Beschwerliche Reise nach Paris: Paralympics-Ikone muss aus Zug kriechen!

London/Paris - Gut zwei Wochen nach den Olympischen Spielen wurden am Mittwochabend die Paralympischen Spiele in Paris feierlich eröffnet. Für eine der erfolgreichsten Sportlerinnen in der Geschichte des Großereignisses mutierte die Reise dorthin allerdings zur Tortur.

Tanni Grey-Thompson (55, vorn) hat die Paralympischen Spiele um die Jahrtausendwende geprägt und insgesamt 16 Mal Edelmetall geholt.
Tanni Grey-Thompson (55, vorn) hat die Paralympischen Spiele um die Jahrtausendwende geprägt und insgesamt 16 Mal Edelmetall geholt.  © PAUL ELLIS / AFP

Insgesamt elf Goldmedaillen sammelte die britische Rollstuhl-Leichtathletin Tanni Grey-Thompson (55) zwischen 1992 und 2004 ein, in ihrem Heimatland wurde sie dafür sogar mit dem Titel der "Baroness" geehrt. Doch auch der nützt offenbar manchmal nichts.

Wie die Waliserin nun nämlich der "BBC" offenbarte, war sie am Montag auf dem Weg nach Frankreich am berühmten Londoner Bahnhof "King's Cross" gezwungen, aus einem Zug zu kriechen.

Dabei hatte die 55-Jährige eigentlich sogar Hilfe auf ihrer Fahrt von Leeds in die englische Metropole gebucht, allerdings musste sie kurzfristig umplanen und eine spätere Bahn nehmen. Die Unterstützung sollte aber trotz der Umbuchung bestehen bleiben - so jedenfalls ihr Plan.

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Am Bahnhof angekommen wartete die mehrfache Weltrekord-Halterin dann aber geschlagene 20 Minuten, ohne dass irgendein Mitarbeiter ihr aus dem Zug auf den Bahnsteig half.

"Es war niemand da, um mich abzuholen. Erst einmal habe ich fünf Minuten gewartet, bevor ich etwas in den sozialen Medien gepostet habe, weil man fünf Minuten schon warten sollte. Aber auch nach 16 Minuten war noch niemand zu sehen", erklärte Grey-Thompson.

Tanni Grey-Thompson nimmt den Ausstieg schließlich selbst in die Hand

Tanni Grey-Thompson (55, r.) startete in der Klassifizierung TW3 und stellte dort mehr als 30 Weltrekorde auf. 2004 in Athen gewann sie zwei Goldmedaillen, hier im Sprint über 100 Meter. (Archivfoto)
Tanni Grey-Thompson (55, r.) startete in der Klassifizierung TW3 und stellte dort mehr als 30 Weltrekorde auf. 2004 in Athen gewann sie zwei Goldmedaillen, hier im Sprint über 100 Meter. (Archivfoto)  © STR / AFP

"Da waren nur ein paar Reinigungskräfte, aber die sind nicht dafür versichert und konnten mir nicht helfen", führte die ehemalige Paralympionikin weiter aus.

Also beschloss die Sportlerin, die mit einer Spaltung der Wirbelsäule geboren wurde und daher auf einen Rollstuhl angewiesen ist, selbst ihr Glück zu versuchen.

"Ich wollte später an dem Tag weiter nach Paris, hatte deshalb ein paar Taschen dabei. Ich habe sie auf den Bahnsteig geworfen, mich aus dem Rollstuhl gestemmt, mich dann auf den Boden neben die Tür gesetzt - was nicht angenehm ist - und bin dann aus dem Zug gekrochen", beschrieb Grey-Thompson ihr vorgehen.

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Begeistert war die Baroness von der Panne natürlich nicht. Sie selbst könne ihre Beine zwar über den Boden ziehen und sich irgendwie aus dem Zug hieven, andere Menschen mit Behinderung wären aber komplett aufgeschmissen gewesen.

Die britische Zuggesellschaft LNER bedauere den Vorfall, ein Sprecher erklärte der BBC, dass es am Bahnsteig zu "einem Problem" gekommen sei, das untersucht werde.

Nach Paris schaffte es die Gold-Gewinnerin in der Klassifizierung TW3 über 100 Meter, 200 Meter, 400 Meter sowie 800 Meter trotzdem noch rechtzeitig. Dort sah sie am Mittwochabend gemeinsam mit mehr als 50.000 weiteren Zuschauern die feierliche Eröffnung an der Place de la Concorde.

Titelfoto: STR / AFP

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