Nach Todesschüssen bei Western-Dreh: Urteil gegen Waffenmeisterin steht fest

Santa Fe (New Mexico/USA) - Urteil im Rust-Prozess. Nach den tödlichen Schüssen auf Kamerafrau Halyna Hutchins (†42) bei einem Filmdreh im Jahr 2021 hat ein US-Gericht die Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed (26) der fahrlässigen Tötung für schuldig befunden.

Hannah Gutierrez-Reed (26) hat fahrlässig gehandelt und eine geladene Waffe zum Filmdreh mitgebracht.
Hannah Gutierrez-Reed (26) hat fahrlässig gehandelt und eine geladene Waffe zum Filmdreh mitgebracht.  © Luis Sánchez Saturno / POOL / AFP

Die Waffenmeisterin nahm das Urteil emotionslos hin. Nach dem Richterspruch wurde die 26-Jährige sofort ins Gefängnis gebracht.

Ein Geschworenengericht in den USA sieht es als erwiesen an, dass Hannah Gutierrez-Reed grob fahrlässig gehandelt habe. Das Strafmaß soll noch verkündet werden. Der Waffenmeisterin drohen bis zu 18 Monate Knast und eine Geldstrafe von bis zu 5000 US-Dollar (4586 Euro). Das berichtet der Sender CNN. Doch es wird erwartet, dass die Hinterbliebenen auch zivilrechtliche Ansprüche geltend machen werden.

Vom Anklagepunkt der "Manipulation von Beweismitteln" wurde Gutierrez-Reed hingegen freigesprochen. Laut Staatsanwaltschaft soll die Waffenmeisterin "eine kleine Tüte Kokain" an eine andere Person übergeben haben und somit die Ermittlungen behindert haben. Dieser Argumentation folgten die Geschworenen nicht.

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Rückblick: Im Oktober 2021 kam es beim Dreh des Westens "Rust" auf einer Ranch bei Santa Fe zu einer fürchterlichen Tragödie, als Hollywood-Veteran Alec Baldwin (65, "Aviator", "Departed: unter Feinden") auf Kamerafrau Halyna Hutchins (†42) mit einer Filmwaffe bei einer Probe schoss. Die gebürtige Ukrainerin starb noch an Ort und Stelle, sie hinterlässt ihren trauernden Ehemann Mathew und ihren 12-jährigen Sohn Andros. Auch Regisseur und Rust-Drehbuchautor Joel Souza (50) wurde bei dem Zwischenfall schwer verletzt.

Das Gericht ist überzeugt: Hannah Gutierrez-Reed hat am Set wiederholt gegen Sicherheitsprotokolle verstoßen und ihre Pflichten als Waffenmeisterin missachtet. Als Verantwortliche für Filmmunition und Filmwaffen am Dreh von Rust habe sie versagt. Wie die scharfe Kugel in die Waffe kam, konnte nicht mehr vollständig rekonstruiert werden.

Die Staatsanwaltschaft sprach von einem "Russisch Roulette"-Spiel, dem Crew und Darsteller ausgesetzt waren.

Alec Baldwin (65, "Jagd auf Roter Oktober") wusste nicht, dass die Filmwaffe mit scharfer Munition geladen war und erschoss Kamerafrau Halyna Hutchins (†42).
Alec Baldwin (65, "Jagd auf Roter Oktober") wusste nicht, dass die Filmwaffe mit scharfer Munition geladen war und erschoss Kamerafrau Halyna Hutchins (†42).  © Montage: John Lamparski / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP, Fred Hayes / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP
Das schreckliche Unglück geschah auf der Bonanza Filmranch in New Mexico.
Das schreckliche Unglück geschah auf der Bonanza Filmranch in New Mexico.  © Jae C. Hong/AP
Die Tatwaffe.
Die Tatwaffe.  © Santa Fe County Sheriff's Office/ZUMA Press Wire Service/dpa
Waffen-Experte Frank Koucky (r.) war beim Prozess als Sachverständiger geladen.
Waffen-Experte Frank Koucky (r.) war beim Prozess als Sachverständiger geladen.  © POOL / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Prozess gegen Hollywood-Waffenmeisterin: Verteidigung sieht Hannah Gutierrez-Reed als Sündenbock

Nach dem Urteil musste die Waffenmeisterin ihren Schmuck und ihr Handy abgeben. Sie wurde sofort ins Gefängnis gebracht. Das Strafmaß soll nächste Woche verkündet werden.
Nach dem Urteil musste die Waffenmeisterin ihren Schmuck und ihr Handy abgeben. Sie wurde sofort ins Gefängnis gebracht. Das Strafmaß soll nächste Woche verkündet werden.  © POOL / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP

Im Prozess beharrten Gutierrez-Reeds Anwälte auf der Unschuld ihrer Mandantin. Die Verteidiger argumentierten, dass die Waffenmeisterin als Sündenbock herhalten müsse. Die Verhältnisse während des Filmdrehs seien "chaotisch und unsicher" gewesen, sagte Anwalt Jason Bowles. Zudem habe die Szene - bei der die Todesschüsse fielen - nicht im Drehbuch gestanden,

Die Anwälte der Nebenkläger zeigten sich in einer ersten Reaktion "erleichtert".

In einem separaten Verfahren, das im Juli beginnen soll, muss sich auch Alec Baldwin wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Er plädiert auf "nicht schuldig".

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Unabhängig davon soll der Western Rust trotz der schrecklichen Tragödie fertiggestellt werden und voraussichtlich noch in diesem Jahr in die Kinos kommen. Zuvor einigten sich die Filmemacher mit den Hinterbliebenen der viel zu früh verstorbenen Kamerafrau.

Rust erzählt die ungleiche Geschichte eines Jungen und seines entfremdeten Großvaters (Alec Baldwin), die sich Ende der 1880er Jahre auf eine gefährliche Reise durch den Wilden Westen begeben.

Titelfoto: Montagte: Luis Sánchez Saturno / POOL / AFP, POOL / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / GETTY IMAGES VIA AFP

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