Marathon-Macht-Schlacht beim 1860 München: Investoren-Kritiker behalten die Oberhand

München - Wer glaubt, Fußball und Politik könne man strikt trennen, hat nie hinter die Kulissen einer Vereinsführung gesehen. Und genau diese sollte am Sonntag gewählt werden. "House of Cards" – in weiß-blau. Beim TSV 1860 München.

Sport über Geld: Vereinspräsident Robert Reisinger (60) will Investoren nicht zu viel Befugnisse in Vereinen zugestehen.
Sport über Geld: Vereinspräsident Robert Reisinger (60) will Investoren nicht zu viel Befugnisse in Vereinen zugestehen.  © Felix Hörhager/dpa.jpg

Auf der einen Seite der umstrittene jordanische Investor Hasan Ismaik (46), der seine Anhänger über soziale Medien mobilisierte – also die Unterstützer der Opposition "Bündnis Zukunft".

"Rettet unseren Verein! Eure Stimme für Erfolg und gegen Ideologen!", schrieb er. "Ideologie" ohnehin inzwischen der Kampfbegriff auf sämtlichen politischen Ebenen.

Mit kostenloser Verpflegung sollten sich genug Anhänger finden lassen, so offensichtlich die Taktik. Auf der anderen Seite trafen sich unter anderem die investorenkritischen Ultras, die derzeit klar die aktuelle Klubführung stützen.

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Irgendwo zwischen dem aus dem Stadion bereits bekannten "Scheichlied" und Personenschützern bahnte er sich am Vormittag seinen Weg in die Zenith-Halle, wo mehr als 2000 Mitglieder warteten, ihre Stimmen abzugeben.

Entgegen der Empfehlung – ja, eigentlich Aufforderung – der Oppositionsfühung wurden Karl-Christian Bay (54) und Norbert Steppe (55) als Vizepräsidenten gewählt – und zwar relativ deutlich.

Das neue 1860-Präsidium heißt Reisinger, Bay und Steppe

Heißer Debatten-Marathon: Weit mehr als 2000 Mitglieder trafen sich ab 10 Uhr vormittags in der Zenith-Halle.
Heißer Debatten-Marathon: Weit mehr als 2000 Mitglieder trafen sich ab 10 Uhr vormittags in der Zenith-Halle.  © Felix Hörhager/dpa

Bay mit 1346:751 Pro- beziehungsweise Gegenstimmen und Steppe mit 1385:619 Stimmen.

Damit sind hat Vereinspräsident Robert Reisinger (60) erreicht, was sein Ziel war: Zwei Mannen an seiner Seite zu haben, die den Einfluss von Investoren – wie er – in Zaum halten wollen.

Es gab es hitzige Debatten, Aussprachen, Vorwürfe, Anspielungen, Empörung und viel Taktieren.

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Eine hitzige Mitgliederversammlung, die vor allem eine Frage aufwarf: Wie sollen sich diese Lager wieder unter einem gemeinsamen Banner finden? Und wer soll dieses Kunststück schaffen?

Die Wahl des Verwaltungsratswahles auf jeden Fall, sollte – mit Auszählung der Stimmen für die 23 Kandidaten – bis in die Nacht andauern. Die meisten Mitglieder gaben ihre Stimmen ab und verließen direkt – nach etlichen Stunden – die Halle.

Titelfoto: Felix Hörhager/dpa

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