Dresden - "Ich habe meinen Freund 'Scholle' noch gar nicht richtig gesehen, ich gehe ihn jetzt suchen", sagte Bochums Trainer Uwe Rösler (57) nach dem 2:1-Sieg der Dynamos beim VfL. "Wir wollen aber kurz nach halb zehn los", antwortete sein Gegenüber Thomas Stamm (42) und blickte auf die Uhr. Die zeigte in dem Moment 21.26 Uhr an. War dann wohl eher ein Sturz- und kein Genussbier.
Wem es besser geschmeckt haben dürfte, war klar. Heiko Scholz (59) und auch Stamm. Er dürfte nach neun sieglosen Partien Erleichterung gespürt haben. Nach der besten Hälfte der Saison - mit veränderter Taktik - in Durchgang eins brachten seine Jungs mit Geschick, Leidenschaft und viel Glück den Dreier nach der Pause über die Ziellinie.
"Es geht nicht um Erleichterung. Ich freue mich, dass wir uns belohnen konnten mit einem vielleicht nicht perfekten Spiel. Es tut auf alle Fälle gut. Ich freue mich vor allem für die Jungs, weil ich sehe, wie sie Woche für Woche im Training arbeiten, aber es nicht immer auf den Platz übertragen bekommen", sagte der Trainer.
Er sprach dann vom Großen und Ganzen: "Es ist immer ein Stück weit Lebensqualität. Das wird immer so sein, für die Spieler, Trainer, Fans und manchmal auch für die Journalisten, wenn sie es gut mit uns meinen, dann ist es auch Lebensqualität. Die kriegst du nicht anders als mit Siegen."
Stamm ist nun mal ein Trainer, der emotional nicht aus sich herausgeht - anders als Rösler.
Dynamo Dresden belohnte sich endlich mal für eine gute erste Halbzeit
Der Dynamo-Coach bleibt immer sachlich, hätte sich aber auch selbst mal auf die Schulter klopfen können.
Seine Aufstellung rief vor der Begegnung so ziemlich alle Tastatur-Terroristen in den sozialen Netzwerken auf den Plan. Kritik pur! Doch er zog es durch, bewies Mut und wurde belohnt. Und die Nörgler waren danach still.
Stamm überraschte den Gegner mit einer Dreier- beziehungsweise Fünfer-Abwehrreihe, ließ viele Diagonalpässe schlagen und verlagerte in der ersten Halbzeit damit das Spiel immer wieder.
Damit hatten Röslers Schützlinge überhaupt nicht gerechnet. Was folgte, war nach einer eher wackligen Startphase eine klare Angelegenheit für die Schwarz-Gelben, die auch in Sachen Effizienz diesmal besser dastanden: Aus vier Chancen resultierten die zwei Tore durch Alexander Rossipal (26.) und Vincent Vermeij (45.+1). "Wir haben uns endlich mal für eine gute erste Halbzeit belohnt", sagte der Schweizer.
Und wer eben diesen Mut zeigt, der wird auch mal mit Glück, drei Punkten und einem Siegerbier belohnt.