Trump will berüchtigtes Gefängnis wiedereröffnen: Auf nach Alcatraz!
San Francisco (USA) - Wer das berühmte Gefängnis von Alcatraz auf einer Insel vor San Francisco sehen will, hat künftig wohl die Wahl: Entweder man kommt als Tagestourist oder als Schwerverbrecher hinter Gitter.

Denn US-Präsident Donald Trump (79) will die beliebte Touristenattraktion wieder zurück in ein Gefängnis für gefährliche Kriminelle verwandeln.
Nutzt also die Chance, noch als unbescholtener Bürger nach Alcatraz zu kommen.
Die Reise in die Vergangenheit führt dabei zu berühmten Verbrechern, taktischen Duschen und seltenen Vögeln.
Mix aus Sonntagsausflug, Geschichtsunterricht sowie Blumen- und Vogelschau

Alcatraz ist die größte Touristenattraktion von San Francisco. Nicht nur in der Sommersaison müssen Besuche weit im Voraus online gebucht werden.
Die 1,5 Kilometer hinüber zur Insel geht es wie schon zu Gefängniszeiten nur mit dem Schiff. Ausflugsboote schaffen täglich Heerscharen von Besuchern vom Pier 33 zur Insel.
Der Unterschied zu den Zeiten als Gefängnisinsel: Abends dürfen sie Alcatraz wieder verlassen.
Ein Besuch ist ein Mix aus Sonntagsausflug, Geschichtsunterricht, Blumen- und Vogelschau mit zahlreichen Wow-Effekten.
Nach der Anlandung erhält man im Besucherzentrum einen Audioguide, der während einer ungefähr zweistündigen Tour zum persönlichen Gefängniswärter wird. Mit ihm geht man gemeinsam in den Speisesaal, die Bibliothek und natürlich durch den düsteren Zellentrakt.
Das Besondere dabei: Der virtuelle Wärter spult nicht nur Geschichtszahlen und Zellenmaße herunter. Die Szenen werden an den jeweiligen Orten im Gefängnis von authentischen Geräuschen untermalt - vom Löffelklappern in der Küche über Lärm bei Gefängnisrevolten bis zum typischen Schließgeräusch einer Zellentür.
Gefängniswächter wohnten auf der Insel

Die 500 Meter lange schroffe Felseninsel wurde wegen ihrer abgesonderten Lage für den Bau eines Hochsicherheitsgefängnisses auserkoren und am 1. Januar 1934 mit einem Bundesgefängnis eröffnet.
Schon gleich nach Indienststellung zogen auch viele Zivilisten auf die Insel. So wohnten Gefängniswächter samt ihrer Familien dort - unter ihnen auch 80 Kinder. Sie spielten im Garten unter den vergitterten Zellenfenstern der Schwerkriminellen.
Bett, Toilette, Waschbecken. Der Horizont der Häftlinge war fast rund um die Uhr auf die Zellengröße von 2,74 m mal 1,52 m beschränkt. Außerhalb ging es nur zum Duschen, zum Hofgang oder in den Speisesaal.
In der Küche fällt beim Rundgang ein großes Brett mit aufgemalten Messern auf. "Nach dem Küchendienst wurde penibel kontrolliert, dass jedes Messersymbol tatsächlich von einem realen Küchenmesser bedeckt war", klärt der Audioguide auf.
Niemand sollte sich beim Kartoffelschälen eine Mordwaffe beschaffen können. Wer trotzdem erwischt wurde, wanderte tagelang in Isolationshaft. Wie sich die anfühlt, kann man in einer dunklen Einzelzelle selber testen - jedenfalls für ein paar Minuten.
Alcatraz wurde 1963 aus Kostengründen geschlossen

