Werder-Rosenkrieg nach Augsburg-Eklat: Entlassener Stadionsprecher poltert los!

Bremen - Seit 2001 bildete Christian Stoll (62) zusammen mit Arnd Zeigler (57) das Stadionsprecher-Duo beim SV Werder Bremen. Am Mittwoch beendete der Klub die Zusammenarbeit, ohne dabei Gründe zu nennen. Inzwischen hat sich der geschasste Sportjournalist zu der Entlassung geäußert - und dabei Vorwürfe gegen seinen langjährigen Arbeitgeber erhoben.

Christian Stoll (62) und der SV Werder Bremen gehen nach 21 Jahren getrennte Wege.
Christian Stoll (62) und der SV Werder Bremen gehen nach 21 Jahren getrennte Wege.  © Carmen Jaspersen/dpa

Aus der schriftlichen Erklärung des 62-Jährigen, die der vereinsnahen Deichstube vorliegt, geht hervor, dass das Verhalten des Ansagers in der hitzigen Schlussphase der Bundesligapartie gegen den FC Augsburg intern auf Missfallen stieß.

Stoll habe Schiedsrichter Martin Petersen (37) und FCA-Manager Stefan Reuter (55) verbal angegriffen.

"Dem Referee sagte ich, er möge doch lieber Kreisliga pfeifen, dem Mitglied der Geschäftsführung der Augsburger, er habe eine Truppe von Unsympathen am Start", so die Fußballpersönlichkeit.

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Allerdings versicherte "Stolli": "Beide Herren habe ich selbstverständlich derweil schriftlich um Entschuldigung gebeten."

Dennoch soll die Werder-Leitung ihm anschließend signalisiert haben, dass ein solches Benehmen nicht zu den Werten des Vereins passe. Im offiziellen Statement verzichteten die Grün-Weißen darüber hinaus auch auf eine Danksagung.

Werder Bremen gab die Trennung von Christian Stoll in den sozialen Netzwerken bekannt

Christian Stoll fühlt sich "vom Hof gejagt"

Werder-Kultfigur Arnd Zeigler (57, l.) wird vorerst allein durch das Heimspiel-Programm beim SVW führen.
Werder-Kultfigur Arnd Zeigler (57, l.) wird vorerst allein durch das Heimspiel-Programm beim SVW führen.  © Carmen Jaspersen/dpa

Stoll sei laut eigenen Angaben zu einer einvernehmlichen Trennung zum Jahresende bereit gewesen. Das habe der SVW aber abgelehnt, ebenso wie die Bitte, noch die kommende Heimpartie gegen Borussia Mönchengladbach oder das Abschiedsspiel von Sturmlegende Claudio Pizarro (43) begleiten zu dürfen.

"Ich habe mich auch bei den Vereinsverantwortlichen entschuldigt und mein falsches Verhalten ehrlich bedauert. Ich habe keine Ausflüchte gesucht und habe zu meinem Fehler gestanden. Mehr konnte ich nicht tun. Dennoch hat man mich von einem Augenblick zum nächsten vom Hof gejagt", kritisierte der langjährige DFB-Stadionsprecher.

Das rigorose Handeln der Hansestädter habe Stoll in seinem "Stolz, Teil der Werder-Familie zu sein, gekränkt" und in seiner "persönlichen Ehre als Mensch verletzt".

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Darüber hinaus könne sich der gebürtige Bremer nicht vorstellen, dass tatsächlich nur der Vorfall gegen den FCA zur Entlassung geführt habe.

"Ich nehme der Geschäftsführung des SVW nicht ab, dass mein Fauxpas gegen Augsburg der wahre Grund für dieses bittere Aus ist. Es gab zuletzt mehrmals Zwistigkeiten zu unterschiedlichen Thematiken", so Stoll.

Er vermutete zudem, dass seine "kritischen Kolumnen und Kommentare in Bremer Medien über DFB/DFL, etwa zu den Geisterspielen, dem 'Kölner Keller' oder meine Sicht auf einige Klubs der BL-Konkurrenz" zur negativen Haltung ihm gegenüber beigetragen hätten.

Die Entlassung von Christian Stoll löste eine hitzige Diskussion aus

Christian Stoll (62) vor dem Viertelfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Griechenland bei der Europameisterschaft 2012 in Polen. (Archivfoto)
Christian Stoll (62) vor dem Viertelfinale der deutschen Nationalmannschaft gegen Griechenland bei der Europameisterschaft 2012 in Polen. (Archivfoto)  © Marcus Brandt/dpa

Zwar werde Werder Bremen weiter sein Verein bleiben, aber das Ende und dessen Art und Weise täten "ungeheuer weh".

Mehr möchte er auch in Zukunft nicht zu der Angelegenheit sagen: "Da ich bekanntermaßen unter Depressionen leide, haben mir meine behandelnde Ärztin, meine Frau, meine Freunde und mein Anwalt geraten, keine weiteren öffentlichen Erklärungen als diese zu dem Thema abzugeben."

In den sozialen Netzwerken löste die Trennung und das anschließende Statement eine hitzige Diskussion aus. Während einige Werder-Fans ihr Unverständnis bezüglich des plötzlichen Abschieds äußerten, gab es auch zahlreiche Anhänger, die sich hinter den Klub stellten.

"Einem (Ex-) Mitarbeiter, der durch beleidigende, homophobe, rassistische, chauvinistische und politisch unkorrekte Äußerungen aufgefallen ist, muss man wahrlich kein 'Dankeschön' hinterherwerfen", schrieb ein User auf worum.org, dem größten Fan-Forum des Bundesliga-Aufsteigers.

Auf Twitter kommentierte eine andere Person: "Aus meiner Sicht überfällig, da es über die Jahre doch die eine oder andere Entgleisung bei ihm gab. Von den homophoben und sexistischen Untertönen ganz zu schweigen."

Titelfoto: Carmen Jaspersen/dpa

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