Darum weilt dieser Nationaltrainer gerade beim DSC

Dresden - Am Reformationstag konnte sich der DSC in aller Ruhe auf den Ost-Kracher am Samstag (17.15 Uhr) gegen den SSC Palmberg Schwerin vorbereiten. Auf der Tribüne der Margon Arena hatte sich aber ein Zuschauer eingefunden: Japans Nationalcoach Ferhat Akbas (39).

Ferhat Akbas (39, l.) besucht gerade seine Nationalspielerin Miku Akimoto (19, M.) beim DSC. Trainer Alexander Waibl (57, r.) kennt er schon lange.
Ferhat Akbas (39, l.) besucht gerade seine Nationalspielerin Miku Akimoto (19, M.) beim DSC. Trainer Alexander Waibl (57, r.) kennt er schon lange.  © TAG24/Tina Hofmann

Der Türke reiste bereits zur Partie am Mittwoch in Stuttgart an, danach ging es für ihn in die sächsische Landeshauptstadt. Der Grund liegt auf der Hand: Er möchte seine Auswahlspielerin Miku Akimoto (19) besuchen.

Der Coach kennt DSC-Trainer Alexander Waibl (57) schon lange von seinen vorherigen Tätigkeiten als Klub-Coach in der Türkei und Polen. TAG24 traf den 39-Jährigen am Freitag zum Interview.

TAG24: Warum besuchen Sie gerade Deutschland und den DSC?

Erster Brocken für den DSC heute Abend in Stuttgart
DSC Volleyball Erster Brocken für den DSC heute Abend in Stuttgart

Ferhat Akbas: "Ich möchte die japanischen Spielerinnen besuchen, die im Ausland spielen. Ich habe mit Miku begonnen, nächste Woche reise ich nach Italien und noch andere Länder, um weitere japanische Spielerinnen zu sehen. Ich habe mit Miku begonnen, da sie eine der jüngsten Spielerinnen ist, die außerhalb Japans spielt. Ich denke, sie benötigt ein wenig Unterstützung. Sie macht einen tollen Job hier in der Bundesliga. Ich bin sehr stolz auf sie und von dem, was ich von ihr gehört habe, ist sie sehr glücklich hier. Alles läuft gut."

TAG24: Waren Sie in die Entscheidung, dass Miku nach Dresden wechselt, involviert?

Ferhat Akbas: "Ich habe erfahren, dass sie nach Dresden wechselt, nachdem ich Nationaltrainer Japans geworden bin. Deshalb war ich in ihren Wechsel nicht involviert."

DSC Volleyball: Ferhat Akbas verdeutlicht, was für Miku Akimoto diese Saison die größte Herausforderung ist

Der Türke betreut seit diesem Sommer die Auswahl Japans, erreichte mit dem Team bei der WM den vierten Platz.
Der Türke betreut seit diesem Sommer die Auswahl Japans, erreichte mit dem Team bei der WM den vierten Platz.  © IMAGO / Newspix

TAG24: Was denken Sie über die Leihe von Miku zum DSC?

Ferhat Akbas: "Ich erhoffe mir viel von ihrer Zeit hier beim DSC. Miku muss lernen, Verantwortung in einem Team zu übernehmen, und von dem, was ich bisher gesehen habe, macht sie das bereits sehr gut. Sie braucht Zeit und die Ziele des Vereins hier in Dresden und die von Miku persönlich passen sehr gut zusammen. Hier ist ein sehr guter Ort für sie, für ihre sportliche und persönliche Entwicklung. Ich bin sehr glücklich, dass sie hier ist. Miku hat keine Schwierigkeiten, sich an neue Gegebenheiten anzupassen. Die größte Hürde dürfte in meinen Augen noch die Sprache sein, aber abgesehen davon, hat sie meiner Meinung nach keine Hürden im Anpassungsprozess hier."

TAG24: Auf welcher Position spielt Miku in der japanischen Nationalmannschaft?

