Dynamos Ukrainer Melichenko denkt oft an zu Hause: "Es gibt weitaus wichtigere Dinge als Fußball!"

Dresden - Er ist eine der Entdeckungen der noch jungen Saison: Kyrylo Melichenko (23). Der junge Ukrainer gefiel in seinen bisherigen Spielen in der rechten Viererkette bei Dynamo - bis auf wenige Ausnahmen. Seit Mitte März ist er in Dresden, er hat sich eingelebt. Doch seine Gedanken sind in seinem Heimatland.

Kyrylo Melichenko (r., gegen den Elversberger Semi Sahin) hat sich längst einen Stammplatz bei Dynamo ergattert. Bis auf wenige Ausnahmen wusste der Ukrainer zu gefallen.
Kyrylo Melichenko (r., gegen den Elversberger Semi Sahin) hat sich längst einen Stammplatz bei Dynamo ergattert. Bis auf wenige Ausnahmen wusste der Ukrainer zu gefallen.  © Imago / Eibner

Am Mittwoch vor einem halben Jahr begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Melichenko war an diesem 24. Februar mit seinem Verein aus Mariupol in der Türkei im Trainingslager.

Danach ging es für ihn nach Dresden, dort trainierte er anfangs nur mit. Seit Juli steht er unter Vertrag. Seine Freundin Anya stellte den Kontakt her, begleitete ihn.

Jetzt ist er allein hier, Anja wieder in der Ukraine. Melichenko ist voll auf die SGD fokussiert, mit dem Kopf aber auch immer wieder daheim:

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"In einer solchen Situation merkt man, dass es im Leben weitaus wichtigere Dinge gibt als Fußball. Gerade in den ersten Monaten war es sehr schwer, sich auf etwas anderes als die Geschehnisse in der Ukraine zu konzentrieren", sagt 23-Jährige in einem Interview im Dynamo-Kreisel, dem Programmheft der SGD.

"Der Sport hat mir dabei allerdings auch sehr geholfen, denn es gibt keine bessere Möglichkeit, sich abzulenken, als das Spiel auf dem Platz. Wenn ich auf dem Rasen stehe, ob im Training oder im Wettkampf, ist der Krieg in meiner Heimat für mindestens 90 Minuten aus meinem Kopf verschwunden. Daher bin ich dankbar, dass ich meiner großen Leidenschaft weiterhin nachgehen darf. Ich hoffe, dass eines Tages auch wieder in der Ukraine die Menschen unbeschwert leben können."

Kyrylo Melichenko kommuniziert bei Dynamo Dresden meist noch auf Englisch

Kyrylo Melichenko (23) Anfang April mit seiner Freundin Anya. Sie hat den Kontakt zu Dynamo hergestellt.
Kyrylo Melichenko (23) Anfang April mit seiner Freundin Anya. Sie hat den Kontakt zu Dynamo hergestellt.  © privat

Er kann es hier. Dafür ist er den Verantwortlichen der SG Dynamo "unendlich dankbar", wie er sagt.

Er fühlt sich wohl. Inzwischen hat er auch andere Städte in Deutschland besucht. Berlin, Leipzig und Köln zählt er. "Aber Dresden ist am schönsten."

Wenn jetzt noch der Erfolg zur SG Dynamo zurückkehren würde, wäre er sportlich absolut glücklich.

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Er lernt derzeit fleißig die deutsche Sprache. Es wird täglich besser, "aber die deutsche Sprache ist echt nicht leicht", sagt er.

"Ein paar Sätze kann ich schon, vor allem natürlich das, was ich auf dem Platz brauche, um mit meinen Teamkollegen zu kommunizieren. Außerdem verstehe ich einiges – selbst zu sprechen ist aber nochmal deutlich schwerer."

Und daher findet der Großteil der Kommunikation auf Englisch statt.

Titelfoto: Imago / Eibner

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