So reagierte Frankreichs Biathlon-Team auf Geständnis von Julia Simon

Albertville - Der Skandal um die frühere Biathlon-Gesamtweltcupsiegerin Julia Simon (29), die wegen Kreditkartenbetrugs und Diebstahls zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, beschäftigt die Biathlon-Welt nach wie vor. Der deutsche Olympiasieger und heutige TV-Experte Michael Rösch (42) liefert Einblicke, wie ihr Team das Geständnis aufnahm.

Julia Simon (29) hatte mehrere Jahre geleugnet, ihre Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet bestohlen zu haben. Sie gestand erst vor Gericht.
Julia Simon (29) hatte mehrere Jahre geleugnet, ihre Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet bestohlen zu haben. Sie gestand erst vor Gericht.  © JEAN-PHILIPPE KSIAZEK / AFP

"Ich habe nach dem Gerichtsurteil Feedback von einigen aus dem französischen Team erhalten - und ohne ins Detail zu gehen, kann ich sagen, dass es für alle überraschend kam, dass Julia die Angelegenheit vor Gericht zugegeben hat. Sie hatte die Vorwürfe zuvor ja über Jahre abgestritten", erzählte der 42-Jährige bei Eurosport.

Simon hatte 2022 mit der Kreditkarte ihrer Teamkollegin Justine Braisaz-Bouchet Dinge im Wert von mehreren Tausend Euro gekauft und womöglich auch andere Mitglieder der französischen Nationalmannschaft beklaut, die Taten aber bis zuletzt geleugnet und selbst Anzeige wegen Identitätsdiebstahl erstattet.

Erst vor Gericht rückte Simon mit der Wahrheit heraus, wurde schließlich zu drei Monaten auf Bewährung und einer Geldstrafe von 15.000 Euro verurteilt.

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Rösch habe den "Eindruck, dass die Männer-Mannschaft mit dem Thema eher sachlich umgeht, während es auf die französische Frauen-Auswahl mehr Einfluss hat. Da habe ich doch unterschiedliche Reaktionen erhalten, und natürlich war auch Enttäuschung dabei", plauderte der Pirnaer aus dem Nähkästchen.

Überraschend ist das wohl nicht, schließlich war bisher nur das Frauen-Team von Simons Taten betroffen.

Michael Rösch: Julia Simons mentale Stärke "sehr beeindruckend"

Das französische Team blieb trotz des schwelenden Rechtsstreits professionell, Justine Braisaz-Bouchet (29, 2.v.r.) und Simon (r.) standen mehrfach gemeinsam auf dem Podest und lachten in die Kameras.
Das französische Team blieb trotz des schwelenden Rechtsstreits professionell, Justine Braisaz-Bouchet (29, 2.v.r.) und Simon (r.) standen mehrfach gemeinsam auf dem Podest und lachten in die Kameras.  © Sven Hoppe/dpa

Ungeachtet des juristischen Ausgangs ist Rösch aber schwer beeindruckt von den Leistungen, die Simon angesichts des Wirbels um ihre Person in den vergangenen Jahren erbracht hat.

Seit Bekanntwerden der Vorwürfe holte die Französin sage und schreibe acht WM-Titel, das zeige, "was für eine tolle und im Kopf starke Athletin" Simon sei.

"Der Druck war und ist extrem groß, alle Medien sprechen sie auf dieses Thema an - und das bereits seit gut zwei Jahren. Ich finde es sehr beeindruckend, wie sie sich ob dieser Umstände im Wettkampf behauptet", sagte Rösch.

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Wie es jetzt mit Simon weitergeht, steht noch nicht fest. Am 6. November wird sie vor der Disziplinarkommission des französischen Skiverbands angehört, dann wird eine Entscheidung über ihre Zukunft im Team getroffen.

Titelfoto: Bildmontage: JEAN-PHILIPPE KSIAZEK / AFP, Sven Hoppe/dpa

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