Schluss mit dem Theater: Neue Regel soll Ordnung schaffen
Zürich (Schweiz) - Es sind unschöne Szenen: Weil manche Fußballer glauben, es besser zu wissen oder einfach gar keinen Respekt vor dem Unparteiischen mehr haben, wird ewig um eine Entscheidung diskutiert, obwohl diese bereits feststeht. Die Folge: Verzögerungen und Aggressivität. Das soll sich ändern.
Im Rugby ist es schon lange üblich, dass nur der Mannschaftskapitän mit dem Schiedsrichter sprechen darf. Geht es nach dem IFAB, dem International Football Association Board, das die international gültigen Fußballregeln festlegt, soll dies auch im Fußball eingeführt werden.
Eine mögliche Sanktion bei Nichteinhaltung wurde auch gleich vorgeschlagen: Ein zehnminütiger Ausschluss des Spielers.
Diese Zehn-Minuten-Maßnahme wurde im englischen Breitenfußball bereits angewendet und laut IFAB-Berichten haben Aggressivitäten gegen Schiedsrichter sowie der unsägliche Zeitverlust und Abbruch des Spielflusses durch die Diskussionen abgenommen.
"Spieler, die aggressiv auf die Schiedsrichter zugehen, können einfach nicht länger toleriert werden", sagt Lukas Brud (42), Geschäftsführer des IFAB, gegenüber The Times.
Der Schiedsrichter soll gegebenenfalls nur noch dem Kapitän seine Entscheidung erklären müssen. "Das hat in anderen Sportarten wie Rugby und Basketball gut funktioniert", so der Funktionär.
Gelbe Karten werden achselzuckend hingenommen
Die Überlegung dahinter ist, dass vielen Spielern eine Gelbe Karte egal ist. Wirkliche Konsequenzen hat eine Gelbe Karte nur beim nächsten Mal oder nach zig Wochen, wenn fünf Gelbe Karten gesammelt wurden. Es fehlt also der unmittelbare Lerneffekt.
Eine unmittelbare Strafe auf der "stillen Treppe" abseits des Platzes bietet dies aber. Auch lerntheoretisch ergibt es absolut Sinn, wenn eine "echte" Bestrafung beziehungsweise unangenehme Konsequenz unmittelbar nach dem unerwünschten Verhalten folgt.
Eine Gelbe Karte hat aber keine solche Konsequenz.
Der Vorstoß der IFAB erfolgt, nachdem die Trainer ihrerseits mehr Empathie und Dialog von den Schiedsrichtern gefordert hatten, was mit einem geordneten Dialog über den Kapitän möglich wäre.
Im Rugby stehen die Spieler vor dem Schiedsrichter stramm
Beispiele aus dem Rugbysport zeigen, wie es laufen könnte. Dort werden schon lange alle Gespräche des Schiedsrichters aufgezeichnet. Auch Worte der Spieler bleiben da hängen.
Spieler wissen das und überlegen sich dreimal, was sie sagen, ehe sie dem Schiri etwas entgegenschreien. Rugby-Schiris haben ein ganz anderes Ansehen.
Besonders in Erinnerung bleibt ein Spruch der Rugby-Schiri-Legende Nigel Owens (52). Dieser rief in einem Spiel Tobias Botes (39) zu sich und sagte dem Rugby-Star:
"Ich glaube, wir haben uns noch nicht getroffen, aber ich bin der Schiedsrichter auf dem Platz. Mach du deinen Job, ich mache meinen. Wenn ich dich noch einmal für irgendeine Entscheidung schreien höre, schicke ich dich vom Platz. Wir sind hier nicht beim Fußball, ist das klar?"
Was beim Rugby funktioniert, sollte auch beim Fußball klappen.
Titelfoto: Bildmontage: Julio Munoz / POOL / AFP, Ronny HARTMANN / AFP