. 2019 wurde dem damaligen Kapitän Benjamin Stambouli (31) nach einer bösen 0:4-Heimklatsche gegen Fortuna Düsseldorf die Kapitänsbinde abgenommen.

Der wohl bisherige Höhepunkt der Fan-Verfehlungen fand ebenfalls auf Schalke statt. Nachdem im vergangenen April der Abstieg in die 2. Bundesliga nach einer 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld besiegelt war, wurden die Spieler bei ihrer Rückkehr von den eigenen Anhängern um die heimische VELTINS-Arena gejagt.

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Auch in Berlin kam es in der laufenden Saison bereits zu einem Zwischenfall: Nach der 2:3-Pokalniederlage gegen die Eisernen im DFB-Pokal hatten einige Ultras ein Training des Hauptstadtklubs gestört, um ihrem Unmut Luft zu machen.

Nach dem Derby ist vor dem Abstiegskampf: Hertha BSC hat Klassenerhalt noch selbst in der Hand

Hertha-Coach Felix Magath (68) hat in der Pressekonferenz nach dem Derby daran erinnert, dass seine Mannschaft den Klassenerhalt immer noch in der eigenen Hand hat.
Hertha-Coach Felix Magath (68) hat in der Pressekonferenz nach dem Derby daran erinnert, dass seine Mannschaft den Klassenerhalt immer noch in der eigenen Hand hat.  © Soeren Stache/dpa

Der Frust der Schlachtenbummler ist bis zu einem gewissen Grad natürlich nachvollziehbar, doch anstatt noch draufzuhauen und die ohnehin bereits angeknackste Moral der Mannschaft weiter zu erschüttern, sollte jetzt lieber alle Kraft zur Unterstützung zusammengenommen werden, denn abgesehen von einem Prestigeverlust, ist eigentlich nichts passiert.

Durch die Niederlagen der direkten Konkurrenten Arminia Bielefeld, VfB Stuttgart und FC Augsburg, stellt sich die Situation nach dem 29. Bundesliga-Spieltag im Tabellenkeller immer noch genauso dar, wie vor dem Hauptstadtderby.

Die Spree-Athener trennt weiterhin nur ein einziger Punkt vom rettenden Ufer und dem damit verbundenen direkten Klassenerhalt, sodass selbst die Relegation noch aus eigener Kraft vermieden werden kann, denn an den kommenden drei Spieltagen stehen noch die direkten Duelle mit den genannten Konkurrenten an.

Daran erinnerte auch Hertha-Coach Felix Magath (68): "Letztendlich hat sich unsere Situation nach diesem Spieltag überhaupt nicht geändert. Wir haben [...] es selbst in der Hand, uns von dem vorletzten Tabellenplatz zu lösen und einen der rettenden Plätze zu erreichen", stellte er in der Presskonferenz nach dem Derby fest.

Titelfoto: Soeren Stache/dpa (Bildmontage)

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