"Ich habe kein Bock mehr": Rad-Star hört auf zu treten und setzt sich ins Gras

Stirling (Schottland) - Das war zu viel für Marlen Reusser (31). Zwar gewann die Schweizerin trotz ihres Sturzes am Mittwoch mit ihren Landsfrauen und Landsmännern die Rad-Weltmeisterschaft in Schottland in der Mixed-Staffel. Aber am Donnerstag folgte die erschöpfte Aufgabe im Einzelzeitfahren.

Der Ofen ist aus. Marlen Reusser (31, r.) konnte nur noch im Gras sitzen und fing auch an zu weinen.
Der Ofen ist aus. Marlen Reusser (31, r.) konnte nur noch im Gras sitzen und fing auch an zu weinen.  © IMAGO / Sirotti

Marlen Reusser wurde bereits zweimal Vize-Weltmeisterin im Einzelzeitfahren und ging am Donnerstag somit als Top-Favoriten für den Sieg auf den 36,2 Kilometer langen Kurs in Stirling (Schottland).

Nach 16 Kilometer, auf Platz vier liegend, hörte die Profi-Sportlerin plötzlich auf zu treten und schüttelte mit dem Kopf.

Das Radass rollte nur noch aus, stieg vom Rad und setzte sich ins Gras. Nichts ging mehr. Auf Twitter wurde diese dramatische Szene geteilt.

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Ihr sportlicher Leiter kniete sich zu ihr und nahm sie in den Arm. Aber offenbar war der Ofen komplett aus.

Waren das Folgen ihres Sturzes am Dienstag? Da fing die 31-Jährige in einer scharfen Kurve zu früh an zu treten, berührte mit ihrer Pedale den Asphalt und landete dann unsanft auf dem Boden.

Dieser schlimme Sturz wurde auf Twitter geteilt.

Marlen Reusser: "Ich habe es so gemacht und bin okay damit"

Kurz vor der Aufgabe lag Reusser auf einen guten vierten Platz.
Kurz vor der Aufgabe lag Reusser auf einen guten vierten Platz.  © ADRIAN DENNIS / AFP

"Es tut mir leid, dass ich meinem Team etwas Angst eingejagt habe. Hoffentlich habe ich es wenigstens für die Zuschauer interessanter gemacht", sagte die Gestürzte nach dem glücklichen Sieg ihres Teams.

Das klingt so, als hätte die erfahrene Rennfahrerin das problemlos weggesteckt. Aber dem war wohl nicht so.

Die Fans waren nach ihrer Aufgabe sehr besorgt, aber der Radsportverband der Eidgenossen gab dem Schweizer Blick zufolge schnell Entwarnung. "Marlen geht es gut", hieß es, nach dem sich die US-Amerikanerin Chloe Dygert (26) zur Weltmeisterin gekrönt hatte.

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Gegenüber dem Schweizer Fernsehen SRF erklärte Reusser später, was los war: "Ich hatte kein technisches Problem. In diesem Moment wollte ich aufgeben. Ich merkte, dass ich nicht ready war für dieses Zeitfahren, ich war nicht hungrig", so die Bernerin.

"Es kam im Rennen der Moment, an dem ich hätte aufdrehen müssen, ich hatte keinen Bock und habe dann einfach gestoppt. Man kann sagen, ich bin verwöhnt. Bei mir hat selbst schon die Kritik-Ratterei im Kopf angefangen. Aber ich habe es so gemacht und bin okay damit."

Braucht Marlen Reusser Pause?

Am Mittwoch gewann die Schweiz die Mixed-Staffel, vor Frankreich und Deutschland.
Am Mittwoch gewann die Schweiz die Mixed-Staffel, vor Frankreich und Deutschland.  © Jane Barlow/PA Wire/Dpa

Trotz vieler gesundheitlicher Probleme in den letzten Jahren konnte Reusser viele Erfolge feiern. Zum Beispiel gewann sie die Schweizer Meisterschaft und die Einzelzeitfahr-Etappe der diesjährigen Tour de France.

Die Kritik von einigen könne sie verstehen. Schließlich starten auch Frauen aus viel ärmeren Ländern, die nicht im Ansatz so gutes Material wie die Schweizerin fahren und auch nicht auf so tolle Trainingsbedingungen zurückgreifen können. Trotzdem fahren sie das Rennen chancenlos zu Ende.

"Ich weiß, dass ich privilegiert bin und vielleicht sagen jetzt einige, dass ich eine Jammertante bin, aber ich bin keine Maschine. Ich kann nicht immer Lust haben aufs Velofahren", sagte daher die Schweizerin dem SRF.

Wann die Lust wieder zurückkommt, könne sie noch nicht sagen. Marlen Reusser will erstmal "etwas essen und ein bisschen schlafen".

Titelfoto: Bildmontage: Adrian DENNIS / AFP, Adrian DENNIS / AFP

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