Reisezeit in China: Kommt nun die Mega-Covid-Welle?

Peking - Nach dem Ende der Null-Covid-Strategie sind in China Dutzende Millionen Menschen zum Neujahrsfest in ihre Heimatorte aufgebrochen.

Touristen in der Stadt Dali (Provinz Yunnan) im Nordwesten Chinas posieren für Fotos.
Touristen in der Stadt Dali (Provinz Yunnan) im Nordwesten Chinas posieren für Fotos.  © Noel Celis / AFP

In den Bahnhöfen von Peking und Shanghai herrschte am Donnerstag großer Andrang von Reisenden, die zu ihren Familien aufs Land fahren wollten. Experten befürchten, dass sich das Coronavirus nun noch rascher in den unterversorgten ländlichen Gebieten ausbreiten wird. Auch Präsident Xi Jinping (69) äußerte sich besorgt.

China feiert in der Nacht zum Sonntag das neue Jahr des Hasen. Hunderte Millionen Menschen reisen traditionell zum Neujahrsfest in ihre Heimatorte. Es ist die größte Völkerwanderung weltweit.

In diesem Jahr rechnen die Verkehrsbehörden mit mehr als zwei Milliarden Passagierreisen während der Hauptreisezeit, die bis in den Februar reicht. Für viele Chinesen ist es das erste Mal seit 2020, dass sie wieder zu ihren Familien reisen können - Lockdowns und andere Beschränkungen im Rahmen der Null-Covid-Strategie hatten viele bisher daran gehindert.

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Gesundheitsexperten sehen die Reisewelle mit Unbehagen, sie rechnen mit einer noch massiveren Corona-Welle in ihrem Gefolge. Die Heimkehrer lassen sich davon jedoch nicht abhalten.

Er habe es aufgegeben, sich Sorgen zu machen, sagte der in Shanghai lebende Arbeiter Chen, der das Neujahr mit seiner Familie in Wenzhou im Nordosten des Landes verbringen will.

Xi Jinping macht sich um Bevölkerung auf dem Land Sorgen

Frauen mit Mund-Nasen-Schutz besuchen einen öffentlichen Park, der mit Dekorationen zum chinesischen Neujahrsfest geschmückt ist.
Frauen mit Mund-Nasen-Schutz besuchen einen öffentlichen Park, der mit Dekorationen zum chinesischen Neujahrsfest geschmückt ist.  © Andy Wong/AP/dpa

"Ich war seit drei Jahren nicht mehr zu Hause", sagt der Agent für Internet-Influencer, Ren, der Nachrichtenagentur AFP. Zwar habe er während der Pandemie große Gehaltseinbußen gehabt, doch kümmere ihn das gerade nicht. Er wolle um jeden Preis seine Familie sehen und seine Eltern "umarmen".

Zwei junge Frauen haben sich allerdings extra Schutzanzüge angezogen, weil sie ihre Familie nicht anstecken wollen. "Wir haben ein wenig Angst, dass das Virus während des Reiseansturms zum Neujahrsfest stärker übertragen wird", sagte eine von ihnen.

Präsident Xi Jinping hatte sich bereits am Mittwoch "besorgt" über die Auswirkungen gezeigt, wenn Millionen von Menschen aus den von der Covid-Welle stark betroffenen Großstädten zum Neujahr in die ländlichen Gebiete reisen. Dort leben besonders viele ältere Menschen, und die medizinische Versorgung ist unzureichend.

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"Xi sagte, er mache sich vor allem Sorgen um die ländlichen Gebiete und deren Bewohner, nachdem das Land seine Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 angepasst hat", meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch.

Der Präsident betonte demnach die Notwendigkeit, "die Mängel bei der Epidemieprävention und -bekämpfung in ländlichen Gebieten zu beheben".

Xi Jinping verteidigt Chinas Null-Covid-Strategie

Chinas Staatspräsident Xi Jinping (69) betrachtet die Corona-Situation in seinem Land mit Sorge.
Chinas Staatspräsident Xi Jinping (69) betrachtet die Corona-Situation in seinem Land mit Sorge.  © Li Xueren/XinHua/dpa

Gleichzeitig verteidigte Xi die fast dreijährige Null-Covid-Strategie, die vor allem mit seinem Namen verbunden war. Sie sei "die richtige Entscheidung" gewesen und habe es dem Land ermöglicht, mehrere Ausbrüche rasch in den Griff zu bekommen.

Am vergangenen Samstag meldete China fast 60.000 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus seit dem abrupten Ende der strikten Restriktionen am 8. Dezember. Es ist die erste größere von der Regierung veröffentlichte Übersicht seit den Lockerungen.

Nach einer Schätzung des unabhängigen Prognoseinstituts dürfte die Zahl der Covid-Todesfälle während der Feiern zum neuen Mondjahr einen Höchststand von 36.000 pro Tag erreichen.

Airfinity schätzt zudem, dass mehr als 600.000 Menschen an der Krankheit gestorben sind, seit China seine Null-Covid-Politik aufgegeben hat.

Titelfoto: Andy Wong/AP/dpa

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