"Jede hat ihre Rolle gespielt": DSC-Schmetterlinge zeigen ihre Klasse
DSC Volleyball "Jede hat ihre Rolle gespielt": DSC-Schmetterlinge zeigen ihre Klasse

Ferhat Akbas: "Japanische Spielerinnen können beide Seiten spielen. Alle meine Nationalspielerinnen können links oder rechts im Angriff, also als Diagonale oder auf der Außen-Annahmeposition spielen. In der Nationalmannschaft haben wir auf beiden Positionen sehr starke Spielerinnen. Miku wird in Japan als ein zukünftiger Star angesehen. Sie hat bisher mehr auf der Diagonalposition gespielt, aber in der Zukunft kann sie beides spielen, weil uns da in Japan keine Grenzen gesetzt sind, was die Aufteilung der Positionen anbelangt."

TAG24: Was ist die größte Herausforderung für Miku?

Ferhat Akbas: "Auf Mikus Schultern lastet großer Druck aufgrund der Erwartungen und der Hoffnung, die man in sie für die Zukunft setzt. Sie muss sich vor allem von der mentalen Seite her an diese Herausforderung anpassen. Ihre volleyballerischen Fähigkeiten sind bereits sehr gut. Sie ist eine Art vollkommene Spielerin, die sich natürlich noch entwickeln muss, aber vor allem die mentale Komponente ist die Herausforderung und der Grund, weshalb sie hier ist."

Japans Nationaltrainer sieht viel Potenzial beim DSC und traut dem Team weitere Titel zu

Akbas traut dem DSC nach dem Gewinn des Supercups in dieser Saison noch weitere Titel zu.
Akbas traut dem DSC nach dem Gewinn des Supercups in dieser Saison noch weitere Titel zu.  © Lutz Hentschel

TAG24: Ist es eine Bereicherung für die Bundesliga, eine Spielerin wie Miku in Deutschland zu haben?

Ferhat Akbas: "Ich weiß, dass verschiedene Kulturen Qualität in jede Liga bringen. Japanische Spielerinnen haben aus volleyballerischer Sicht eine besondere Qualität. Miku in der Bundesliga zu haben, ist ein Zugewinn, aber auch für sie ist es ein Zugewinn, hier zu spielen."

TAG24: Sie trainieren seit dem Sommer Japans Nationalmannschaft. Was ist für Sie persönlich dabei die größte Herausforderung?

Ferhat Akbas: "Japans Nationaltrainer zu sein, erfüllt mich mit großem Stolz, denn ich bin der Erste in der Geschichte, der nicht aus Japan stammt. Es ist für mich eine große Herausforderung, die nicht so leicht ist, aber ich bin sehr, sehr glücklich darüber. Ich versuche eine Brücke zwischen Innovationen von außerhalb Japans und der japanischen Kultur zu schlagen, was das Volleyballspielen anbetrifft. Unser großes Ziel ist es, gute Resultate bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles zu erzielen."

TAG24: Welche großen Unterschiede gibt es zwischen dem Arbeiten in Europa und in Japan für Sie?

Ferhat Akbas: "Generell ist die Volleyballsprache überall auf der Welt die gleiche. Manche Dinge sind natürlich anders, aber viele, viele Dinge sind gleich."

TAG24: Wie verständigen Sie sich?

Ferhat Akbas: "Ich arbeite hart daran, Japanisch zu lernen. Ansonsten sprechen wir Englisch, was am Anfang eine große Herausforderung war, aber zum Ende des Sommers hin immer besser geklappt hat."

TAG24: Sie haben bereits das Spiel des DSC in Stuttgart gesehen, was denken Sie über die Mannschaft in dieser Saison?

Ferhat Akbas: "Es ist der Beginn der Saison, das Entscheidende ist immer die zweite Hälfte der Saison. Von dem, was ich sehe, denke ich, dass die Mannschaft des DSC sehr stark ist. In der zweiten Hälfte der Saison denke ich, dass der DSC ein großer Kandidat für das Spielen um die Meisterschaft ist. Alle Spieler sind jung und jede Position ist mit guten Spielerinnen besetzt. Sie haben viel Potenzial und auch noch eine verletzte Spielerin (Lorena Lorber Fijok, Anm. d. Red.), die irgendwann zurückkommen wird.

Hier ist mit Alex zudem ein sehr, sehr erfahrener Trainer. Dresden wird wie immer eine sehr gute Rolle spielen."

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO / Newspix, TAG24/Tina Hofmann

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