Historisches Hertha-Debakel: "Offensiv war gut, defensiv Schrott!"

Berlin - Was für ein verrücktes Fußballspiel! Hertha BSC schreibt mal wieder Geschichte, darüber freuen kann sich aber niemand. Die Berliner führen in Magdeburg gleich viermal (!) und gehen dennoch als Verlierer vom Platz. Das gab es noch nie! Weder in der 2. Liga noch im Oberhaus.

Pal Dardai (47) sah defensiv eine ganz schwache Vorstellung seiner Mannschaft.
Pal Dardai (47) sah defensiv eine ganz schwache Vorstellung seiner Mannschaft.  © Andreas Gora/dpa

Schon früh begann das muntere Scheibenschießen, bei dem sich die Defensivreihen beider Mannschaften nicht mit Ruhm befleckt haben. Fabian Reese (2. Minute) nahm die erste Einladung dankend an. Doch auch Herthas Hintermannschaft machte es den Hausherren ein ums andere Mal zu einfach.

Kaum brachte Marten Winkler (22.) nach toller Vorarbeit von Doppelpacker Haris Tabakovic (43./55.) die Alte Dame wieder in Front, leistete sich Marc Oliver Kempf (28) einen katastrophalen Aussetzer. Der Innenverteidiger galt bis zum Schluss als Wechselkandidat, muss aber in Berlin bleiben.

Nach einer Stunde und einer schwachen Leistung, beim Stand von 4:4, nahm ihn Dardai schließlich vom Feld. Der Innenverteidiger war nie ganz auf der Höhe. "Wahrscheinlich waren die letzten paar Tage zu viel für ihn. Er hat selber angezeigt, dass er runter möchte", sagte Pal Dardai (47), der ihm weiter das Vertrauen schenken will.

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"Für uns bleibt er ein wichtiger Spieler, ein ehrlicher Junge. Man muss den Tag akzeptieren. Wir werden ihn aufbauen. Wir brauchen ihn."

Wie schon gegen Fürth traf Haris Tabakovic (r.) doppelt. Diesmal per Kopf.
Wie schon gegen Fürth traf Haris Tabakovic (r.) doppelt. Diesmal per Kopf.  © Andreas Gora/dpa

Hertha BSC schaffte es nie, das Spiel zu beruhigen

Kapitän Toni Leistner (33, 3.v.l) und Haris Tabakovic (29, 2.v.l.) diskutieren nach Spielende.
Kapitän Toni Leistner (33, 3.v.l) und Haris Tabakovic (29, 2.v.l.) diskutieren nach Spielende.  © Andreas Gora/dpa

Das größte Problem waren aus seiner Sicht auch nicht die individuellen Aussetzer, sondern dass seine Mannschaft trotz viermaliger Führung es zu keinem Zeitpunkt geschafft hat, das Spiel zu beruhigen. "Kein Spieler hat die Verantwortung übernommen, den Gegner mal laufen zu lassen oder Spielkultur reinzubringen. Wir wollten immer schnell nach vorne. Daraus müssen wir lernen."

Probleme, die den Herthanern bekannt vorkommen dürften: Jedes Jahr aufs Neue fehlen Führungsspieler. Hinzukommt eine fehlende Achse.

Immerhin ist endlich das Transferfenster zu. Die Mannschaft muss sich jedoch erst noch finden. Wenn aber ein Umbruch auf den nächsten folgt, ist das gar nicht so einfach. "Wir haben jetzt einen neuen Kader und werden erst einmal analysieren. Ende Herbst werden wir dann eine richtig starke Mannschaft haben", kündigte Dardai an.

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Neu ist aber die Flut an Gegentoren unter Dardai. Seine Elf galt eigentlich immer als schwer zu bespielen. "Wir sind gut ins Spiel gekommen und haben hoch gepresst. Alles lief nach unserem Plan, aber wir waren naiv, wie wir die Tore bekommen haben. Das ist für mich neu."

Beinah wäre den Gästen sogar noch der Lucky Punch durch den eingewechselten Peter Pekarik (36) gelungen, so aber machte Ahmet Arslan (29), im Sommer noch als Neuzugang gehandelt, tief in der Nachspielzeit (90.+3) den Deckel drauf. Es ist schon das elfte Gegentor in fünf Spielen: "Offensiv war gut, defensiv Schrott!", fasste der Übungsleiter das Spiel perfekt zusammen.

Titelfoto: Andreas Gora/dpa

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