Zoff um Billig-Wein eskaliert: Wut-Winzer stürmen Trucks und kippen Ladung auf Autobahn

Le Boulou (Frankreich) - Der "Wein-Krieg" eskaliert. Weil sie die Billig-Konkurrenz aus dem Nachbarland Spanien fürchten, machten französische Winzer am Donnerstag kurzen Prozess.

Französische Winzer bringen einen Sekt-Truck der spanischen Konkurrenz in ihre Gewalt und werfen die Ladung auf die Straße.
Französische Winzer bringen einen Sekt-Truck der spanischen Konkurrenz in ihre Gewalt und werfen die Ladung auf die Straße.  © Lionel Bonaventure/AFP

Tag des Zorns bei Frankreichs Winzern.

An der Autobahn-Mautstelle Le Boulou (Südfrankreich) kam es am heutigen Donnerstag zu unschönen Szenen: Rund hundert aufgebrachte Weinbauern aus der Region trafen sich und übten kurzen Prozess.

Um 10 Uhr errichteten sie die ersten Straßensperren aus angezündeten Autoreifen, berichtet das Portal "France Bleu": "Heute wird spanischer Wein nicht nach Frankreich eingeführt", skandierte der Mob. Dann hielten sie alle aus Spanien kommenden Trucks an, zwangen die Fahrer zum Aussteigen, überprüften die Ladung.

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Als sie fündig wurden, eskalierte die Situation völlig.

Heftige Bilder: So wüteten die Winzer

Am Morgen errichteten die Wut-Winzer Straßensperren auf der französischen Autobahn A9 - nahe der Grenze zu Spanien.
Am Morgen errichteten die Wut-Winzer Straßensperren auf der französischen Autobahn A9 - nahe der Grenze zu Spanien.  © Lionel Bonaventure/AFP
Dann kontrollierte der Mob alle aus dem Nachbarland kommenden Trucks.
Dann kontrollierte der Mob alle aus dem Nachbarland kommenden Trucks.  © Lionel Bonaventure/AFP
Nachdem ihnen ein Tank-Laster mit Roséwein in die Hände gefallen war, schütteten die aufgebrachten Winzer den Inhalt kurzerhand auf die Autobahn.
Nachdem ihnen ein Tank-Laster mit Roséwein in die Hände gefallen war, schütteten die aufgebrachten Winzer den Inhalt kurzerhand auf die Autobahn.  © Lionel Bonaventure/AFP
Auch bei einem Sekt-Laster eskalierte die Situation völlig.
Auch bei einem Sekt-Laster eskalierte die Situation völlig.  © Lionel Bonaventure/AFP
Ihre Wut richtete sich gegen Cava der Marke Freixenet.
Ihre Wut richtete sich gegen Cava der Marke Freixenet.  © Lionel Bonaventure/AFP
Völlig enthemmt nimmt die aufgebrachte Menschenmenge den Sekt-Transporter auseinander.
Völlig enthemmt nimmt die aufgebrachte Menschenmenge den Sekt-Transporter auseinander.  © Lionel Bonaventure/AFP

Frankreich: Polizei gegen Autobahn-Randalierer machtlos

Zuerst brachten sie einen Tank-Laster, der hochwertigen Roséwein geladen hatte, in ihre Gewalt. Den Inhalt kippten sie auf den Asphalt.

Dann fiel ihnen ein vollbeladener Truck, der Cava ("Katalanischer Sekt") einer bekannten Marke transportierte, in die Hände. Die Sektkisten zerdepperten die Winzer mit Vorschlaghämmern.

Doch ihr Zorn richtete sich auch gegen einen Laster, der Tomaten transportierte, und einen Salat-Truck, berichtet "France Bleu" weiter. Vereinzelt sollen die Randalierer versucht haben, das Gemüse anzuzünden.

Die alarmierte Polizei war machtlos, konnte dem Treiben kein Einhalt gebieten. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.

Am Nachmittag zogen die Winzer davon.

Ihre Wut richtete sich auch gegen einen Tomaten-Transporter.
Ihre Wut richtete sich auch gegen einen Tomaten-Transporter.  © Lionel Bonaventure/AFP
Eine Straßensperre aus angezündeten Tomaten säumt die Autobahn.
Eine Straßensperre aus angezündeten Tomaten säumt die Autobahn.  © Lionel Bonaventure/AFP

Situation der Winzer sorgt für "explosiven Cocktail"

Hintergrund des kollektiven Ausrasters ist ein lange schwelender Konflikt mit der spanischen Konkurrenz, berichtet das Fachblatt Vitisphere. Die Wut-Winzer werfen den Spaniern Preisdumping vor und geben ihnen die Schuld am "Zusammenbruch des französischen Weinmarktes".

Hinzu kommt eine Reihe ungünstiger Faktoren: Inflation, sinkende Nachfrage im Inland und vor allem eine verheerende Dürre, die in diesem Jahr zu einer katastrophalen Weinernte geführt hat.

Vertreter der französischen Wein-Industrie mahnen schon länger "einen explosiven Cocktail", besonders im Süden des Landes an.

Titelfoto: Montage: Lionel Bonaventure/AFP

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