Boxen in Gefahr: Schlägt Olympia den Box-Weltverband gerade K.O.?

Lausanne - Vor fast 120 Jahren wurde in St. Louis (USA) bei den dritten Olympischen Spielen der Neuzeit der erste moderne olympische Boxkampf ausgetragen. Seitdem war Boxen immer olympisch, und das zurecht, denn unter dem Namen "Faustkampf" war die Disziplin bereits in der Antike olympisch!

Die Exekutive des olympischen Komitees hat sich klar positioniert. So geht es mit dem Boxen nicht weiter. (Symbolbild)
Die Exekutive des olympischen Komitees hat sich klar positioniert. So geht es mit dem Boxen nicht weiter. (Symbolbild)  © Kazuhiro Nogi/AFP

Doch nun hat die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) empfohlen, dem Box-Weltverband IBA die Anerkennung zu entziehen, was bedeuten könnte, dass Boxen nicht mehr so schnell bei den Olympischen Spielen zu sehen sein wird!

Die IBA (International Boxing Association) steht schon länger auf dem Kriegsfuß mit dem IOC. Der Sportschau zufolge kritisierte das von Thomas Bach (69) geführte Komitee die IAB seit Jahren für "mangelnde finanzielle Transparenz" und "fehlende Integrität der Schiedsprozesse".

Aus diesem Grund hatte das IOC die Boxveranstaltungen in Tokio 2021 bereits selbst organisiert und wird dies auch bei den Spielen in Paris 2024 tun.

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Für die Spiele in Los Angeles im Jahr 2028 wurde Boxen sogar vorsorglich ganz aus dem Programm gestrichen!

Es gibt bereits einen neuen Box-Verband

Mit dem IBA bleiben die Boxhandschuhe bei den zukünftigen olympischen Spielen hängen. (Symbolbild)
Mit dem IBA bleiben die Boxhandschuhe bei den zukünftigen olympischen Spielen hängen. (Symbolbild)  © 123rf/tassev

Der Welt-Boxverband IBA hat auf den drohenden Ausschluss mit einer Kampfansage und einer Warnung an andere Sport-Weltverbände reagiert.

Die Empfehlung der IOC-Exekutive sei "abscheulich" und "rein politisch", so der umstrittene russische IBA-Präsident Umar Kremlew (40) in einer offiziellen Mitteilung.

Mehrere nationale Boxverbände sind bereits gegen die Erosion des olympischen Boxens vorgegangen und haben schon im April einen neuen Box-Weltverband gegründet. World Boxing heißt dieser.

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Dabei sind unter anderem die nationalen Verbände der USA, Großbritanniens, der Niederlande und Deutschland!

Als Reaktion suspendierte die IBA alle Mitglieder des neugegründeten Verbandes und warnte andere Verbände vor einem "orchestrierten Putsch zum Zwecke des Regimewechsels" und vor dem IOC selbst, die lediglich nach "absoluter Macht" streben würden.

Auch Ringen wurde schon aus den olympischen Spielen rausgeboxt

Ringen verlor vorübergehend seinen olympischen Status. Das IOC ruderte aber zurück. (Symbolbild)
Ringen verlor vorübergehend seinen olympischen Status. Das IOC ruderte aber zurück. (Symbolbild)  © JACK GUEZ / AFP

Die IBA hat ran zufolge bereits Anfang Mai einen 400-seitigen Bericht veröffentlicht, in dem der Verband ausführlich begründet haben will, sämtliche Forderungen des IOC erfüllt zu haben. Offenbar reichte dies dem IOC aber nicht.

Ob das IOC postwendend den neuen Verband World Boxing anerkennen wird, bleibt abzuwarten.

Offenkundig fehlt noch eine Mitgliederstärke, die eine Legitimation als Welt-Boxverband herhalten könnte. Auf ihrer Website gibt World Boxing aber an, dass es ihr erklärtes Ziel ist, dass Boxen olympisch bleibt.

Beim Boxsport wird aber kein Exempel statuiert: In derselben Sitaution befinden sich nämlich auch die Ringer.

Der Sport hat nicht so viel Publicity und erst recht keine so große Lobby wie das Boxen und verlor als eine der ältesten Kampfsportarten der Welt im Jahr 2020 den olympischen Status. Nur aufgrund heftiger Proteste nahm das IOC diese Entscheidung zurück.

Titelfoto: Bildmontage: 123rf/tassev, Kazuhiro Nogi/AFP

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