Formel 1: Favorit patzt beim Start und doch ist die WM nur noch rechnerisch offen
Von Maximilian Haupt und Jens Marx
Las Vegas (USA) - Max Verstappen (28) hat die WM zumindest für eine Woche weiter spannend gehalten und ist nach einem übermütigen Start-Manöver von Spitzenreiter Lando Norris (26) vor der Glitzerkulisse in Las Vegas rechnerisch im Titelrennen geblieben. Der viermalige Formel-1-Weltmeister von Red Bull gewann den Großen Preis vor dem Briten und verkürzte am Ort seines Weltmeisterschafts-Triumphes von 2024 seinen Rückstand um sieben Punkte.
Norris patzte in seinem 150. Grand Prix im McLaren auf den ersten 300 Metern und musste ordentlich Gas geben, um vor Vorjahressieger George Russell im Mercedes als Zweiter ins Ziel zu kommen.
Der 26-Jährige kann aber schon beim kommenden Grand Prix am Wochenende in Katar seinen ersten Titeltriumph klarmachen und Kumpel Verstappen entthronen.
Norris' Teamkollege Oscar Piastri, WM-Zweiter, verpasste als Vierter erneut das Podest.
Vor den beiden finalen Grand Prix an den beiden kommenden Wochenenden führt Norris im Klassement mit 408 Punkten. Piastri hat einen Rückstand von 30 Zählern, Verstappen fehlen immer noch satte 42 Zähler - ein kleines WM-Wunder bräuchte er schon für den fünften Titel in Serie.
Norris gab noch vor dem Start in sein Jubiläumsrennen ein Versprechen für die Fans ab: "Wir werden es aufregend machen für Euch."
Problem nur: "Wahnsinnig stressig für uns." Und erst recht für ihn.
Die Pole hatte er zu seiner eigenen Überraschung in Nassen geholt und sich dafür die optimale Ausgangsposition verschafft für den dritten Grand-Prix-Sieg in Serie. In Mexiko hatte er von der Pole gewonnen, in Brasilien ebenfalls und sich so auch weiter in die Pole für den Titel manövriert.
"Es wird nicht einfach", betonte Norris auch noch, bevor die roten Ampeln in der Glitzerstadt ausgingen: "Vieles kann mein Leben heut schwer machen."
Allen voran der Fahrer neben ihm in der Startaufstellung. Verstappen gewann 2023 beim Comeback der Formel 1 in Las Vegas, vor einem Jahr krönte sich der 28 Jahre alte Niederländer in der Wüste von Nevada zum vierten Mal zum Weltmeister.
Klar war allen, es wird eng bis zur ersten Kurve nach nicht mal 200 Metern, wenn auch die letzten VIPs von Michael Douglas und dessen Frau Catherine Zeta-Jones über Naomi Campbell, Damson Idris, Jimmy Butler, Terry Crews bis Cynthia Erivo die Startaufstellung verlassen haben und es losgeht. Norris, zuletzt so cool und souverän, zeigte Nerven.
Er kam zunächst gut weg, wollte Verstappen den Weg zumachen und zog aggressiv nach innen. Allerdings so sehr, dass er mit zu viel Schwung in die Kurve raste und nach außen weggetragen wurde. Verstappen kam locker vorbei.
Danach wurde Norris auch noch von Vorjahressieger Russell - ebenfalls in dessen 150. Grand Prix - überholt. Nun wurde es wirklich stressig für Norris, der sich von seinem Nervenflattern eigentlich befreit zu haben schien.
Von Spazierfahrt über den legendären Strip konnte aber auch bei Verstappen keine Rede sein - Russell machte erstmal Druck. Norris konnte - oder wollte, um die Reifen zu schonen - den beiden nicht so dicht folgen.
Piastri fuhr mittlerweile auf Position sieben der Spitze auch mit einigem Zeit-Abstand hinterher. Als Norris die neuen harten Reifen für den Rest des Rennens aufziehen ließ, kam Russell aber wieder vorbei. Verunsichert erkundigte sich Norris über die weitere Strategie, während auch Verstappen neue Reifen bekam und es knapp vor Russell zurückschaffte.
Nach weit über der Rennhälfte drückte Norris aufs Gas, holte schlagartig auf Russell auf. Ohne Gegenwehr musste der Mercedes-Mann den McLaren-Piloten ziehen lassen. Nächstes Ziel für Norris: Verstappen.
Der Titelverteidiger verteidigte aber konsequent seinen Vorsprung von über fünf Sekunden und baute nach Problemen von Norris seinen Vorsprung noch mal deutlich auf.
Titelfoto: John Locher/AP/dpa

