Verschollenes U-Boot: Es bleibt nur noch wenig Zeit - Hinweise auf Konstruktionsfehler
Boston - Nach dem Verschwinden des Tauchbootes Titan am Montag bleiben den Rettern nur noch wenige Stunden die fünfköpfige Crew zu retten.
Die Lage wird immer dramatischer. Nachdem eine vom Flugzeug abgeworfene Sonar-Boje am Dienstag und Mittwoch "Klopfgeräusche" registrierte, gab es wieder Hoffnung die Eingeschlossenen zu retten.
Doch "Wir wissen nicht, was das ist", sagte Kapitän Jamie Frederick von der US-Küstenwache nun zu AFP. Man habe Tauchroboter zum Ursprung der Geräusche geschickt - ohne Ergebnis.
Kapitän Frederick: "Wir müssen optimistisch und hoffnungsvoll bleiben." Seine Leute werden auch weiterhin nach den Eingeschlossenen suchen, betonte er.
Doch die Zeit wird immer knapper. Wenn kein Wunder geschieht, wird der fünfköpfigen Crew wohl schon am Donnerstagmittag unserer Zeit Sauerstoff und Luft ausgehen.
Suche wird fortgesetzt
Inzwischen ist eine ganze Armada von Rettungsschiffen und Flugzeugen im Suchgebiet, 600 Kilometer südöstlich vor Neufund, eingetroffen.
Mit C-130 und P-3 Flugzeugen suchen sie die Wasseroberfläche ab, P-8 Poseidon-Aufklärer, die sonst U-Boote jagen, setzen Sonar-Bojen aus. Schiffe der Küstenwache kreuzen im Suchgebiet. Die "Deep Energy" ein Arbeitsschiff, das eigentlich Rohre am Meeresgrund verlegt und über Roboter verfügt, hat sich den Rettern angeschlossen. Und auch das norwegische Wartungs- und Reparaturschiff "Skandi Vinland" ist inzwischen eingetroffen.
Weitere Schiffe sind auf dem Weg und werden voraussichtlich in den nächsten Stunden eintreffen.
Derweil wurde das Suchgebiet im Nordatlantik auf 26.000 Quadratkilometer ausgedehnt - Eine Fläche annähernd so groß wie Brandenburg.
Verschollenes Tauchboot falsch konstruiert?
Inzwischen gerät Stockton Rush, der Erbauer des verschollenen U-Bootes und Veranstalter der Titanic-Touren, immer mehr in die Kritik. Laut einem BBC-Bericht soll ein ehemaliger Angestellter bereits 2018 vor möglichen Konstruktionsfehlern gewarnt haben.
Konkret soll OceanGate-Boss Rush auf günstiges Carbon gesetzt haben, statt auf Metallteile aus Titanium. Die verwendeten Teile seien nur für Tiefen bis zu 1200 Meter zertifiziert gewesen, hieß es. Der erfahrene Ingenieur wurde offenbar gefeuert, nachdem er seine Bedenken geäußert hatte.
Zudem monieren viele Experten, dass die Titan zylinderförmig sei und dem Druck stärker ausgesetzt sei. Vergleichbare Tauchboote wären stattdessen kugelförmig.
Auch U-Boot-Unternehmer Stockton Rush ist unter den fünf Vermissten.
Das knapp sieben Meter lange Tauchboot gilt seit Montag als verschollen. Die Titan mit ihrer fünfköpfigen Besatzung brach am Montag zu einem Tauchgang zum Wrack der 1912 versunken Titanic auf. Kurze Zeit später brach der Kontakt zur fünfköpfigen Crew ab.
Titelfoto: Montage: Oceangate Expeditions