Deutsche Weltklasse-Athletin darf nicht zu Olympia: "Riesensauerei"

Baiersbronn - Nathalie Armbruster (19) ist nicht nur deutsche, sondern internationale Spitze. Doch während ihre männlichen Kollegen gerade alle auf die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina im Februar 2026 hinfiebern, muss sie die Wettkämpfe definitiv vom Sofa aus anschauen.

Nathalie Armbruster (19) gewann in der vergangenen Saison den Gesamtweltcup in der Nordischen Kombination.  © Christoffer Andersen/NTB/dpa

Doch nicht etwa, weil sie die Qualifikation in der Nordischen Kombination nicht schaffen würde, sondern weil es ihre Sportart für Frauen bei Olympia schlichtweg nicht gibt.

Jetzt hat die junge Athletin ihren Unmut für die nicht existierende Gleichberechtigung geäußert.

"Es tut richtig, richtig weh. Wenn man es Menschen erzählt, die nicht aus dem Sport kommen, dann merkt man erstmal wieder, wie kurios das Ganze ist, dass im 21. Jahrhundert die Frauen nicht gleichberechtigt sind und dass es eigentlich eine Riesensauerei ist", sagt die 19-Jährige im Interview mit Eurosport.

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Schon jetzt weiß die junge Athletin: "Es wird unfassbar wehtun, dann im Februar zu Hause zu sitzen und da zuzuschauen und zu wissen, wenn alles normal gelaufen wäre, dann wäre ich da jetzt auch, und dann dürfte ich meinen Traum von Olympia leben. Es ist hart, aber wir hoffen sehr auf 2030", erklärt sie.

In vier Jahren finden die Spiele erneut in Europa, in den französischen Alpen, statt. Doch so leicht ist es nicht, denn die gesamte Sportart, die eine Kombination aus Skispringen und Ski-Langlauf ist, steht auf der Kippe.

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Nathalie Armbruster ist mit 19 Jahren Gesamtweltcup-Siegerin in der Nordischen Kombination

Wenn sie an den Februar denkt, wird die junge Athletin angesichts des Ausschlusses bei Olympia wehmütig.  © Hendrik Schmidt/dpa

Es gibt schon lange Bestrebungen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC), die Sportart ins Programm zu nehmen.

Die Sportart und auch Armbruster geben die Hoffnung aber nicht auf. "Es ist eine Riesenmotivation. Wir kämpfen und kämpfen und haben uns so enorm gesteigert in den vergangenen Jahren und Saisons. Man sieht so einen Leistungs- und Niveauanstieg. Wir wollen dem IOC zeigen, wenn sie hinschauen, dass wir es einfach verdient hätten, bei Olympia dabei zu sein", sagt sie.

Sie ist der aufstrebende Star der Sportart, hat in ihren jungen Jahren in der vergangenen Saison den Gesamtweltcup gewonnen und bereits drei Silbermedaillen bei Weltmeisterschaften gesammelt.

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"Es klingt immer noch surreal und wenn ich mir die Bilder zu Hause anschaue und auf die Glaskugel gucke, dann denke ich mir immer noch, was ist eigentlich alles in diesem letzten Jahr passiert. Es war so viel, dass ich selber gar nicht mitgekommen bin", erinnert sich Nathalie Armbruster.

Dabei musste sie neben dem Sport auch noch das Abitur ablegen. "Bei beidem steckt so, so viel Arbeit dahinter, beides war schwierig. Ich war nur zu 50 Prozent in der Schule, musste alles nachholen und mir selbst beibringen", erinnert sie sich.

Mit Zielen für die neue Saison hält sie sich zurück: "Es ist schwer, etwas Konkretes zu formulieren, man möchte sich selbst etwas schützen und die Ziele nicht zu hoch formulieren. Die Saison nach so einem erfolgreichen Jahr wird schwierig, eigentlich kann ich nur verlieren, aber es wäre cool, wenn ich wieder um die Top-Drei mitkämpfen könnte", hofft sie.

Egal, wie erfolgreich ihre Saison wird, im Februar wird sie mit jeder Menge Wehmut vor dem Fernseher sitzen.

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