Redet sich der HSV den schlechten Saisonstart zu schön?

Hamburg - Ein Punkt und 0:7 Tore! Der Hamburger SV ist mit überschaubarem Erfolg in die Bundesliga zurückgekehrt. Am Samstag (15.30 Uhr) kommt es gegen den 1. FC Heidenheim zum Kellerduell - Vorletzter gegen Letzter. Der Druck ist jetzt schon spürbar, auch wenn man sich im Volkspark den schwachen Saisonstart schönredet.

Beim HSV redet man zwar Klartext, sich den schwachen Saisonstart aber auch etwas zu schön.
Beim HSV redet man zwar Klartext, sich den schwachen Saisonstart aber auch etwas zu schön.  © IMAGO / Beautiful Sports

Insgeheim hatten die Verantwortlichen zu Beginn mit einigen Zählern gerechnet. Gegen die Bayern (0:5) wurde eine Niederlage einkalkuliert, gegen Gladbach (0:0) und St. Pauli (0:2) sollten aber Punkte her. Geworden ist es nur einer.

Fast schon alarmierender ist allerdings die Art und Weise, wie die Rothosen zum Teil aufgetreten sind. Das torlose Remis in Gladbach war zunächst noch als Erfolg zu werten, die schwachen Auftritte der Fohlen im Anschluss relativierten das Ergebnis aber.

Im Derby konnte der HSV nur kurz mithalten, ansonsten wurden ihm gnadenlos die Schwächen aufgezeigt. Und bei der Bayern-Klatsche konnte der Aufsteiger froh sein, dass der Rekordmeister in der zweiten Hälfte mindestens drei Gänge runterschaltete.

HSV mit Last-Minute-Tor gegen den BVB! Diekmeier rührt Stadion zu Tränen
HSV - Hamburger SV HSV mit Last-Minute-Tor gegen den BVB! Diekmeier rührt Stadion zu Tränen

Trotz der miesen Bilanz tätigen Verantwortliche und Spieler Aussagen, die zum Teil doch sehr verwundern. Schon nach dem Zittersieg im Pokal hatte Ransford Königsdörffer (23) betont: "In den kommenden Wochen sollte es nicht so schwer werden wie heute."

Statistiken zeigen: So schlecht ist der HSV wirklich

Trainer Merlin Polzin (34) wusste, dass die Bayern ein paar Gänge runtergeschaltet hatten.
Trainer Merlin Polzin (34) wusste, dass die Bayern ein paar Gänge runtergeschaltet hatten.  © Sven Hoppe/dpa

Die Realität sah aber anders aus. Gegen die Bayern versammelte sich das Team schon nach einer halben Stunde, als es sich gerade den vierten Gegentreffer eingefangen hatte. Dort und auch in der Halbzeit wurde Klartext gesprochen. "In der zweiten Halbzeit waren wir aggressiver, kompakter, haben dem Gegner weniger Raum gegeben und konnten auch offensiv Situationen kreieren", erklärte Torhüter Daniel Heuer Fernandes (32).

Zur Wahrheit gehört in diesem Fall aber eben auch, dass die Bayern das Spiel laufen ließen, wie Trainer Merlin Polzin (34) richtig erkannte: "Wir haben in der zweiten Halbzeit ein anderes Gesicht gezeigt, auch wenn der FC Bayern einen Gang zurückgeschaltet hat."

Der Blick auf die nackten Zahlen unterstreicht, dass der HSV noch lange nicht in der Bundesliga angekommen ist. Schon vor der Saison wurde deutlich, dass das Team mit den Statistiken aus der zweiten Liga im Oberhaus nicht mithalten kann und abgeschlagen Letzter wäre. Trotz Umbruch befindet man sich in vielen Rankings allerdings genau da, wo man nicht sein wollte - am unteren Ende.

Diese zwei Dinge muss der HSV gegen den BVB in den Griff kriegen
HSV - Hamburger SV Diese zwei Dinge muss der HSV gegen den BVB in den Griff kriegen

Nach drei Spieltagen haben die Rothosen 345,2 Kilometer abgerissen, das bedeutet Platz 15! Nur Bremen, Stuttgart und Heidenheim sind noch weniger gelaufen. St. Pauli auf Rang vier ist da zum Beispiel schon um 20 Kilometer enteilt. Auch bei den Torschüssen (21) und beim Ballbesitz (44 Prozent) befindet sich der HSV auf dem vorletzten Platz, nur Heidenheim ist jeweils noch schlechter.

HSV-Sportvorstand Stefan Kuntz fordert Geduld

Sportboss Stefan Kuntz (63) fordert Geduld und stärkt Polzin den Rücken.
Sportboss Stefan Kuntz (63) fordert Geduld und stärkt Polzin den Rücken.  © Christian Charisius/dpa

Die Zahlen sind alarmierend, die Stimmung aber noch gelassen. "Ich bin eigentlich mit dem Start zufrieden, weil wir in Gladbach gezeigt haben, was wir können", erklärte Nicolai Remberg (25) jüngst in der Show "At Broski". "Gegen Pauli nicht richtig, aber jetzt gegen Heidenheim wird es auf jeden Fall besser."

In der Kritik steht bislang noch keiner der Verantwortlichen, Sportboss Stefan Kuntz (63) hat Polzin sogar noch den Rücken gestärkt.

"Geduld heißt nicht, dass wir Geduld bis nächste Woche brauchen. Wir brauchen Geduld bis in den April oder Mai hinein", hatte er nach der Bayern-Klatsche bei Sky gesagt. Bleibt nur zu hoffen, dass es dann nicht schon zu spät ist.

Titelfoto: IMAGO / Beautiful Sports

Mehr zum Thema HSV - Hamburger SV: