Nadar Jindaoui: Vom "Niemandsland" zum Stammspieler bei Hertha BSC?

La Manga - Sein Debüt hätte besser kaum laufen können. Noch heute bekommt Nader Jindaoui (27) Gänsehaut, wenn er darüber spricht. Der 27-Jährige kam beim Pokalkrimi in der Schlussphase beim Stand von 1:2 für den HSV in die Partie. Hertha BSC rettete sich erst in die Verlängerung, dann noch ins Elfmeterschießen, weil Jindaoui das 3:3 einleitete. Später verwandelte er seinen Elfmeter souverän.

Nadar Jindaoui (27, r.) ist erstmals im Hertha-Trainingslager dabei.
Nadar Jindaoui (27, r.) ist erstmals im Hertha-Trainingslager dabei.  © Soeren Stache/dpa

Jetzt will der Techniker in La Manga durchstarten. Zum ersten Mal ist er beim Trainingslager, von dem TAG24 live berichtet, dabei.

"Es ist unbeschreiblich schön. Ich genieße jeden Tag und bin dankbar, dass ich dabei sein darf", so Jindaoui in einer Medienrunde.

Von den Hertha-Profis hat Nadar den wohl ungewöhnlichsten Weg hingelegt. Mit 27 gehört er eigentlich zu den erfahrenen Profis und ist doch ein Newcomer.

Stammplatz futsch und dann Abschied? So denkt Bouchalakis über seine Hertha-Zukunft
Hertha BSC Stammplatz futsch und dann Abschied? So denkt Bouchalakis über seine Hertha-Zukunft

"Pal sagt immer, ich komme aus dem Niemandsland. Die Hoffnung war immer da. Ich habe einfach nie aufgegeben. Schwere Phasen gab es oft, aber ich habe einfach durchgezogen und dran geglaubt, dass der Tag noch kommen wird."

Der Berliner war oft nah dran, spielte in der Jugend unter anderem für Energie Cottbus, doch für mehr als Regionalliga hat es nie gereicht - bis zu jenem Pokalabend.

"Es waren meine schönsten Wochen seitdem. Wenn man durch Berlin läuft und von den Hertha-Fans angesprochen wird, ist es noch einmal ein anderes Gefühl, als bei meiner Community. Das freut mich und ehrt mich sehr. Ich hoffe, dass ich die Liebe, die sie mir geben mit Leistungen zurückzahlen kann."

Bekannt war der Fußballer auch schon lange vor seinem Profi-Debüt. Auf Instagram, YouTube und Co. hat er Millionen Follower, doch mittlerweile schreibt er auch auf dem Platz Schlagzeilen: "Ich weiß nur, dass die Hertha-Fans mich ins Herz geschlossen haben. Das will ich zurückzahlen. Es hat mir sehr viel bedeutet. Ich will ihn zeigen: Ich bin kein Influencer, ich bin Fußballer."

Nadar Jindaoui träumt vom Pokalfinale mit Hertha BSC

Das Profidebüt von Nadar Jindaoui (r.) war ein absolutes Märchen.
Das Profidebüt von Nadar Jindaoui (r.) war ein absolutes Märchen.  © Andreas Gora/dpa

Den Traum vom Profidasein hatte er schon in frühen Jahren - aus einem emotionalen Grund: "Wir hatten Zuhause finanzielle Probleme, da habe ich mir gesagt: Fußball wird der Weg, um meine Familie aus dem Block zu holen. Gott sei Dank habe ich es dann auch anders geschafft", berichtet Jindaoui.

"Als ich meiner Familie helfen konnte, habe ich gemerkt, dass etwas im Herzen fehlt. Es war nicht nur um meine Familie rauszuholen, ich wollte meinen Seelenfrieden.

Seine Karriere könnte nun weiter Fahrt aufnehmen. Die Chance auf weitere Einsätze ist groß. Fabian Reese (26) fehlt weiter und auch Florian Niederlechner (33) ist durch die Rote Karte zum Zuschauen verdammt.

Nach brutaler Prügel-Attacke: Hertha-Star Aymen Barkok operiert und wieder zu Hause
Hertha BSC Nach brutaler Prügel-Attacke: Hertha-Star Aymen Barkok operiert und wieder zu Hause

"Ich gebe Gas, versuche mich zu empfehlen und hoffe, dass ich der Mannschaft auch helfen kann, wenn es dann so weit ist", sagt der 27-Jährige. "Ob auf den Außen oder als Zehner - Ich bin bereit für jede Position."

Der Straßenkicker mit dem starken linken Fuß hat sich für die Rückrunde noch viel vorgenommen: "Ich bin ein Träumer. Ich träume immer vom Größeren - vom Pokalfinale und auch vom Aufstieg.

Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Gespräche haben noch nicht stattgefunden. Lange überlegen muss Jindaoui aber nicht. "Von meiner Seite kannst du hier gleich zehn Jahre verlängern."

Dann könnte womöglich auch seine Lieblingsnummer frei sein. "Ich wollte immer eine Zahl, die etwas mit der sieben zu tun hat. Im Amateurbereich hatte ich die sieben, hier hatte ich erst die 37. Jetzt hat mir Zecke die 17 angeboten. Da habe ich natürlich nicht Nein gesagt. Ich komme der sieben immer näher, aber Flo hat sie. Die will ich ihm auf keinen Fall wegnehmen."

Titelfoto: Soeren Stache/dpa

Mehr zum Thema Hertha BSC: