Prozess gegen Christina Block und Gerhard Delling: Verteidigung geht von Freispruch aus
Hamburg - Am Freitag ist der Prozess wegen Kindesentführung gegen Christina Block (52) und den früheren Sportmoderator Gerhard Delling (66) gestartet. Bei Verurteilung drohen bis zu zehn Jahre Haft. Die Unternehmerin plädiert weiter auf nicht unschuldig.
Alles in Kürze
- Prozessbeginn: Christina Block trifft im Gerichtssaal auf ihren Ex-Mann
- Christina Block und sechs weitere Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten
- Anklage lautet auf Kindesentführung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung
- Verteidigung beschuldigt verstorbene Großmutter der Tat
- Staatsanwaltschaft schildert gewaltsame Entführung in der Silvesternacht

TAG24 war vor Ort und berichtete in einem Live-Blog vom ersten Prozesstag.
Grundlegende Informationen zu dem Prozess sind darüber hinaus in folgendem Artikel zu finden: "Christina Block vor Gericht: Darum geht's im Kindesentführungs-Prozess".
Update, 15.23 Uhr: Verteidigung geht von Freispruch von Christina Block aus
Ingo Bott (42) äußert sich nach dem Prozessbeginn kritisch zur Anklage und betont, dass es "gut und richtig" sei, dass nun auch die Verteidigung zu Wort komme. Die Anklage sei aus seiner Sicht "dünn, verkürzt" und "fehlerhaft", da sie "die wesentlichen Fragen in diesem Verfahren nicht stellt", sondern "ausblendet" und "erhebliche Zweifel" zulasse.
Offene Fragen wie etwa: "Wenn Frau Block die Entführung wirklich in Auftrag gegeben hätte – warum hätte sie dann nicht dafür gesorgt, dass die Kinder direkt nach Hamburg gebracht werden?" Diese und weitere Fragen seien unbeantwortet und würden seiner Überzeugung nach "auch bis zum Ende des Verfahrens offen bleiben".
Er kritisiert eine verzerrte öffentliche Wahrnehmung, zeigte sich aber zuversichtlich, dass jetzt "eine richtige, eine nachvollziehbare Geschichte geschildert wird", auch durch Frau Block selbst, die sich bereits am zweiten Prozesstag am kommenden Dienstag selbst äußern will.
Dass sie manche Fragen nicht beantworten könne, liege daran, dass diese grundsätzlich offenblieben – ebenso wie für die Staatsanwaltschaft. "Bei Frau Block führt es, dass sie zu diesen Fragen keine Antwort hat, dazu, dass sie am Ende freigesprochen wird. Bei der Staatsanwaltschaft führt es dazu, dass wir überhaupt erst vor diesem Verfahren stehen".

Update, 14.30 Uhr: Nebenklage will den Fokus wieder auf die Silvesternacht rücken
Die Nebenklage zeigte sich gegenüber TAG24 über den Beginn des Prozesses erleichtert: "Die Familie lebt weiterhin in großer, großer Anspannung und hofft darauf, dass dieser Prozess endlich dazu beiträgt, dass man wieder ein normales Leben führen kann", so Nebenklägervertreter Philip von der Meden.
Man vertraue auf eine sorgfältige Arbeit von Gericht und Strafverfolgungsbehörden und erwarte eine gute Entscheidung. Von der Meden kritisierte jedoch den Fokus des ersten Prozesstages.
"Dieser lag heute vor allem auch auf der Vergangenheit. Über die Silvesternacht wurde fast überhaupt nicht gesprochen. Das ist natürlich der Gegenstand, um den es hier geht und darauf wollen wir den Fokus legen!"

Update, 13.16 Uhr: Verteidiger der Angeklagten waren sich einig
Die Verteidiger der Angeklagten waren sich am Freitag einig und verwiesen einheitlich auf die familiengerichtliche Vorgeschichte und das Block zum Zeitpunkt der Entführung das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht gehabt habe.
Demnach habe Stephan Hensel entgegen der gerichtlichen Anordnung 2021 die Kinder in Dänemark behalten und sich damit bis zur mutmaßlichen Entführung selbst einer Kindesentziehung strafbar gemacht und Block sowie den Kindern "physischen und psychischen Belastungen" ausgesetzt. Zudem habe er die Kinder "isoliert" und "manipuliert", sodass sie nichts mehr mit ihrer Mutter zu tun haben wollen.
Unter anderem forderte Ingo Bott, dass Mitarbeitende des Jugendamts geladen werden, die die Kinder in früheren Verfahren im langjährigen Sorgerechtsstreit angehört hatten. Diese hätten damals von Kindern berichtet, die ihrer Mutter gegenüber "zugewandt und fröhlich" wirkten.
Update, 13.07 Uhr: Erster Prozesstag ist beendet
Nach rund dreieinhalb Stunden ist der erste Verhandlungstag des Mammut-Prozesses beendet.
Fortgesetzt wird er am kommenden Dienstag, dem 15. Juli. Insgesamt sind 37 Verhandlungstage angesetzt.
Update, 13 Uhr: Blocks Cousine bestreitet Kenntnis der Entführung
Nun spricht der Anwalt der Cousine von Christian Block. Er fordert Freispruch für seine Mandantin.
Der Angeklagten wird vorgeworfen, im Wissen der gewalttätigen Kindesentführung Block und die zwei entführten Kinder am 2. August 2024 mit einem Auto nach Hamburg gefahren zu haben.
Ihr sei es lediglich ein Anliegen gewesen, "den Kindern zurück zur familiären Geborgenheit" zu helfen. Von der Kindesentführung habe sie entgegen der Anklage nichts gewusst, unterstreicht der Anwalt.
Update, 12.34 Uhr: Mutmaßlicher Entführer will erklären, was passierte
Der Anwalt von Tal Sason, einer der mutmaßlichen Kindesentführer, der als einziger der mutmaßlichen Täter im September 2024 auf Zypern gefasst werden konnte, klagte ebenfalls über das von ihm aufgebaute mediale Bild als "muskelbepackter" israelischer Ex-Soldat.
Im Laufe des Prozesses will Sason aussagen, mit wem er genau Kontakt hatte und was in der Silvesternacht geschah. Er sitzt seit November 2024 in U-Haft und wurde mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt.

Update, 12.20 Uhr: Dellings Anwalt spricht von medialer Ausschlachtung
Rieks verdeutlicht: "Hat Herr Delling Zugverbindungen geprüft? Ja, möglicherweise. Hat er Kinder entführt? Nein."
Der Anwalt wirft der Nebenklage vor, Delling mit falschen Anschuldigungen bewusst in den Mittelpunkt des Prozesses zu rücken, weil das mehr Aufmerksamkeit generiere. Die mediale Ausschlachtung stehe jedoch nicht im Einklang mit der tatsächlichen Vorwurfslage.
Delling engagiere sich seit Jahren sozial und habe selbst drei Kinder, bei denen ihm eine gewaltfreie Erziehung sehr wichtig gewesen sei. "Demnach liegt es fern, dass mein Mandant diese Werte im Rahmen des Sorgerechtsstreits seiner Lebensgefährtin einfach so über Bord wirft", betont Rieks, der von einem Freispruch seines Mandanten ausgeht.
Update, 11.59 Uhr: Anwalt von Gerhard Delling hat das Wort
Jetzt spricht David Rieks, Anwalt von Delling. Dieser habe, da er aufgrund seiner Bekanntheit ein "Gesicht des Verfahrens" sei, zahlreiche Vertragspartner verloren.
Der Moderator habe lediglich "seine Lebensgefährtin und deren Kinder bei ihrer Zusammenführung unterstützen", aber keine Straftat fördern wollen.
Über die Vorgänge in der Silvesternacht habe Delling keinerlei Kenntnisse gehabt.

