"Hogwarts Legacy" im Test: Gänsehaut garantiert - selbst bei den größten Skeptikern!

Leipzig - Am heutigen Freitag erscheint nach jahrelangem Warten endlich "Hogwarts Legacy". Bereits der Early Access brach mit mehr als 1,25 Zuschauern sämtliche Twitch-Rekorde in der Kategorie Singleplayer, ein Ende der neu aufgeflammten Harry Potter-Manie ist also nicht absehbar. Doch ist der Hype gerechtfertigt? TAG24 hat's getestet.

Nicht nur das Lernen von Zaubersprüchen, sondern auch das Brauen von Tränken und Ernten magischer Pflanzen steht auf dem "Hogwarts Legacy"-Stundenplan.
Nicht nur das Lernen von Zaubersprüchen, sondern auch das Brauen von Tränken und Ernten magischer Pflanzen steht auf dem "Hogwarts Legacy"-Stundenplan.  © Warner Bros

Zugegebenermaßen hatten die transphoben Aussagen von "Harry Potter-Autorin J.K. Rowling (57) in jüngster Vergangenheit dafür gesorgt, dass von meiner einstig großen Liebe für das Franchise nicht mehr allzu viel übrig geblieben war.

Dennoch konnte auch ich nicht umhin, bei den "Hogwarts Legacy"-Trailern und Teasern ins Staunen zu geraten: Ein Open World-Spiel, das sich rund um das "Harry Potter"-Universum drehen soll, mit Zauberkämpfen, Hogwarts-Erkundungen und neuen - von J.K. Rowling losgelösten - Figuren? Es klang fast zu schön, um wahr zu sein.

Den ersten Gänsehautmoment gab es gleich nach dem Prolog, als die Kamera - begleitet von einem stimmungsvollen Soundtrack - über den See auf die beeindruckende Hogwarts-Silhouette zuflog. Spätestens zu diesem Zeitpunkt befand ich mich vollkommen im Bann der magischen Welt und konnte es kaum erwarten, die Schule zu betreten.

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Die Zuteilung des eigenen Charakters in eines der vier Häuser verpasste dieser Euphorie allerdings zunächst einen kleinen Dämpfer. Anstatt den Sprechenden Hut anhand meiner Persönlichkeit entscheiden zu lassen, müssen lediglich zwei Fragen beantwortet werden. Hier reicht selbst absolut oberflächliches "Harry Potter"-Wissen aus, um die Antwort-Optionen und die jeweils dahinter versteckten Häuser zu durchschauen.

Und egal, für welches Haus sich der Hut schließlich entscheidet - man kann dann ganz einfach Einspruch einlegen und sich genau das Haus aussuchen, welchem man zugeteilt werden möchte. Wer sich noch an den ausgeklügelten Zuteilungstest auf der Website "Pottermore" erinnert, wird hiervon wohl ziemlich enttäuscht sein. Doch glaubt mir, diese Enttäuschung wird spätestens beim Betreten des ausgesuchten Gemeinschaftsraum verflogen sein...

Hogwarts und Hogsmeade: Der wahr gewordene Traum eines jeden "Harry Potter"-Fans!

Die Zauberschule Hogwarts steckt voller geheimer Räume, Korridore und Easter Eggs. Daran kann man sich einfach nicht sattsehen.
Die Zauberschule Hogwarts steckt voller geheimer Räume, Korridore und Easter Eggs. Daran kann man sich einfach nicht sattsehen.  © Warner Bros

Denn wie der Game-Titel bereits erahnen lässt, stellt Hogwarts das absolute Herzstück des Spiels dar.

Angefangen mit den wunderschönen Gemeinschaftsräumen, die auch endlich mal einen Einblick in andere Häuser außer Gryffindor gewähren, über die riesigen Flure, Treppen und Hallen bis hin zum Schlossgelände mit dem (leider nicht nutzbaren) Quidditch-Feld ... in und um Hogwarts gibt es SO viel zu sehen, dass die Schule an sich eigentlich eine ganz eigene Open World ist.

Glücklicherweise bewegt man sich mithilfe einer Karte inklusive magischem Navi fort, ansonsten würde man sich bei jedem Gang durchs Gebäude zwangsläufig verlaufen.

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Wem es trotz aller Side-Quests und Easter Eggs in der Schule langweilig werden sollte, kann sich auf den Weg nach Hogsmeade machen. Das liebevoll gestaltete Dorf beherbergt all die Läden, die man bereits aus den Filmen und Büchern kennt - und noch viel mehr. Die Stimmung in dem Örtchen ist einfach fantastisch und lädt dank einiger Mini-Missionen zum Verweilen und Erkunden ein.

Oder habt Ihr Lust auf etwas Natur? Dann ab in den Verbotenen Wald mit Euch! Hier warten auf einer überraschend riesigen Fläche gruselige Wesen oder Wilderer-Banden nur darauf, Euch einen Kopf kürzer zu machen. Insbesondere die Spinnen, die sich in großen Horden auf Euch stürzen, sorgten bei mir für die nächste Gänsehaut - diesmal allerdings aus Ekel.

Mit dieser bunten Vielfalt an Möglichkeiten und Herausforderungen kann die restliche Open World leider nicht mithalten. Denn trotz all der Spannung und all des Spaßes gibt es bei "Hogwarts Legacy" auch etwas zu meckern.

In der Open World gibt es einiges zu entdecken - unter anderem auch magische Tierwesen, die man einfangen und züchten kann.
In der Open World gibt es einiges zu entdecken - unter anderem auch magische Tierwesen, die man einfangen und züchten kann.  © Avalanche Software/Warner Bros.

Open World abseits des Hogwarts-Geländes: Leider farblos und unkreativ!

Nicht nur gegen andere Zauberer und Hexen, sondern auch gegen die verschiedensten Kreaturen muss gekämpft werden. Das ist nicht immer leicht zu meistern.
Nicht nur gegen andere Zauberer und Hexen, sondern auch gegen die verschiedensten Kreaturen muss gekämpft werden. Das ist nicht immer leicht zu meistern.  © Warner Bros

In der Open World gibt es nicht nur das Gebiet rund um Hogwarts zu erkunden, sondern auch zahlreiche Felder, Gebirge und Moor-Landschaften. Deren Gestaltung kommt allerdings seltsam leblos und trist daher: Hier ein Wald, da ein Fluss, dort drüben ein Berg - hat man einen gesehen, hat man alle gesehen.

Dazu kommen die auf der Weltkarte verstreuten Dörfer, in denen allerdings absolut nichts los ist. Man kann beim örtlichen Händler Waren besorgen, eine Nebenmission abholen, Schatztruhen plündern ... und das war's dann auch schon. So regte mich die Open World in keinem Moment zum Erkunden an.

Auch die Quests fügen sich in das altbekannte und durchgekaute Open World-Game-Schema ein: Erkundet diese Höhle, löst das Rätsel, löscht alle Wilderer-Lager aus, helft einem Dorfbewohner. Hier hätte man ruhig etwas kreativer werden können.

Richtig ausgefallen wird es dann aber beim Kämpfen: Ihr könnt insgesamt 34 Zauber erlernen, von denen ihr dann vier Euren rechten Tasten auf dem Controller zuweisen könnt. Je nach Gegner und Umgebung ist es oft ratsam, diese Sprüche immer wieder durchzuwechseln.

Dieses System wurde mir mit der Zeit allerdings viel zu unübersichtlich, immer wieder verwechselte ich die Zauber-Symbole und brauchte mehrere Anläufe, bis ich den Richtigen gefunden und einem Knopf zugewiesen hatte. Besonders in dringlichen Situationen, in denen es eigentlich schnell gehen musste, empfand ich dies als nervig.

Trotz dieser kleinen Kritik steht zweifellos fest: Das Kämpfen macht wahnsinnig viel Spaß. Das Kombinieren der Sprüche bringt viel Dynamik und erfordert sogar einiges an Geschick und Konzentration. Besonders die starken Boss-Gegner verlangen Euch mithilfe Ihrer Spezialfähigkeiten einiges ab, sodass es nie langweilig wird. Dafür gibt's ein dickes Lob.

Fazit: Für Fans bleibt hier kein Wunsch unerfüllt

"Hogwarts Legacy" ist nicht das beste Spiel, das ich jemals gezockt habe - denn die Open World präsentiert sich an vielen Stellen leider sehr formelhaft und weiß die grenzenlosen Möglichkeiten der "Harry Potter"-Welt nicht wirkungsvoll zu nutzen. Aber: Es ist zweifelsfrei das beste "Harry Potter"-Spiel, das es jemals gab. Für Franchise-Fans bleibt hier kaum ein Wunsch offen.

Einmalige Atmosphäre, stimmungsvoller Soundtrack, spannende Story: Selbst der allergrößte Skeptiker wird beim nächtliche Besenflug über Hogwarts oder dem Gang durch die Große Halle früher oder später nostaglische Gefühle verspüren. Bei mir hat es jedenfalls geklappt. Klare Kaufempfehlung!

Titelfoto: Avalanche Software/Warner Bros.

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