Bunt und laut: CSD-Teilnehmer ziehen durch Dresden - Neonazis mit Gegenprotest
Dresden - Bunt, farbenfroh, laut und trotz aller Partystimmung mit ernsthaftem Hintergrund: Tausende zogen im Rahmen des Dresdner "Christopher Street Days" (CSD) am Samstag durch Alt- und Neustadt, protestierten für die Rechte Trans- und Homosexueller. Schon das zweite Jahr in Folge probierten Neonazis den Aufzug zu stören, doch das blieb ohne Erfolg.
Alles in Kürze
- Tausende zogen durch Dresden für die Rechte von Trans- und Homosexuellen.
- Neonazis versuchten den Aufzug zu stören, blieben aber erfolglos.
- CSD-Parade startete mit Verspätung auf dem Altmarkt.
- 125 Neonazis folgten einem Aufruf der 'Jungen Nationalisten' in Dresden.
- Polizei nahm Personalien von Demonstranten auf und prüft Straftaten.

Am Mittag wurde es auf dem Altmarkt voll: Sachsens Ministerin für Gesellschaftlichen Zusammenhalt Petra Köpping (66, SPD) eröffnete die CSD-Parade. Vor Ort war auch die erst vergangene Woche ernannte Beauftragte der Bundesregierung für Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt Sophie Koch (31, SPD).
Wäre die Parade nicht mit etwas Verspätung gestartet, hätte sie wohl den braunen Gegenprotest gar nicht mehr mitbekommen. Gegen 10 Uhr folgten rund 125 Neonazis einem Aufruf der Jugendorganisation der "Heimat" (früher: NPD) "Junge Nationalisten" (JN) hinter den Bahnhof Dresden-Mitte.
Angereist waren sie unter anderem aus Bautzen, Altenburg, Brandenburg und Berlin. Aus der Bundeshauptstadt war ein Teil der Schlägertruppe "Deutsche Jugend Voran" (DJV) mit ihrem Anführer Julian M. (23) angereist.
Dieser wurde erst im März vom Berliner Amtsgericht wegen mehrerer Überfälle zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, allerdings am gleichen Tag bis Haftantritt aus der Untersuchungshaft entlassen. Da einige Teilnehmer dieser Demo erst ihr Bier austrinken oder ihre Vermummung ablegen mussten, verzögerte sich der Auftakt.
Polizisten bemerken "Thor Steinar"-Gürtel mit Runenschrift

Gegen 10.30 Uhr konnte Nico Koal (28), "Heimat"-Kreisvorsitzender Niederlausitz, die Versammlung eröffnen, 11.05 Uhr setzte sich der Zug schließlich in Bewegung. Bereits an der Kreuzung zur Schweriner Straße traf die Demonstration auf Gegenprotest, organisiert von "Queerpride Dresden".
Die Versammlung diente nicht zur zum Protest, sondern auch zur Absicherung der Anreise von CSD-Teilnehmern. Drei junge Neonazis brachen daraufhin pöbelnd aus der eigenen Demo aus, landeten aber schnell in einer Maßnahme der Polizei. Die Queerpride wiederum setzte sich hinter die Neonazi-Demo und folgte dieser nun mit etwas Sicherheitsabstand.
In der Freiberger Straße war jedoch Zwangspause: Berliner Zivilpolizisten hatten mehrere Gürtel der in der rechtsextremen Szene beliebten Marke "Thor Steinar" entdeckt. Da der Markenname in Runen geschrieben war, war auf den Gürteln auch die unter Umständen verbotene Sig-Rune zu sehen.
Von den Demonstranten, darunter zwei Kinder, wurden die Personalien aufgenommen. Nun prüft die Polizei, ob eine Straftat oder Ordnungswidrigkeit vorliegt, für die beiden Kinder war die Demo hier vorbei. Ältere Neonazis fixierten ihre gürtellosen Hosen mit Kabelbindern. Außerdem soll ein weiterer Teilnehmer verbotene Parolen mit dem Megaphon skandiert haben. Während der Maßnahmen mussten die Rechtsextremisten 40 Minuten in der Freiberger Straße warten.


Neonazis in polizeilicher Maßnahme und Blockade-Versuch
CSD-Redner erinnert an hohe Zahl queerfeindlicher Gewalttaten in Deutschland

Kaum konnte die Demo weiterlaufen, stellte sich eine Blockade in den Weg. Doch die Polizei leitete den Demozug einfach über die Gegenfahrbahn daran vorbei.
Erst kurz vor 13 Uhr kam er am Altmarkt an, traf dort auf linken Protest und die letzten Paradewagen des CSD, die sich allerdings davon nicht stören ließen. Auch am Endpunkt der Demo am Pirnaischen Platz bekam die JN-Demo nochmal das Ende des CSD zu sehen, wurde aber von dort kaum wahrgenommen.
Die CSD-Parade wiederum lief die Steinstraße hinab, über das Terrassenufer und die Albertbrücke in die Neustadt. Kurz vor dem Alaunplatz gab es eine kurze Zwischenkundgebung.
Ein Redner erinnerte an die hohe Zahl queerfeindlicher Gewalttaten in Deutschland, dann zog die Parade über die Königsbrücker Straße und Augustusbrücke wieder in die Altstadt.



Nach einer kurzen Runde über das Terrassenufer kam der Aufzug gegen 16 Uhr wieder auf dem Altmarkt an und ging in das Straßenfest über. Insgesamt 214 Polizisten waren während der Versammlungen im Einsatz.
Titelfoto: Montage: Eric Münch, Peter Schulze