Update, 11.25 Uhr: Verteidiger des Familienanwalts der Blocks spricht
Derzeit redet der Verteidiger von Dr. Andreas Costard, dem Familienanwalt der Blocks.
Laut Staatsanwaltschaft soll Costard den Kontakt zu den israelischen Agenten hergestellt haben, die die Kinder entführt haben sollen.
Der Anwalt weist die Vorwürfe zurück und äußert die Angst seines Mandanten, aufgrund des "medialen Drucks und der allgemeinen Voreingenommenheit" keinen fairen Prozess erwarten zu können.
Update, 10.30 Uhr: War der Ex von Christina Block eifersüchtig auf Gerhard Delling?
Nach Otmar Kury hielt Blocks zweiter und kurzfristig engagierter Anwalt Ingo Bott (42) sein Opening Statement, in dem er unter anderem andeutete Stephan Hensel könnte vielleicht eifersüchtig auf den neuen "Star" an der Seite seiner Ex gewesen sein. Delling und Block hatten im Juli 2021 ihre Beziehung öffentlich gemacht.
"Ob das hier konkret so war, kann ich nicht sagen. Was ich sagen kann, ist, dass die Kinder durch Herrn Hensel ab Juli 2021 einbehalten wurden. [...] Und das findet statt, kurz nachdem bekannt wird, dass Frau Block eine Liebesbeziehung mit Herrn Delling führt", so Bott, der mutmaßte Hensel habe vielleicht aus einer "immer noch bestehenden Verletzung nach der Trennung von Frau Block" gehandelt.
Update, 10.15 Uhr: Christian Block plädiert auf nicht schuldig
Alles in Kürze
- Prozessbeginn: Christina Block trifft im Gerichtssaal auf ihren Ex-Mann
- Christina Block und sechs weitere Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten
- Anklage lautet auf Kindesentführung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung
- Verteidigung beschuldigt verstorbene Großmutter der Tat
- Staatsanwaltschaft schildert gewaltsame Entführung in der Silvesternacht
Block gab am ersten Prozesstag bekannt, dass sie weiterhin auf unschuldig plädieren wird. Ihr Anwalt Otmar Kury (68) sagte, sie sei "nicht schuldig und auch nicht hinreichend verdächtig" und habe "zu keinem Zeitpunkt den Auftrag erteilt, ihre Kinder zu entführen".
Der Staatsanwaltschaft warf Kury "besondere Voreingenommenheit" vor.
Die Unternehmerin selbst will am Dienstag eine Erklärung abgeben. Auch Delling will laut TAG24-Informationen aussagen. Für den ersten Prozesstag sind "Opening Statements" geplant, heißt es.

Update, 9.45 Uhr: Block-Sohn nicht als Nebenkläger zugelassen
Neben Stephan Hensel sollten eigentlich auch die beiden geschädigten Kinder als Nebenkläger auftreten, doch am späten Donnerstagabend entscheid das hanseatische Oberlandesgericht den Sohn nicht als Nebenkläger zuzulassen.
"Wir haben noch keine Gründe und auch ich kann natürlich nicht die Begründung vorwegnehmen. Ich kann aber mitteilen, dass das hier keine Entscheidung ist, die besagt, der Sohn dürfe ganz grundsätzlich hier niemals Nebenkläger sein, sondern die Gründe werden eher im Formalen zu suchen sein. Im Übrigen steht ihm als Geschädigter auch jetzt schon ein Anwesenheitsrecht zu", so Gerichtssprecherin Marayke Frantzen.
Der Antrag, den Sohn nicht als Nebenkläger auftreten zu lassen, sei im Eilverfahren von Block und einem weiteren Angeklagten gestellt worden, so Frantzen weiter.
"Ich finde die Entscheidung gut und richtig, einen 10-jährigen Jungen nicht in ein solches Verfahren mit hereinzuziehen. Zumal der Kindesvater schon im Vorfeld geäußert hatte, die Öffentlichkeit bei der Vernehmung der Kinder nicht ausschließen wollen", sagte Block-Anwalt Ingo Bott (42).

Update, 9.30 Uhr: Christina Block und Stephan Hensel ignorieren sich
Block traf mit ihrem Partner Delling ein und brachte kurzfristig Ingo Bott (42) als Teil ihres Verteidigerteams mit. Nebenkläger und Ex-Mann Stephan Hensel (60) traf kurz nach ihr ein. Beide ignorierten sich zunächst.
Über 100 Medienvertreter, darunter auch mehrere internationale, hatten bereits Stunden vor Prozessbeginn im Strafjustizgebäude gewartet, um einen guten Platz im größten Saal des Hamburger Landgerichts zu ergattern (Saal 237).
Erstmeldung: 6.02 Uhr. Zuletzt aktualisiert: 15.23 Uhr.
Titelfoto: Marcus Brandt/Pool-dpa/dpa