"Digimon Survive" im Test: Düstere Mystery-Story trifft auf bunte Charaktere - ein Erfolgsrezept?

Leipzig - Was lange währt, wird endlich gut? Nach der ersten Ankündigung im Jahr 2018 mussten sich Fans vier Jahre lang gedulden, bis sie in der vergangenen Woche endlich das neue "Digimon Survive"-Game in den Händen halten konnten. Warum der Titel nichts für jedermann ist, aber trotzdem für jede Menge Spielspaß sorgen kann, zeigt der TAG24-Test.

In "Digimon Survive" warten viele neue Gesichter auf Fans der Reihe. Aber natürlich darf man sich auch über altbekannte Digimon freuen.
In "Digimon Survive" warten viele neue Gesichter auf Fans der Reihe. Aber natürlich darf man sich auch über altbekannte Digimon freuen.  © Bandai Namco Entertainment

Zuallererst muss gesagt werden, dass man bei "Digimon Survive" vor allem eines tun muss: Lesen. Die Story wird komplett im "Visual Novel"-Style erzählt, wobei die Charaktere Japanisch sprechen und man also auf die deutschen Untertitel angewiesen ist, um durchzublicken.

Spieler, die ein solches Genre nicht gewöhnt sind oder keine Lust auf minutenlanges Dialoge-Lesen haben, werden folglich vermutlich keine Lust auf ein Game dieser Art haben. Auch ich empfand die Gespräche zwischen den Figuren oftmals als zu langatmig und langweilig. Action sucht man hier vergeblich.

Das bedeutet aber nicht, dass "Digimon Survive" nichts weiter zu bieten hat - im Gegenteil. So wartet zwischen den Visual Novel-Sequenzen der "Erkundungs"-Modus, in dem man seine Umgebung auf unterschiedliche Arten nach versteckten Objekten, Digimon oder Hinweisen durchsucht.

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Im "Freien Modus" wird dem Spieler dann die Möglichkeit gegeben, durch Gespräche die Beziehungen zwischen den einzelnen Figuren zu stärken. Und dieses Feature ist durchaus wichtig: Je besser Ihr Euch mit den Anderen versteht, desto besser harmoniert Ihr in den Kämpfen. Euer Umgang mit Freunden und Digimon hat also durchaus Einfluss auf den Spielverlauf.

Allerdings würde ich mir hierbei klarere Antwortmöglichkeiten auf die Fragen der anderen Figuren wünschen. Vielleicht liegt es an potenziell ungenauen Übersetzungen aus dem Japanischen, aber manchmal hatte ich das Gefühl, dass meine gutgemeinten Antworten vollkommen widersinnige und unlogischen Reaktionen hervorriefen. So waren die Konsequenzen meiner Handlungen oftmals überhaupt nicht absehbar und eine reine Sache des Glücks.

Eure Entscheidungen und Verhaltensweisen haben sowohl Einfluss auf andere Charaktere als auch auf den Spielverlauf.
Eure Entscheidungen und Verhaltensweisen haben sowohl Einfluss auf andere Charaktere als auch auf den Spielverlauf.  © Bandai Namco Entertainment

"Digimon Survive"-Story ist überraschend düster und erwachsen

Mysteriöse Vorkommnisse, coole Digitationen und viele unterschiedliche Charaktere: "Survive" bringt alles mit, was ein gutes Digimon-Spiel braucht.
Mysteriöse Vorkommnisse, coole Digitationen und viele unterschiedliche Charaktere: "Survive" bringt alles mit, was ein gutes Digimon-Spiel braucht.  © Bandai Namco Entertainment

Und diese Konsequenzen haben es teilweise wirklich in sich: Zwar richtet sich "Digimon Survive" auch an Kinder (ab 12 Jahren), der Grundton des Spiels ist aber überraschend düster und fast schon depressiv.

"Survive" ist hier mehr als nur ein Wort: Eine falsche Entscheidung oder Aneinanderreihung missglückter Gespräche - und es kann passieren, dass man sich von dem ein oder anderem lieb gewonnenen Charakter für immer verabschieden muss.

Es ist schon beeindruckend, wie das Spiel es oftmals schafft, nur durch geschriebenen Dialog, Soundtrack und Anime-ähnliche Szenen eine wahrlich gruselige Atmosphäre zu kreieren.

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Wer noch den "Digimon"-Anime kennt, wird wissen, dass das Franchise schwer verdauliche und dunkle Momente noch nie gescheut hat - und so ist es auch im neuen Spiel, das mit einer überraschend erwachsenen Story daherkommt.

Während es mir anfangs noch etwas schwerfiel, in die Geschichte und deren ungewöhnliche Light-Novel-Präsentation reinzufinden, hatte ich irgendwann einen Punkt erreicht, an dem ich den Controller kaum mehr weglegen konnte.

Was steckt hinter der geheimnisvollen Digimon-Welt? Wie sind die Kinder dorthin gekommen - und warum? Werden sie wieder nach Hause finden? Nicht nur die Figuren wurden von diesen spannenden Fragen umtrieben, auch ich rätselte fleißig mit.

Taktik-RPG-Kämpfe machen richtig Spaß

Die Kämpfe laufen nach bester Taktik-RPG-Manier ab. Das kann manchmal super einfach, manchmal aber auch recht knifflig zu bewältigen sein.
Die Kämpfe laufen nach bester Taktik-RPG-Manier ab. Das kann manchmal super einfach, manchmal aber auch recht knifflig zu bewältigen sein.  © Bandai Namco Entertainment

Die Kämpfe sind ebenfalls positiv hervorzuheben: In bester Taktik-RPG-Manier befindet man sich auf einer Art "Schachbrett", auf dem die eigenen Digimon gegen feindliche Monster antreten müssen.

Hier lohnt es sich durchaus, strategisch an die Sache heranzugehen und genau auf die einzelnen Positionierungen zu achten, um sich Vorteile zu verschaffen.

Man verkloppt seine Feinde also nicht einfach hirnlos, sondern wird teilweise (zumindest auf den höheren Schwierigkeits-Graden) wirklich gefordert. Und wer gar kein Fan von Gewalt ist, kann durch Gespräche versuchen, die gegnerischen Digimon für sich zu gewinnen, sodass sie sich bereitwillig deinem Team anschließen.

Insbesondere bei den Digimon, die ich noch aus dem Anime kannte, schlug mein Herz natürlich jedes Mal höher, und es war wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten.

Fazit

"Digimon Survive" ist ein Game, auf das man sich einlassen muss. Wer atemlose Action und nervenaufreibende Kämpfe erwartet, wird hier anhand der vielen Light-Novel-Elemente und ruhigen Momente vermutlich enttäuscht werden.

Viel mehr glänzt das Spiel mit einer vielschichtigen Story, die sich mit den typischen Franchise-Themen wie Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt beschäftigt - und damit meiner Meinung nach auf ganzer Linie überzeugt.

Mit einem unterhaltsamen Mix aus altbekannten Gesichtern und neuen Figuren schafft es "Survive", sowohl hartgesottene Fans als auch Franchise-Neulinge ins Boot zu holen. Ein voller Erfolg!

Titelfoto: Bandai Namco Entertainment

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