9/11-Opfer schreibt Brief an Sohn: 24 Jahre später liest der diesen zum ersten Mal
Shanksville (USA) - Nach mehr als zwei Jahrzehnten erhält US-Amerikaner Jevon Castrillo (30) überraschend einen Brief seiner Mutter, die bei den Anschlägen vom 11. September starb.

Der Brief, den Mutter CeeCee Ross Lyles im März 2001 verfasst hatte, war eigentlich nicht an Jevon selbst adressiert. Deshalb sollte es 24 Jahre dauern, bis der 30-Jährige ihn in den Händen halten sollte.
Lyles hatte laut PEOPLE damals an die Grundschullehrerin ihres Sohnes, Tammy Thurman, folgende Zeilen geschrieben:
"Liebe Frau Thurman, Jevon hat gestern Abend ein Buch gelesen, das er aus der Bibliothek mitgebracht hatte. Er hat es von vorne bis hinten durchgelesen", lobte die damals 33-Jährige ihr Kind. "Ich habe ihm versprochen, Ihnen zu schreiben und Ihnen zu sagen, was für eine hervorragende Arbeit er geleistet hat."
Jevons Mutter fügte hinzu, wie stolz sie und ihr Mann auf ihren Sohn seien und dass sie weiterhin zu Hause mit ihm üben würden.
"Nochmals vielen Dank für Ihr Engagement und Ihren Mut bei Ihrer Arbeit", schloss CeeCee Ross Lyles ihren Brief.
Jevon, der mittlerweile selbst eine Familie hat, erreichte der Brief erst jetzt, nachdem seine Lehrerin ihn mehr als zwei Jahrzehnte aufbewahrt hatte. Thurman entschloss sich schließlich, das Schriftstück an den 30-Jährigen zu übergeben. "Als Mutter weiß ich, dass du diese Worte von deiner Mutter sehen musst", sagte die Lehrerin in einem gemeinsamen Interview mit WPTV. "Sie war eine wundervolle Frau, und du warst ein wundervoller Schüler."
In einem emotionalen Moment durfte Jevon zum ersten Mal die unbekannten Zeilen seiner Mutter lesen, die damals seine Wissbegierde wertschätzte.
Stewardess-Mutter wird bei Anschlägen von "9/11" zur Heldin

Seine Mutter wurde nach den "9/11"-Anschlägen als Heldin gekürt. Lyles, die ihre Ausbildung als Flugbegleiterin im Januar 2001 abschloss, arbeitete zuvor als Polizeibeamtin. Am Morgen des 11. September war die damals 33-Jährige eine von sieben Besatzungsmitgliedern an Bord des United Airlines Fluges 93.
Eigentlich war er vom Newark International Airport in New Jersey auf dem Weg nach San Francisco. Doch dort sollte der Flieger nie ankommen. Es war eines von vier Flugzeugen, die an jenem Tag entführt wurden.
Zuvor waren bereits die anderen Maschinen in die Twin Towers des World Trade Centers in New York City und ins Pentagon in Washington D.C. gestürzt, während das Schicksal von Lyles Flugzeug noch ungewiss war. Die Stewardess konnte noch eine Voicemail auf dem Anrufbeantworter ihres Mannes Lorne hinterlassen. "Hör mir gut zu. Ich befinde mich in einem entführten Flugzeug", so Lyles.
"Sie haben das Flugzeug entführt. Ich versuche, ruhig zu bleiben. Wir sind umgedreht, und ich habe gehört, dass Flugzeuge ins World Trade Center geflogen sind. Ich hoffe, ich kann dein Gesicht wiedersehen, Baby. Ich liebe dich."
Flugzeug stürzt nach Entführung in Pennsylvania ab
Kurz nach 10 Uhr telefonierte sie noch ein letztes Mal mit ihrem Mann und erzählte ihm, dass sie und andere Passagiere versuchen wollten, die Kontrolle über die Maschine zurückzuerlangen. Man hatte die Entführer mit kochendem Wasser übergießen wollen.
Wenig später stürzte das Flugzeug in Shanksville auf einem Feld ab, alle 44 Personen an Bord starben. Man vermutet, dass Lyles Einsatz wahrscheinlich das Leben von anderen Menschen am Boden gerettet hatte.
Jevon war gerade einmal sechs Jahre alt, als er seine Mutter verlor. Umso mehr berührte ihn jetzt der Brief seiner Lehrerin. "Es wirkt sehr süß und scheint etwas zu sein, was sie definitiv sagen würde, wissen Sie", erklärte er unter Tränen.
Titelfoto: Bildmontage/Screenshot/X/@FortPiercePD