Albertville (Frankreich) - Nach dem Skandal um Frankreichs Biathlon-Star Julia Simon (29), die wegen Diebstahls und Kreditkarten-Betrugs zu drei Monaten Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt wurde, wollte der Verband eigentlich in dieser Woche über die sportlichen Konsequenzen beraten.
Doch nun wurde der Termin auf den 6. November verschoben. Jetzt ist auch klar, warum die Verantwortlichen die Anhörung vor der Disziplinarkommission des Französischen Ski-Verbandes (FFS) umdatiert haben: Es war offenbar der ausdrückliche Wunsch der inzwischen vorbestraften Simon.
Wie "Le Dauphiné Libéré" berichtet, hatten sie und ihr sportliches Umfeld darum gebeten. Warum, das ist bisher unklar. Im Zuge des Prozesses war herausgekommen, dass Simon mit Psychologen arbeitet, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen.
Die Kommission hatte über lange Zeit hinweg Kenntnis von den Vorfällen rund um Simon, wollte das gerichtliche Urteil vom vergangenen Freitag aber abwarten, um eine finale Entscheidung über die Zukunft der Ausnahme-Athletin zu treffen.
Die siebenköpfige Kommission hat zehn Wochen Zeit, nach der Einleitung eines Disziplinarverfahrens eine Entscheidung zu treffen. Wie die aussehen wird, ist aktuell noch gar nicht abzusehen.
Julia Simon klaute 2022 mehrere Kreditkarten und ging online damit auf Shopping-Tour
Es gibt eine Skala von 15 möglichen Sanktionen, die von einer Verwarnung, über eine Suspendierung hin zu einem kompletten Ausschluss aus dem französischen Biathlon-Nationalteam reichen. Im Februar stehen die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d'Ampezzo an. Gut möglich, dass die Französin diese verpassen wird.
Simon hatte während eines Trainingslagers in Norwegen 2022 die Kreditkarten ihrer Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet (29) und einer Physiotherapeutin des Verbandes geklaut und war anschließend damit auf Shoppingtour durchs Internet gegangen. Auch eine weitere Person aus dem Umfeld der Mannschaft soll geschädigt gewesen sein.
Im Zuge der Verhandlung in der vergangenen Woche war herausgekommen, dass Julia Simon weitere Teamkolleginnen beklaut haben soll, doch diese Taten wurden nicht zur Anzeige gebracht.
Die 29-Jährige hatte seit Bekanntwerden der Vorwürfe 2023 stets ihre Unschuld beteuert und sogar selbst Anzeige wegen Identitätsdiebstahls erstattet. Unter der erdrückenden Beweislast von IP-Adresse und weiteren Beweisen ihrer Schuld hatte sie am Freitag die große Bombe vor dem Gericht in Albertville platzen lassen, indem sie alle Taten gestand. Allerdings sprach sie von einem "Blackout", sie könne sich nicht mehr erinnern.
Warum sie ihre Teamkolleginnen derart geschädigt hat, ist unklar. Zum Zeitpunkt der Taten soll Simon auf ihrem Konto über ein Vermögen von 320.000 Euro verfügt haben.