Als Servicebüros getarnt: Chinas Polizei verbreitet Ideologie in Deutschland

Berlin - Deutsche Sicherheitsbehörden bestätigen die Existenz zweier chinesischer "Übersee-Polizeistationen" in der Bundesrepublik. China betreibe diese zur Verbreitung von Ideologie und zur Verfolgung von Kritikern.

Chinas verlängerter Arm: Übersee-Polizeistationen gibt es auch in Deutschland. (Symbolbild)
Chinas verlängerter Arm: Übersee-Polizeistationen gibt es auch in Deutschland. (Symbolbild)  © jikgoe-123rf

Man gehe derzeit davon aus, dass diese "eher personengebunden und mobil organisiert sind, es wurden keine festen Büros eingerichtet", teilte die Bundesregierung auf Anfrage der fraktionslosen Abgeordneten Joana Cotar (49) mit.

Nach dpa-Informationen boten fünf "Gebietsverantwortliche" Chinesen und Deutschen mit chinesischen Wurzeln Rechtsberatung sowie Unterstützung bei Beglaubigungen und Anträgen an.

Hintergrund dieser Hilfe, die vor allem über Chats ablief, soll aber die Gewinnung von Erkenntnissen und die Verbreitung ideologischer Leitlinien sein.

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Unter den "Gebietsverantwortlichen", von denen einer in Berlin ansässig sein soll, sind demnach sowohl Chinesen als auch deutsche Staatsbürger. Ihr Angebot soll von mehreren Tausend Menschen genutzt worden sein.

Die "Übersee-Polizeistationen" würden "von Privatpersonen aus der chinesischen Diaspora getragen, die aus klassischen Auswanderer-Regionen stammen", schrieb die Bundesregierung in ihrer Antwort.

Chinesische Stellen verfügten auf deutschem Staatsgebiet über keinerlei Exekutivbefugnisse. Die Bundesregierung stehe "mit der chinesischen Botschaft hierzu im Austausch". Nach dpa-Informationen soll das Auswärtige Amt eine Protestnote verfasst haben.

Die Strukturen müssten "sofort aufgelöst werden", forderte Cotar. Darüber lediglich einen "Austausch" zu führen, sei "ein schlechter Witz".

Menschenrechtsorganisation sieht Chinas Polizeistationen als Mittel zur Verfolgung von Kritikern

Das Bundesinnenministerium um Ministerin Nancy Faeser (52, SPD) hat die "Polizeistationen" im Blick.
Das Bundesinnenministerium um Ministerin Nancy Faeser (52, SPD) hat die "Polizeistationen" im Blick.  © Wolfgang Kumm/dpa

Das Bundesinnenministerium teilte auf Anfrage mit: "Die Bundessicherheitsbehörden haben die Existenz derartiger Einrichtungen seit geraumer Zeit im Rahmen ihrer gesetzlichen Zuständigkeiten im Blick und gehen allen Hinweisen mit Nachdruck nach."

Hierzu finde auch ein enger und unmittelbarer Informationsaustausch zwischen den Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder statt.

Auf die Einrichtungen, die es in vielen Ländern geben soll, hatte die Menschenrechtsorganisation "Safeguard Defenders" mit Sitz in Madrid aufmerksam gemacht.

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Nach ihrer Darstellung dienen sie unter anderem zur Verfolgung von Kritikern der chinesischen Führung.

Peking dementierte dies und sprach von reinen Servicebüros, die zum Beispiel neue Führerscheine für Auslands-Chinesen ausstellen würden.

Titelfoto: Bildmontage: jikgoe-123rf, Wolfgang Kumm/dpa

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