Dresden - Die neue Carolabrücke soll mit vier Autospuren gebaut werden. Dafür stimmte der Bau-Ausschuss nach langer Diskussion hinter verschlossenen Türen in der Nacht zum Dienstag. Das Votum gilt als Vorentscheidung für die Doppelsitzung des Stadtrats am Donnerstag und Freitag, auf der sich die Räte aber noch anders entscheiden können.
Nach mehreren Sitzungen des Fachausschusses gibt es jetzt eine Empfehlung für die mit Spannung erwartete Grundsatzentscheidung zum Brückenneubau im Stadtrat.
So fand der gemeinsame Antrag von CDU, Team Zastrow (TZ) und FDP/FB, der unter anderem eine vierspurige Brücke vorsieht, eine Mehrheit von sieben zu fünf Stimmen. Während sich die Räte von AfD und BSW dem Bündnis anschlossen, stimmten SPD, Grüne, Linke und PVP dagegen.
Weitere Eckpunkte des Beschlusses vom Montag: Die Stadt soll nach Ausschreibung vier erfahrene Planungsbüros beauftragen, die Entwürfe machen sollen. Dieses Verfahren begleiten soll ein Gremium aus Mitgliedern des Stadtrates und Verwaltung.
"Die letzte Entscheidung soll dann der Stadtrat treffen", erklärt Veit Böhm (60, CDU). TZ-Fraktionschef Holger Zastrow (56): "Der Rat lässt sich das Zepter damit nicht aus der Hand nehmen und überlässt die Entscheidungen nicht der Stadtverwaltung."
Stadtrat Stefan Engel befürchtet späteren Baustart
Die SPD hingegen, die für drei Spuren plädierte, befürchtet nun eine breitere Brücke um die 40 Meter (bislang 33 Meter) und infolge Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe. Auch 15 Verkehrsexperten hatten solche Sorgen geäußert.
"Es ist haarsträubend, wie der Rat der Dresdner Verkehrswissenschaft ignoriert wird. Eine vierspurige Brücke ist überdimensioniert und erreicht Autobahnbreite", kritisiert SPD-Rat Stefan Engel (32).
Außerdem erwartet er mit dem Beschluss und der intensiven Ratsbeteiligung nun kein schlankes Verfahren mehr und damit keinen Baustart vor 2028. "Der Stadtrat sollte am Donnerstag zur Vernunft kommen", mahnt er. Weiterhin sei ein Entscheid ohne Vorfestlegung der Spurenanzahl möglich.
Böhm will die Kritik so nicht gelten lassen. Aus seiner Sicht wäre jetzt eine um die 37 Meter breite Brücke (ein- bis zweizügig mit vier Autospuren, Gleisen und Radwegen) möglich, die sich damit auch an der Kosten-Planung der Verwaltung von rund 140 Millionen Euro orientiere. Auch sei aus seiner Sicht kein längeres Bauverfahren zu erwarten.
Der Plan sei weiterhin, im Herbst 2027 oder Frühjahr 2028 anzufangen, 2029 eine Teilfreigabe für die ÖPNV-Nutzung zu erreichen und spätestens 2031 mit dem gesamten Bauwerk fertig zu werden, so Böhm. Ob der Rat dem Ausschuss-Votum folgt, bleibt aber abzuwarten.