Im Test: "Gerda: A Flame im Winter" ist ein Spiel, das es so viel zu selten gibt

Leipzig - Den Krieg mal nicht als unsterblicher Super-Soldat, sondern als einfache Krankenschwester erleben. "Gerda: A Flame in Winter" ist ein Spiel, das Wege geht, die sich die meisten Titel nicht zutrauen. Schade ist hier nur, dass es nicht mehr "Gerdas" gibt.

Auf Bombast wird hier verzichtet: "Gerda: A Flame in Winter" erzählt die Geschichte des Krieges aus der Sicht einer einfachen Krankenschwester - und ist allein schon dadurch um einiges eindrucksvoller als mancher Shooter.
Auf Bombast wird hier verzichtet: "Gerda: A Flame in Winter" erzählt die Geschichte des Krieges aus der Sicht einer einfachen Krankenschwester - und ist allein schon dadurch um einiges eindrucksvoller als mancher Shooter.  © Porta Play/DONTNOD Entertainment

Einen Vorgeschmack darauf, was Euch in "Gerda: A Flame in Winter" erwartet, habe ich Euch bereits in meiner Preview zum Spiel im Mai geliefert. Nun ist der Titel aus dem Hause DONTNOD Entertainment und Porta Play endlich im Handel erhältlich.

Am Grundprinzip hat sich dabei auch auf volle Länge nichts geändert. "Gerda" ist ein Point-and-Click-Adventure mit Rollenspiel-Elementen, in dem Ihr in die Haut der namensgebenden Krankenschwester Gerda schlüpft und am Ende des Zweiten Weltkriegs ums Überleben kämpft.

Genau hier beginnt das Spiel jedoch, vom Mainstream abzudriften. "Kämpfen" heißt in "Gerda" nicht etwa, mit der Panzerfaust Heerscharen von Gegnern wegzupusten. Hier ist vielmehr Euer Verstand gefragt, Euer Mitgefühl und Eure Moral. Helft Ihr den Männern der Gestapo, um Euren Ehemann im Gefängnis besuchen zu können und riskiert damit das Misstrauen des Widerstands? Oder stell Ihr Euch der Geheimpolizei lieber entgegen, um die Gunst der Guerillakämpfer zu erlangen?

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Das Spiel stellt Euch immer wieder vor derlei Entscheidungen.

Mehr als simpler Eskapismus

Grafisch wirkt das Spiel, als sei jede Kulisse mit Wasserfarben gezeichnet. Als würde man sich jederzeit in einem Gemälde bewegen.
Grafisch wirkt das Spiel, als sei jede Kulisse mit Wasserfarben gezeichnet. Als würde man sich jederzeit in einem Gemälde bewegen.  © Porta Play/DONTNOD Entertainment

Besonders spannend daran: Jede Entscheidung treibt die Story voran, ein "Game Over" gibt es nicht. "Gerda" lässt Euch vielmehr die Folgen Eures Handelns erleben, was das Geschehen noch greifbarer und eindrücklicher macht - und gleichzeitig auch zum mehrfachen spielen einlädt.

Freunde des Indie-Genres werden sich vielleicht schon an Klassiker wie "Papers, Please!", "This War of Mine" oder auch das großartige "Valiant Hearts" erinnert fühlen. Spiele, die mehr bieten wollten als simplen Eskapismus und gerade aufgrund ihrer eindrucksvollen Darstellung von Krieg und dessen Folgen einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.

"Gerda" folgt genau diesem Weg und ist es allein schon deshalb wert, gespielt zu werden. Hier wird kein Bombast geliefert, kein Feuerwerk. Hier steht die Geschichte im Vordergrund, die mit viel Herz und Liebe zum Detail erzählt wird.

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Schade, dass es solche Spiele nicht öfter gibt.

Fazit

"Gerda: A Flame in Winter" mag nicht jedermanns Sache sein und das ist auch gut so. Hier geht es nicht darum, ein Spiel für die breite Masse zu entwickeln. Hier geht es darum, eine Geschichte zu erzählen, die denjenigen, die sie erleben, noch lange Zeit in Erinnerung bleiben und diese zum Nachdenken anregen wird.

"Valiant Hearts" und Co. haben gezeigt, welche Wirkung solche Titel haben können und wie wichtig diese sind, eben weil sie Spieler aus ihrer Komfortzone locken und mehr bieten als nur die übliche Abendunterhaltung.

"Gerda" mag nicht jedermanns Sache sein, aber es ist ein wichtiges Spiel und für mich ein absoluter Pflichtkauf.

Titelfoto: Porta Play/DONTNOD Entertainment

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