"Haben alles verloren": Mutter von Messer-Opfer spricht über Amoklauf

Von Jan Mies, Patricia Bartos

Liverpool (Großbritannien) - Wer versucht, sich vorzustellen, das eigene Kind bei einem Amoklauf zu verlieren, erschrickt schon beim ersten Gedanken daran. Im englischen Liverpool berichteten in diesen Tagen die Eltern dreier kleiner Mädchen öffentlich von ihrem Leben danach - weil sie dafür kämpfen, dass so etwas nie wieder passiert.

Im englischen Southport brachte ein 17-Jähriger im Juli 2024 drei Mädchen um.
Im englischen Southport brachte ein 17-Jähriger im Juli 2024 drei Mädchen um.  © James Speakman/PA Wire/dpa

Die Aufarbeitung der Southport-Morde, die eng vom Königshaus begleitet wird, soll dem Verlust wenigstens einen Sinn verleihen.

"Keine Erklärung, kein Bericht, keine Entschuldigung" werde ihre Tochter jemals zurückbringen, sagte die Mutter von Bebe. Sie ist sechs Jahre alt, als vor gut einem Jahr ein junger Mann in einen Taylor-Swift-Tanzkurs eindringt und mit einem Messer um sich sticht.

Bebe, die siebenjährige Elsie und die neunjährige Alice sterben. "Diese Untersuchung", sagt Bebes Mutter nun, solle nicht zu "einer weiteren reinen Formalität werden".

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Am Dienstag besuchten Prinz William (43) und seine Frau, Prinzessin Kate (43), die Schule, auf die eines der Mädchen gegangen war. An diesem "schrecklichen Tag" habe sich das Leben vieler Menschen verändert, sagt Prinz William bei dem Besuch. Die Betroffenen würden "niemals vergessen werden", sichert er ihnen zu.

Mutter von Messer-Opfer: "Haben alles verloren"

Große Trauer und Anteilnahme nach dem schockierenden Vorfall.
Große Trauer und Anteilnahme nach dem schockierenden Vorfall.  © Scott Heppell/AP/dpa

Die Tat am 29. Juni 2024 hat Großbritannien erschüttert. Der Mörder, der noch acht weitere Kinder und zwei Erwachsene verletzte, war mit 17 Jahren fast selbst noch ein Kind, er wurde zu mindestens 52 Jahren Haft verurteilt.

Die öffentliche "Southport Inquiry", die Untersuchung der Tat, wurde eröffnet, um die Umstände des Angriffs und die Ereignisse, die dazu geführt haben, zu untersuchen. Das klingt formalistisch, doch die Anhörungen sind teils extrem emotional.

Es müsse eine echte Veränderung herbeigeführt werden, sagte Bebes Mutter, damit "kein anderes Kind, keine andere Schwester, keine andere Familie jemals das erleiden muss", was ihre Familie erlitten habe. "Ihr Name war Bebe", sagte sie. "Sie war gerade einmal sechs Jahre alt. Und sie hätte so viel mehr verdient. Sie hätte es verdient, zu leben."

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Elsies Mutter erzählte von dem "Alptraum", jede Nacht an einem leeren Bett vorbeizugehen. Der Alptraum ende nicht, sagte sie. "Wir haben an diesem Tag alles verloren. Und ich muss verstehen, wie es dazu gekommen ist."

Die Untersuchung soll noch bis maximal Anfang 2026 andauern, die Erkenntnisse werden dann dem Innenministerium übergeben. Dass auch Behördenversagen beim Tathergang eine Rolle spielte, war schon im Gerichtsverfahren gegen den Täter offensichtlich geworden.

Titelfoto: Scott Heppell/AP/dpa

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