Zehntausende auf den Straßen: Größte Protestwelle "seit Jahrzehnten" in China
Peking - Es sind die größten Proteste in China seit der Demokratiebewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989: Die drakonischen Corona-Maßnahmen im Reich der Mitte treiben immer mehr Chinesen auf die Straßen – und zwar im ganzen Land. Sie fordern nicht mehr nur ein Ende der Schikane, sondern auch einen Regimewechsel.
Eine solche Protestwelle habe das Land "seit Jahrzehnten" nicht erlebt, sagte ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer (35). Es gehe um die "extremen Corona-Maßnahmen", die die ganze Bevölkerung treffen. Zehntausende Demonstranten in Chinas Metropolen skandieren inzwischen:
"Nieder mit der Kommunistischen Partei, nieder mit Xi Jinping". Und trotz Polizeigewalt, Verhaftungen und Zensur werden es immer mehr. Auslöser für die in China äußerst seltenen öffentlichen Unmutsbekundungen ist die Null-Covid-Politik der Regierung – die strengste weltweit.
Viele Millionenstädte sind weitgehend lahmgelegt. Die Menschen stören sich an ständigen Tests, Ausgangssperren, Zwangsquarantäne, lückenloser Überwachung durch Corona-Apps und Kontaktverfolgung, mit denen die Behörden versuchen, die sich leicht verbreitenden Omikron-Varianten des Virus' in den Griff zu bekommen.
Seit mehr als 100 Tagen etwa befinden sich die Provinz Xinjiang im Corona-Lockdown. Bereits bei einzelnen Fällen wird über ganze Wohnblocks eine Ausgangssperre verhängt.
Neuer Infektions-Rekord am Montag
Die Corona-Infektionszahlen in China erreichen derzeit Rekordstände, allein am Montag 40.000 Neuinfektionen, die meisten allerdings ohne Symptome. Das ist der höchste Wert seit Pandemiebeginn vor fast drei Jahren. Verglichen mit anderen Ländern und der großen Bevölkerungszahl (1,4 Milliarden Chinesen) sind diese Zahlen allerdings gering.
Noch hält Machthaber Xi Jinping (69) an seiner Null-Covid-Politik fest. Erste Behörden teilten jedoch inzwischen mit, vereinzelte leichte Lockerungen vornehmen zu wollen. So will die Stadtverwaltung in Peking keine Zäune mehr aufstellen, um den Zugang zu Wohnanlagen zu blockieren, in denen Corona-Infektionen bestätigt wurden.
Titelfoto: Ng Han Guan/AP/dpa