Stuttgart muss 800 Millionen Euro einsparen: "Prioritäten setzen"

Von Martin Oversohl

Stuttgart - Die dramatische Finanznot der Kommunen mit sinkenden Einnahmen und stark steigenden Ausgaben bringt selbst einst wohlhabende Städte wie Stuttgart in schwere Finanznot.

Im Rathaus ringen Politik und Verwaltung mit einem historisch schwierigen Haushalt für die Jahre 2026 und 2027.
Im Rathaus ringen Politik und Verwaltung mit einem historisch schwierigen Haushalt für die Jahre 2026 und 2027.  © Fabrice Weichelt/Stadt Stuttgart

Die Landeshauptstadt muss drastisch sparen und steht vor einer Neuverschuldung in Rekordhöhe. Sie plant daher den größten Sparhaushalt seit der Finanzkrise 2009. Trotz scharfer Kritik und Protesten soll der Doppelhaushalt am Freitag vom Gemeinderat verabschiedet werden.

Ein zentraler Grund für die Misere sind wegbrechende Gewerbesteuereinnahmen – traditionell eine der wichtigsten Geldquellen der Kommunen.

In den kommenden zwei Jahren muss Stuttgart deshalb knapp 800 Millionen Euro einsparen. "So wie die Stadt in wirtschaftlich starken Zeiten insbesondere von der Automobilindustrie und ihren Partnern profitierte, wirken sich Rückgänge bei Umsatz und Export nun direkt auf die städtischen Finanzen aus", erklärte Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU).

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Konkret rechnet die Stadt für 2025 nur noch mit rund 750 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer. Ursprünglich waren etwa 1,2 Milliarden Euro eingeplant. Auch die Ansätze für 2026 und 2027 wurden deutlich nach unten korrigiert.

"Wir müssen Prioritäten setzen. Einzelne Leistungen werden überprüft, Projekte zeitlich gestreckt und Einnahmen angepasst", sagte Fuhrmann.

Zuschüsse raus, Steuern hoch

Auch die Hundesteuer soll steigen.
Auch die Hundesteuer soll steigen.  © Silas Stein/dpa

Um Geld zu sparen, sollen – wie in vielen anderen Städten und Gemeinden – größere, noch nicht begonnene Vorhaben zurückgestellt werden. Zudem werden nur dringend benötigte Stellen besetzt, Zuschüsse und Förderprogramme gestrichen sowie eine Übernachtungssteuer eingeführt.

Auch einige Parkgebühren, die Hundesteuer und die Zweitwohnungssteuer sollen steigen.

Gleichzeitig wachsen die Ausgaben weiter – etwa für zusätzliches Personal, Investitionen und Sozialleistungen.

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Die Folge: In der bis in jüngster Vergangenheit schuldenfreien Stadt sind ab 2026 laut Rathaus neue Kredite unvermeidbar, um etwa Schulen zu sanieren, Straßen zu reparieren und Schwimmbäder zu betreiben.

Sparhaushalt muss kommen

Für 2025 erwartet die Stadtkämmerei ein Defizit von rund 785 Millionen Euro. Auch für die Jahre 2026 bis 2030 rechnet sie mit jährlichen Fehlbeträgen von mehreren hundert Millionen Euro. Um Investitionen zu finanzieren, plant die Stadt in diesem Zeitraum Kredite von insgesamt 2,4 Milliarden Euro.

"Als Folge muss die Stadtverwaltung erstmals seit 2009 wieder einen Sparhaushalt aufstellen", hieß es im Rathaus. Mit dem Doppelhaushalt 2030/2031 wird wieder ein jährlicher Überschuss von rund 200 Millionen Euro angestrebt.

Titelfoto: Fabrice Weichelt/Stadt Stuttgart

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