Man kann getrost einen ganzen Tag auf Alcatraz verbringen. Immerhin gilt die Insel auch als Vogelparadies. So kann man Kaliforniermöwen und Schmuckreiher beobachten. Wer noch keine Taubenteisten und Pinselscharben kennt, kann sie auf Alcatraz kennenlernen.
Schon der ehemalige Insasse Robert Franklin Stroud war von den Inselvögeln so fasziniert, dass er in Haft zum anerkannten Vogelkundler wurde. Die Nationalparkverwaltung der Golden Gate National Recreation Area hat spezielle Schutzzonen während der Nistzeiten auf der Insel ausgerufen, an denen Besucher sie nicht stören dürfen.
Ausgerechnet die besonders ausbruchsichere Lage mitten im Meer besiegelte das Schicksal des Hochsicherheitstrakts. Weil die salzige Luft an dem Bau nagte, wurde das Gefängnis 1963 geschlossen - aus Kostengründen. Jetzt will Trump die Geschichte zurückdrehen und wieder die "gefährlichsten und gewalttätigsten Kriminellen" nach Alcatraz verfrachten.
Genießt im Sonnenuntergang also die Rückfahrt von der Insel - so lange es noch geht.
Tickets für die Gefängnisinsel gibt es ab 47,95 US-Dollar (derzeit rund 42 Euro) unter cityexperiences.com/san-francisco/city-cruises/alcatraz.
Berühmte Gefangene

Bis 1963 war das Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz eine Art Besserungsanstalt für notorisch auffällige Gefangene. Viele von ihnen trugen prominente Namen.
- Mafiaboss Al Capone aus Chicago war mit Nummer 85 einer der ersten Häftlinge, wurde 1934 nach Alcatraz verlegt. Er wurde isoliert, von Häftlingen mehrmals angegriffen. Wegen guter Führung entließ man ihn vorzeitig am 6. Januar 1939.
- Gewaltverbrecher Robert Franklin Stroud saß seit seinem 19. Lebensjahr im Gefängnis. Als verurteilter Mörder kam der Aufsässige von 1942 bis 1959 auf die Gefängnisinsel. Während seiner insgesamt 54-jährigen Haftzeit wurde er Vogelkundler, verfasste mehrere Fachbücher.
- Machine Gun Kelly wurde im August 1934 nach Alcatraz verlegt, saß dort bis 1951 ein. Er war wegen Alkoholschmuggels in der US-Prohibitionszeit und Entführung zu lebenslanger Haft verurteilt. Seinen Spitznamen legte er sich zu, um sich einen kriminellen Ruf zu verschaffen.
- Alvin "Creepy" Karpis galt in den 1930er-Jahren wegen einer Serie von Gewaltverbrechen als Staatsfeind Nr. 1. Seinen Spitznamen Creepy ("unheimlich") erhielt er wegen aggressiven Auseinandersetzungen mit anderen Häftlingen. Er gilt als Gefangener, der die längste Zeit in Alcatraz verbrachte - mehr als 25 Jahre von August 1936 bis April 1962.
- Auch der Geheimagent Erich Gimpel, ein deutscher Spion im Zweiten Weltkrieg, saß von 1945 bis zu seiner Begnadigung 1955 in Alcatraz ein. Er war eigentlich zum Tode verurteilt, doch Präsident Harry S. Truman wandelte das Urteil in lebenslange Haft um. Auf der Insel war Gimpel Schachpartner von Machine Gun Kelly.

Warme Duschen aus Kalkül

Die schweren Jungs von Alcatraz waren alle Warmduscher, weiß der Guide in den Waschräumen zu erzählen.
In keinem anderen US-Gefängnis floss damals warmes Wasser zum Duschen. Was nach Hafterleichterung klingt, war in Wirklichkeit eine Fluchterschwernis.
Die Häftlinge wurden an das warme Wasser gewöhnt, damit sie bei Fluchtversuchen vom eiskalten Meereswasser abgeschreckt würden.
Dieser Plan ging offenbar auf. Wie perfekt die Warmduscherei und allein schon die Wahl des Gefängnisortes in der San Francisco Bay für ihre Bestimmung ausgewählt waren, beweisen 14 erfolglose Ausbruchsversuche in der knapp 30-jährigen Bundesgefängnisgeschichte.
Alle 34 Geflüchteten konnten wieder eingefangen werden oder kamen in den unberechenbaren Strömungen im eiskalten Wasser der Bucht zu Tode.
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Design Pics, IMAGO/CHROMORANGE