Radikale Kontrollpraxis: Jeder zweite Cannabis-Eintrag in Flensburg kommt aus Bayern

Von Christof Rührmair

München/Flensburg - In keinem anderen Bundesland sind vergangenes Jahr auch nur annähernd so viele Menschen nach dem Cannabis-Konsum am Steuer erwischt worden wie in Bayern.

Auch wenn er nicht zwingend die Fahrtüchtigkeit beeinflusst: Cannabis-Konsum ist 24 bis 72 Stunden lang nachweisbar. Bei häufigem Konsum sogar länger.
Auch wenn er nicht zwingend die Fahrtüchtigkeit beeinflusst: Cannabis-Konsum ist 24 bis 72 Stunden lang nachweisbar. Bei häufigem Konsum sogar länger.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Etwa jeder zweite Cannabis-Verstoß, der 2024 neu im Fahreignungsregister beim Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) eingetragen wurde, wurde aus dem Freistaat gemeldet.

Das geht aus einer aktuellen Statistik des KBA hervor, die die Deutsche Presse-Agentur ausgewertet hat.

Konkret sind es 482 von bundesweit 974. Auf Platz zwei folgt – mit sehr großem Abstand – Nordrhein-Westfalen mit 150 Verstößen.

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Ist Bayern also ein Cannabis-Hotspot? Kaum - eine andere Erklärung ist wahrscheinlicher: Einerseits sorgen Fläche und Bevölkerungsgröße grundsätzlich dafür, dass Bayern bei solchen Statistiken im Normalfall zu den Ländern mit höheren Zahlen gehört.

Andererseits hat der Freistaat eine ausgesprochen harte Linie in Sachen Cannabis, dessen Legalisierung die Landesregierung nach wie vor ablehnt. Letzteres dürfte wahrscheinlich der entscheidende Grund für die Zahlen sein.

"Was sicher ein Faktor sein wird, ist, dass Bayern eine sehr konsequente Kontrollpraxis hat", heißt es dazu auch aus dem Innenministerium in München.

Auch beim Alkohol liegt Bayern vorn

In Bayern fordert die Staatsregierung eine sehr harte Kontrollpraxis, was das Cannabis-Gesetz betrifft – auch im Straßenverkehr.
In Bayern fordert die Staatsregierung eine sehr harte Kontrollpraxis, was das Cannabis-Gesetz betrifft – auch im Straßenverkehr.  © Armin Weigel/dpa

Vergleiche zu anderen Ländern will man mangels Zahlen zur dortigen Kontrollpraxis aber nicht anstellen.

Für die eher strengen Kontrollen spricht, dass Bayern auch bei einer anderen legalen Droge die meisten Verstöße nach Flensburg gemeldet hat.

Bei Alkoholverstößen liegt der Freistaat mit 20.748 von bundesweit 107.384 ebenfalls vorn – allerdings bei weitem nicht so deutlich.

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Aus NRW kamen 17.104 Meldungen. Bei Geschwindigkeitsverstößen liegt Bayern dagegen auf dem dritten Platz, hinter NRW und Baden-Württemberg.

Die allermeisten Cannabis-Verstöße bundesweit wurden übrigens von Männern bis zum Alter von 44 Jahren begangen.

Auf Frauen entfielen nur 77. Bei Alkohol zeigt sich zwar auch eine Häufung bei Männern und in der Altersgruppe bis 44 Jahren, allerdings nicht so stark ausgeprägt wie bei Cannabis. Spezifische Zahlen zu Bayern liegen nicht vor.

Titelfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

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