Brennpunkt Kottbusser Tor: Wie leicht lassen sich hier Drogen kaufen?

Berlin - Drogen, Dreck und Diebstahl: Das Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg ist berühmt-berüchtigt. Tausende Anzeigen nimmt die Polizei jährlich an diesem kriminalitätsbelasteten Ort auf. YouTuber Marvin Wildhage (27) wagte sich in den Brennpunkt, wo Gewalt im Stundentakt passiert.

Am U-Bahnhof-Ausgang bietet ein Dealer Marvin Wildhage (27, l.) Drogen zum Kauf an.
Am U-Bahnhof-Ausgang bietet ein Dealer Marvin Wildhage (27, l.) Drogen zum Kauf an.  © Screenshot/YouTube/MarvinWildhage

In seinem neuesten Video "Berlins Schattenwelt: Leben und Überleben am Kottbusser Tor" will sich Wildhage ein eigenes und umfassendes Bild des Drogen-Hotspots verschaffen.

Dabei stellte er eine Woche lang den Ruf des Kotti, wie er liebevoll genannt wird, auf den Prüfstand und spürte der Frage nach: Wie leicht kommt man an diesem Umschlagplatz an Drogen?

Wildhage habe es kaum aus dem U-Bahnhof geschafft, da habe ihn schon direkt jemand gefragt, ob er etwas kaufen wolle, berichtete der Journalist überrascht und erschrocken. "Ich hätte ehrlicherweise nicht gedacht, dass das Ganze so offensichtlich und auch so aggressiv passiert." Gekauft hätte er aber nichts, sondern Ausreden erfunden und die Beine in die Hand genommen.

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Doch wie kann es sein, dass Drogendeals problemlos und rund um die Uhr stattfinden? Der 27-Jährige befragte dazu seinen Kumpel Burak Caniperk, der Sozialarbeiter im Berliner Ortsteil Schöneberg ist.

"Ich glaube, dass die meisten Umkehrplätze haben und dass sie die 100 Gramm nicht am Körper tragen, sondern immer nur auf Bestellung holen, wenn du so willst", erzählte Caniperk. Der Streetworker warnte vor dem Rattenschwanz an Folgen, der mit dem Drogenhandel einhergeht: Kriminalität und Anwohner, die sich gestört fühlen.

Kottbusser Tor ist als Drogenumschlagplatz voller Gewalt und Kriminalität bekannt

Im März 2023 eröffnete am Kotti eine umstrittene neue Polizeiwache.
Im März 2023 eröffnete am Kotti eine umstrittene neue Polizeiwache.  © Annette Riedl/dpa
Wildhage sprach am Kotti mit dem Schöneberger Sozialarbeiter Burak Caniperk (r.).
Wildhage sprach am Kotti mit dem Schöneberger Sozialarbeiter Burak Caniperk (r.).  © Screenshot/YouTube/MarvinWildhage

Wildhage befragte Drogenkonsumenten zur Gewalt vor Ort. "Vor ein paar Wochen hat ein Typ einer Frau auf die Fresse gehauen - aber richtige Bomben", erzählte ihm ein Mann. Irgendwann sei er dazwischen gegangen und habe den Typen weggedrängt.

"Der geht sofort in die Ecke, holt sich ein Fahrradschloss und zieht es mir über den Schädel." Angriffe mit einer abgebrochenen Flasche, einem Messer oder Tränengas, das seien "ganz normale Fälle", gab der Mann zu Protokoll.

Auch Kriminalität unter den Drogenabhängigen sei an der Tagesordnung. Das Video zeigt, wie ein nicht mehr ansprechbarer Mann von seinen Freunden beklaut wird, anstatt Hilfe zu holen.

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Da Wildhage auch immer wieder dieselben Gesichter am Kotti sah, suchte er das Gespräch und ließ sich von den Gestrandeten ihre Geschichten und Schicksale erzählen.

Viele Abhängige hätten nie gelernt, psychisch mit Krisen umzugehen, erklärte Caniperk und ergänzte um die langsamen Mühlen des Jobcenters und der Hilfestellen.

Das komplette Video "Berlins Schattenwelt: Leben und Überleben am Kottbusser Tor" ist seit Montag (29. April) auf YouTube abrufbar.

Titelfoto: Screenshot/YouTube/MarvinWildhage

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