Emotionaler Rose stinkig nach RB Leipzigs Abseits-Ausgleich: "Ich versteh's einfach nicht!"

Leipzig - "Wie konnten wir das Spiel eigentlich verlieren?", fragte ein emotional angeknackster Marco Rose (46) nach der 1:2-Niederlage von RB Leipzig gegen den 1. FC Union Berlin. Richtig auf die Palme brachte ihn der aus seiner Sicht fälschlicherweise zurückgenommene Ausgleich - mit dieser Meinung stand er vor der Kamera allerdings allein da.

Yussuf Poulsen (28, l.) dreht sich ungläubig weg, während Schiedsrichter Daniel Schlager (33) den Abseits-Arm hebt.
Yussuf Poulsen (28, l.) dreht sich ungläubig weg, während Schiedsrichter Daniel Schlager (33) den Abseits-Arm hebt.  © Imago/Matthias Koch

79. Minute: Benjamin Henrichs (25) sorgt für eine Seitenverlagerung, flankt in den Strafraum, wo Marcel Halstenberg (31) per Kopf in die Mitte ablegt. Dort kommt Yussuf Poulsen (28) angesprintet, der die Kugel zum 2:2-Ausgleich versenkt. Schiedsrichter Daniel Schlager (33) wird vom VAR aber an den Monitor geschickt und nimmt den Treffer zurück.

Grund: In der Szene zuvor stand RB-Stürmer Timo Werner (26) bei einem langen Ball im Abseits, das vermeintlich aufgehoben wurde, weil der vor ihm stehende Aissa Laidouni (26) das Spielgerät mit der Hacke hinter seinem Rücken berührte, wodurch es die Richtung veränderte. Neue Spielsituation oder nicht, das war die Frage. Schlager sagte Nein und Abseits.

Der Meinung war auch Sky-Experte Lothar Matthäus (61): "Kontrollieren konnte er ihn ja nicht, weil er ihn mit der Hacke hinter dem Kopf ... also den Ball hat er nicht gesehen. Wie er's macht, ist es unkontrolliert."

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Auch Ex-Nationalspielerin Tabea Kemme (31) sah das so: "Die Aktion kontrolliere ich erst, wenn ich ein gewisses Sichtfeld zur Aktion habe."

Schiedsrichter-Experte Alex Feuerherdt: "In der vergangenen Saison hätte das Tor gezählt"

Nicht happy mit der Schiedsrichterentscheidung bzw. der Regelauslegung: RB-Trainer Marco Rose (46).
Nicht happy mit der Schiedsrichterentscheidung bzw. der Regelauslegung: RB-Trainer Marco Rose (46).  © picture point/Sven Sonntag

Sky-Moderator Sebastian Hellmann (55) hingegen konnte die Proteste der Sachsen verstehen: "Er entscheidet sich ja bewusst dafür, den Ball so zu nehmen. Dass der Ball dann unkontrolliert wird, dafür kann RB ja nix."

Licht ins Dunkel wollte Schiedsrichter-Experte Alexander "Alex" Feuerherdt (53) bringen. Zunächst sagte er, dass der Treffer in der vergangenen Saison gezählt hätte, "denn da kam es auf dieses Moment der Kontrolle noch nicht an".

Feuerherdt weiter: "Hier hat eine entscheidende Rolle gespielt, dass der Ball ohne diese Berührung auch zu Timo Werner durchgekommen wäre. Damit war die Ballberührung begrenzt, der Ball hat seine Richtung gar nicht groß verändert. Die Entscheidung war korrekt."

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Keine große Überraschung, dass RB-Trainer Marco Rose ganz und gar nicht dieser Meinung war. Es wurde emotional!

Zunächst gab er einen Kommentar zu Feuerherdt ab: "Ich habe großen Respekt vor eurem Schiedsrichter-Experten. Aber er hat es bisher eigentlich immer geschafft, die Entscheidung des Schiedsrichters so zu erklären, dass es irgendwie für ihn passt. Ich hab noch nie gehört, dass er mal gesagt hat: 'Da lag der Schiedsrichter falsch.'"

Marco Rose ratlos: "Er will den Ball kontrolliert mit der Hacke klären, Punkt!"

Rose war zudem nicht gleicher Meinung mit Sky-Expertin Tabea Kemme (31), die das Spiel mit Lothar Matthäus (61, r.) und Moderator Sebastian Hellmann (55) analysierte.
Rose war zudem nicht gleicher Meinung mit Sky-Expertin Tabea Kemme (31), die das Spiel mit Lothar Matthäus (61, r.) und Moderator Sebastian Hellmann (55) analysierte.  © imago/eibner

Die Entscheidung des Unparteiischen, man könne den Ball "mit der Hacke nicht so kontrolliert spielen, wenn er ihn nicht sieht", verstand Rose nicht. "Er will den Ball kontrolliert mit der Hacke klären, Punkt. Er ist nicht angeschossen worden aus einem Meter. Ich versteh's einfach nicht."

Schiri Schlager versuchte das Regelwerk und die Situation nach Abpfiff zu erklären: "Er sieht den Ball zwar, aber in dem Moment, wo er ihn mit der Hacke spielt, macht er es in einer unkontrollierten Art, weil er den Ball eben nicht sieht. Das war das entscheidende Kriterium für mich."

Rose durfte wieder: "Die Jungs trainieren jeden Tag Fußball. Vielleicht sollte ein Schiedsrichter mal kommen und gucken, was wir so machen. Die Jungs können mit der Hacke jonglieren, ohne dass sie den Ball sehen - und zwar 20-mal, wenn sie wollen. Mir kann keiner erzählen, dass dieser Spieler den Ball nicht mit der Hacke kontrolliert spielen wollte."

Emil Forsberg (31, l.), Timo Werner (26, r.) und André Silva (27, dahinter) holten sich dennoch Applaus ab.
Emil Forsberg (31, l.), Timo Werner (26, r.) und André Silva (27, dahinter) holten sich dennoch Applaus ab.  © Picture Point/Roger Petzsche

Öl ins Feuer goss dann noch Tabea Kemme, die die Frage in den Raum warf, ob die Roten Bullen den Fokus aufgrund der vermeintlichen Fehlentscheidung aufs eigene Spiel verloren und sich zu sehr emotionalisieren gelassen hätten.

"Bitte?!", fragte Rose noch einmal nach und ließ eine Denkpause. "Wenn du empfindest, dass das unser Thema war, dass wir uns danebenbenommen haben auf dem Platz und uns nicht auf unsere Leistung konzentriert haben... Ich seh' das ein bisschen anders. Die Tendenz aus der Frage heraus finde ich schade, auch meiner Mannschaft gegenüber."

Titelfoto: Bildmontage: Imago/Matthias Koch, Picture Point/Sven Sonntag

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