Amoklauf mit elf Toten in Graz: Debatte über Waffenrecht in Österreich entfacht

Von Albert Otti

Graz - Nach einer ersten Phase des Schocks und der Trauer über den Amoklauf an einer Grazer Schule kommt in Österreich eine Diskussion über das relativ liberale Waffenrecht in Gang.

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen (81) hinterfragt nach dem Amoklauf in Graz nun das Waffenrecht.
Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen (81) hinterfragt nach dem Amoklauf in Graz nun das Waffenrecht.  © Darko Bandic/AP/dpa

Ein 21-Jähriger hatte am Dienstag in seiner ehemaligen Schule in Graz eine verheerende Bluttat angerichtet. Er erschoss neun Jugendliche und eine Lehrerin, am Tatort beging er später Suizid.

Nach der Tragödie haben sich nun Kommunisten und Grüne für eine Verschärfung des Waffengesetzes ausgesprochen, die rechte FPÖ ist dagegen. Vertreter der regierenden Mitte-Parteien hätten am Donnerstag bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates Gelegenheit, sich ebenfalls zu äußern.

Dem Gremium gehören Minister sowie hochrangige Vertreter von Polizei und Militär an. Ziel sei es, die Hintergründe des Amoklaufs zu analysieren und über Präventionsmaßnahmen zu beraten, berichtete die Presseagentur APA.

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Bundespräsident Alexander Van der Bellen (81) hinterfragt das aktuelle Waffenrecht. "Ist die Rechtslage wirklich so, dass sie modernen Anforderungen genügt? Das wird zu prüfen sein", sagte das Staatsoberhaupt laut der APA am Mittwoch in Graz.

Politiker würden sich nun sicherlich der Frage widmen, "wie es sein kann, dass ein 21-Jähriger Kurz- und Langwaffen besitzt und die Möglichkeit hat, entsprechende Munition zu kaufen und dieses Unheil anzurichten", sagte der ehemalige Grünen-Chef.

Ein 21-Jähriger hatte am Dienstag an einem Bundes-Oberstufenrealgymnasium 10 Menschen und anschließend sich selbst getötet.
Ein 21-Jähriger hatte am Dienstag an einem Bundes-Oberstufenrealgymnasium 10 Menschen und anschließend sich selbst getötet.  © Heinz-Peter Bader/AP/dpa
Nach der verheerenden Bluttat in Graz sitzt der Schock im ganzen Land tief.
Nach der verheerenden Bluttat in Graz sitzt der Schock im ganzen Land tief.  © Georg Hochmuth/APA/dpa

Für FPÖ wäre Verschärfung des Waffenrechts "reine Symbolpolitik"

Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (63) spricht sich für ein Waffenverbot für Privatpersonen aus.
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (63) spricht sich für ein Waffenverbot für Privatpersonen aus.  © Erwin Scheriau/APA/dpa

Der Angreifer war mit einer Schrotflinte und einer Faustfeuerwaffe bewaffnet. Beide besaß er nach Angaben der Polizei legal. Laut einem bislang unbestätigten Bericht des Nachrichtenmagazins "Profil" hatte er drei Monate vor seiner Tat begonnen, in einem Schützenverein zu trainieren.

Die kommunistische Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr und eine Parlamentarierin der Grünen fordern als Reaktion auf den Amoklauf ein Waffenverbot für Privatpersonen.

In Österreich ist für den Erwerb von Faustfeuerwaffen eine behördliche Genehmigung nötig - für Büchsen und Schrotflinten hingegen nicht.

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Für die FPÖ wäre eine Verschärfung der Regeln hingegen "mehr eine reine Symbolpolitik als eine wirksame Maßnahme gegen Kriminalität". Ein schärferes Gesetz könne als Generalverdacht gegen unbescholtene Bürger interpretiert werden, hieß es in einer von der APA zitierten Stellungnahme der Rechten.

Titelfoto: Georg Hochmuth/APA/dpa

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