Wellinger nach Anzugskandal weiter bedient: "Wird mir nie einer nachträglich geben können"

Ruhpolding - Rund einen Monat ist das Saisonfinale der Skispringer in Planica inzwischen her - genug Zeit für den deutschen Top-Springer Andreas Wellinger (29), den Winter Revue passieren zu lassen. Rundum zufrieden ist der Bayer nicht, was nicht zuletzt am Anzugskandal rund um die norwegischen Skispringer liegt.

Andreas Wellinger (29) holte bei der WM von der Normalschanze Silber, doch kurz danach wurde Weltmeister Marius Lindvik beim Schummeln erwischt.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Es war ein Auf am Anfang, dann ein Ab mittendrin und am Ende wieder ein Auf. Das war leider nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe, gerade was die Konstanz über die ganze Saison hinweg angeht", erzählte Wellinger bei Sport1.

Nach starkem Saisonstart tauchte das gesamte deutsche Team kurz vor der Vierschanzentournee komplett ab, erst zur WM gelang es Wellinger wieder, auf der Normalschanze aufs Podium zu springen - ausgerechnet hinter dem Norweger Marius Lindvik (26), der auf der Großschanze mit einem manipulierten Anzug erwischt und disqualifiziert worden war.

Ein nachträglicher Gewinn der Goldmedaille ist noch nicht vom Tisch, für den 29-Jährigen wäre sein erster Einzel-WM-Titel aber lediglich "nett".

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Was einen als Sportler antreibe, sei schließlich alles, was an solch einem Tag rund um die Schanze passiert, das Überspringen der grünen Linie und das Aufleuchten der Eins, die Emotionen bei der Siegerehrung und der Hymne.

"Und das wird mir nie einer nachträglich geben können", resignierte der zweimalige Olympiasieger.

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Ein Trost? Eine Woche nach der WM gewann Andreas Wellinger die Raw Air.  © Terje Bendiksby/NTB/dpa

Von der Aufklärung des Manipulationsskandals erhofft sich der Deutsche deshalb vielmehr, dass das verloren gegangene Vertrauen in die gesamte Sportart wiederhergestellt wird.

"Das Wichtigste für mich ist nicht, was bei der WM passiert ist oder was vielleicht noch geändert wird, sondern dass wir für die Fans, für die Öffentlichkeit, für die, die das Skispringen lieben, die uns zuschauen, die uns anfeuern, dass wir für die glaubwürdig sind und glaubwürdig bleiben", betonte Wellinger. Es müsse wieder Fairness herrschen.

Um das zu erreichen, hat er selbst auch bereits einen Ansatz parat: Der Raw-Air-Sieger will auf mehr Kontrollen setzen, das Reglement findet er auch ohne weitere Anpassungen bereits kompliziert genug.

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Dafür brauche es allerdings mehr Personal von der FIS: "Eine Person allein wird das nie im Leben alles kontrollieren können. Und je besser kontrolliert werden kann, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass unerlaubte Dinge passieren."

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