Hertha sieht sich auf gutem Weg und hadert: "Ich muss den reinmachen"

Berlin - Wenn es läuft, dann läuft es. Wenn nicht, dann eben nicht. Hertha BSC erkämpft sich in Darmstadt ein 0:0 der besseren Sorte. Mit etwas mehr Glück im Abschluss wären sogar drei Punkte drin gewesen, doch ausgerechnet Super-Star Fabian Reese (27) ließ die XXL-Chance zum Siegtreffer liegen.

Fabian Reese (27) hatte den Lucky Punch ganz spät auf dem Fuß.
Fabian Reese (27) hatte den Lucky Punch ganz spät auf dem Fuß.  © Uwe Anspach/dpa

In der 98. Minute lief der Unterschiedsspieler der 2. Liga schlechthin allein auf Darmstadt-Keeper Marcel Schuhen (32) zu, schaute kurz, visierte die kurze Ecke und setzte die Kugel Zentimeter neben den Kasten.

"Es ärgert mich sehr, dass ich meinem Team nicht helfen konnte. So ist das. Es liegt manchmal sehr nah beieinander. Ich muss den reinmachen", haderte Reese bei Sky mit sich selbst.

Vergangene Saison hätte er ihn vermutlich noch mit verbundenen Augen versenkt. Beispiel: In Braunschweig (5:1) und nur eine Woche drauf gegen den KSC (3:1) erzielte er gar fast das gleiche Tor, als er jeweils frei vorm Keeper zum Lupfer ansetze. Der Unterschied aber: Reese ist (noch) nicht im Flow.

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"Der Winkel war ein bisschen schwer fürs kurze Eck. Ich hätte vielleicht vorbeigehen können", so der Angreifer. "Der Ball muss einfach rein. Nächstes Mal muss ich es besser machen."

Statt Richtung Aufstieg zu schielen, rutschen die Berliner mit nur zwei Punkten auf Rang 17 ab, dennoch lässt der Auftritt hoffen. Hertha lieferte das beste Spiel seit Wochen ab, war vor allem im ersten Durchgang die bessere Mannschaft mit den besseren Chancen. Nur die Kugel wollte einfach nicht rein.

Hertha BSC hat kein Glück im Abschluss

Bayern-Leihgabe Maurice Krattenmacher erlöste Hertha, Vorlagengeber Dawid Kownacki stand aber im Abseits.
Bayern-Leihgabe Maurice Krattenmacher erlöste Hertha, Vorlagengeber Dawid Kownacki stand aber im Abseits.  © Uwe Anspach/dpa

"Momentan fehlt das Quäntchen Glück, das du brauchst, um das Spiel zu gewinnen. Insgesamt ist es kein 0:0-Spiel gewesen, es war schon ein geiles Spiel mit vielen Torchancen", sagte Trainer Stefan Leitl (47).

Erst ließ Maurice Krattenmacher (20) die Hundertprozentige liegen, als er nach Reese-Vorlage den Ball nicht traf, dann war der Pfosten im Weg, ehe Jon Dagur Thorsteinssons (26) Kopfball auf der Linie geklärt wurde. In der zweiten Hälfte zappelte der Ball durch Krattenmacher endlich im Netz, Dawid Kownacki (28) stand vorher jedoch im Abseits.

Positiv gesehen: Hertha kann es doch noch. In den ersten drei Saisonspielen könnte man die erspielten Chancen überspitzt gesagt an einer Hand abzählen, jetzt hätten die Berliner mindestens zwei, drei Tore erzielen müssen. "Grundsätzlich war es in den ersten Spielen so, dass wir uns wenig kreiert haben, jetzt haben wir heute vier richtige Bretter."

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Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass auch Darmstadt nicht chancenlos war. Tjark Ernst (21) kratzte in der 84. Minute den Ball mit einem klasse Reflex gerade so von der Linie. Mit etwas Pech hätte Schiedsrichter Lars Erbst im Anschluss auch Elfmeter pfeifen können, als Kownacki die Kugel unabsichtlich an den Ellenbogen bekam.

So aber schöpft Hertha neuen Mut, auch wenn Leitl noch nicht ganz wusste, wie er das 0:0 einzuordnen hatte: "Die Leistung bei einer sehr starken Mannschaft war absolut okay. Es war ein Schritt in die richtige Richtung", so Leitl. Jetzt muss seine Elf diese Leistung nur noch bestätigen. "Wenn du eine hohe Wiederholungszahl schaffst, dann wirst du in der Regel auch irgendwann das Tor treffen. Es geht nicht um den Killerinstinkt, sondern um daran zu glauben, was wir tun."

Titelfoto: Uwe Anspach/dpa

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