Darum warnt die Dresdner SPD vor vierspuriger Carolabrücke
Dresden - Während am Montagabend im Bauauschuss hinter verschlossenen Türen über Verfahren und Eckpunkte des Wiederaufbaus der Carolabrücke diskutiert wird, warnt die SPD vor einer Variante mit vier Autospuren. Diese würde etwa acht Meter breiter als zuvor ausfallen - mehr als doppelt so geräumig wie etwa die Augustusbrücke.
Alles in Kürze
- SPD warnt vor vierspuriger Carolabrücke in Dresden.
- Vierspurige Brücke würde acht Meter breiter als zuvor ausfallen.
- SPD-Stadtrat Stefan Engel lehnt Autobahnbrücke in der Altstadt ab.
- Mehrkosten im zweistelligen Millionenbereich durch breitere Brücke befürchtet.
- Team Zastrow hält trotz Kritik an vier Spuren fest.

Die Carolabrücke, deren Trümmer aktuell weiter abgebaggert werden, maß 33 Meter Gesamtbreite. Durch neuere Standards bei Spurbreiten und der Berücksichtigung von Radwegen würde ein Neubau mit den gewohnten drei Brückenzügen und vier Autospuren auf 41 Meter anwachsen, wie eine Vorlage des Rathauses zeigt.
"Was die Stadt jetzt baut, wird die Dresdner Innenstadt über Jahrzehnte prägen. Ich glaube, den wenigsten ist klar, wie massiv eine Brücke mit über 40 Metern Breite wirklich ist", sagt SPD-Stadtrat Stefan Engel (32). "Niemand braucht eine Autobahnbrücke mitten in der Altstadt."
Zum Vergleich: Die A4-Elbbrücke ist 43 Meter breit, die Waldschlößchenbrücke 28,5 Meter, die Albertbrücke 22 Meter, die Marienbrücke 20,5 Meter und Augustusbrücke sowie Blaues Wunder (mit Fußwegen) je 18 Meter.
"Eine viel breitere Brücke wird mehr kosten und sicherlich nicht schneller gebaut", so Engel. Die SPD geht von Mehrkosten im zweistelligen Millionenbereich aus, die auf die kalkulierten Mindestkosten von 140 Millionen (bei ähnlicher Breite wie zuvor) noch hinzukämen.
"Der Stadtrat sollte auf Experimente verzichten und sich an der alten Brückenbreite orientieren", fordert Engel.




Team Zastrow will weiterhin vierspurige Brücke

Auch 15 Verkehrswissenschaftler sprachen sich in einem Positionspapier für eine drei- oder zweispurige Brücke aus, was auch Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) vorm Hintergrund des zurückgehenden Autoverkehrs als "bedarfsgerecht" ansieht.
"Eine Lösung mit vier Fahrstreifen ist dabei aus fachlicher Sicht überdimensioniert, zu teuer und deutlich nachteilig für das Stadtbild", teilen die Forscher mit, darunter auch der frühere Straßenbauamtsleiter Reinhard Koettnitz (69).
Vor der Stadtrats-Doppelsitzung am Donnerstag und Freitag, auf der ein Neubau auf den Weg gebracht werden soll, hält das Fraktions-Bündnis CDU, Team Zastrow (TZ), FDP/FB an vier Spuren fest.
Auch vor dem Bau der Waldschlößchenbrücke habe es entsprechende Warnungen gegeben, so TZ-Fraktions-Chef Holger Zastrow (56). "Zum Glück hatte die Bürgerschaft sich damals nicht beeindrucken lassen."
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel (2)