Demos in Weimar - Bodo Ramelow in Rage: "Und dann kommen solche Arschlöcher"

Weimar - In Weimar ist es am Montag zu Demonstrationen gekommen. Protestiert wurde gegen Faschismus, einmal mehr jedoch auch gegen die Politik der stark in der Kritik stehenden Ampel-Regierung sowie gegen die Landespolitik.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) griff in seiner Rede auf den Ausdruck "Arschlöcher" zurück.
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) griff in seiner Rede auf den Ausdruck "Arschlöcher" zurück.  © Bodo Schackow/dpa

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (67, Linke) erklärte vor Ort, dass er seine Reisepläne abgeändert habe. "Weil ich mich bei euch bedanken will", so Deutschlands einziger linker Ministerpräsident. Applaus brandete auf.

"Ich finde es großartig, wenn die Studierenden der Bauhaus-Universität in Weimar sagen: Nicht mit uns", so der 67-Jährige weiter.

Als Ramelow das Wort "remigrieren" in Zusammenhang mit "Geheimtreffen" in den Mund nahm, korrigierte er sich und meinte: "Nein. Das Wort heißt deportieren. Das heißt Listen aufstellen, das heißt aussortieren. Das heißt festmachen, wer nicht hier hergehört."

Für mehr Lohn sowie aus linker und rechter Szene: Etliche Demos zum 1. Mai in Thüringen
Demonstrationen Für mehr Lohn sowie aus linker und rechter Szene: Etliche Demos zum 1. Mai in Thüringen

Zugleich erklärte er, dass 23 verschiedene Nationen allein am Deutschen Nationaltheater seien, dass die Musikhochschule und die Bauhaus-Universität weltoffen seien sowie dass die jungen Studierenden vom Weimarer Musikgymnasium und von der Musikhochschule "unsere" Botschafter seien.

Sie würden in die ganze Welt geschickt, damit Musik auf der ganzen Welt mit Weimar verbunden würde. "Und dann kommen solche Arschlöcher und sagen: Wir wollen sie raustun." Es wurde erneut applaudiert.

Demo in Weimar: Keine "Zwischenfälle" bekannt

An der Veranstaltung auf dem Wielandplatz nahmen zwischenzeitlich circa 3000 Menschen teil.
An der Veranstaltung auf dem Wielandplatz nahmen zwischenzeitlich circa 3000 Menschen teil.  © Bodo Schackow/dpa

Die Kundgebung auf dem Wielandplatz fand unter dem Motto "Nie wieder ist jetzt - Weimar gegen Faschismus und für Demokratie" statt. Laut Polizei versammelten sich zwischenzeitlich circa 3000 Menschen. Es sei weder zu Störungen noch zu sonstigen "sicherheitsrelevanten Zwischenfällen" gekommen, hieß es.

In diesen Tagen kommt es bundesweit zu Demonstrationen gegen Rechtsextremismus respektive Faschismus. Hintergrund ist ein rechtes Geheimtreffen, bei dem laut Berichten über die Massendeportation von Menschen mit Migrationsgeschichte beraten wurde.

Rückwanderung (oder Remigration) bezeichnet laut Bundeszentrale für politische Bildung "die Rückkehr von Migrantinnen und Migranten in ihr Herkunftsland bzw. an den Ausgangsort ihrer Migration".

Tag der Arbeit in Dresden: Wo heute demonstriert wird
Demonstrationen Tag der Arbeit in Dresden: Wo heute demonstriert wird

Eine Rückwanderung erfolgt den Angaben nach vor allem dann, "wenn der individuell oder kollektiv wie auch immer definierte Erfolg oder Misserfolg im Zielgebiet die Rückkehr möglich oder nötig macht".

Seit einigen Jahren werde der Begriff "Remigration" verstärkt von rechtspopulistischen und rechtsextremen Akteuren genutzt und im Sinne ihrer Ideologie politisch umgedeutet, heißt es - "als Euphemismus für die Forderung nach massenhaften Ausweisungen von Menschen mit Migrationshintergrund."

Wöchentlich stattfindende Versammlung

Nahezu zeitgleich zu der Veranstaltung auf dem Wielandplatz fand im Bereich des Theaterplatzes eine Kundgebung mit anschließendem Innenstadtaufzug statt. Laut Polizeiangaben handelte es sich um eine angemeldete und in der Regel wöchentlich stattfindende Versammlung, die sich fortwährend systemkritisch mit der aktuellen Bundes- und Landespolitik auseinandersetzt.

Diese Versammlung fand mit insgesamt circa 550 Versammlungsteilnehmern statt. Auch hier sei es nicht zu weiteren Störungen oder sonstigen "sicherheitsrelevanten Zwischenfällen" gekommen, teilten die Beamten mit.

Titelfoto: Bodo Schackow/dpa

Mehr zum Thema Demonstrationen: